Volltext: Dachsteinfahrten

Dachsteinfahrten 55 
aufgeweichten Firn zur Schlucht hinab und langten noch verhältnismäßig früh am 
Nachmittage bei der Hütte an. 
„Vor Kälte ist die Luft erstarrt, 
Cs kracht der Schnee vor unfern Tritten, 
Cs dampft der Hauch, es klirrt der Bart, 
Nur fort, nur immer fortgeschritten! . . Lenau 
Am Sckneeictmdenüber" ümöaUltatt *inb so steil, daß der Schiläufer 
wSSK etwÄ'"We £l"b"W'"*'"" in 
Nirgends auch dürften die ersten Bretteln größeres Aufsehen erregt haben und selbst 
heute, wo der Ort schon zum Sitz eines rührigen Schiklubs geworden ist, gibt es 
dort noch Stammtischrunden, die mißbilligend das Haupt schütteln, wenn wieder so 
ein paar „narrische Teiseln" mit dem Cder, den beiden Seethaler oder dem Hüdl in 
den ewigen Winter hinaufgezogen sind. Scheinen ja auch die Verge noch immer zu 
fragen: Was wollt ihr mit den langen Hölzern denn um Himmels willen bei uns 
heroben? 
Gar so spröde aber, wie man glauben sollte, sind die Verge doch nicht. Freilich 
Rutscherlwiesen, Übungsplätze und Sprunghügel werden dort nicht leicht zu finden 
sein. Dafür aber öffnen sich dem Kundigen geheime Pforten in Schneeschuhgefilde, so 
eigenartig schön und endlos weit, wie sie wohl keine andere Alpengegend mehr besitzt. — 
Dort, wo der Reitweg zur Simonhhütte den Schatten der Tropfwand verläßt, um 
„im Schnecken" zur Martinswand emporzuklettern, klafft rechter Hand, von schroffem 
Fels umschlossen, eine Schlucht, durch die man unvermittelt zur schönen, beinahe kreis- 
runden Doline der G r u b e n a l m, 1219 einem ehemaligen Seeboden, gelangt. 
Dahinter zieht sich, anfangs nur wenig ausgeprägt, nahe den Grünkogelwänden ein 
Tälchen durch den Wald hinan, zerspaltet als kurze, steile Klamm — von unserer 
Vrettelgilde zur Erinnerung an die schisportliche Leistung eines Freundes „Major- 
kamin" getauft — eine etwas mehr als zimmerhohe Wand und läuft, allmählich breiter 
werdend, durch die Mulde der einstigen Cbnerbergalm in das weite, sanfte 
Becken aus, das auf der Karte den Namen „H o ß w a n d a l m", 1728 trägt. Beide 
Almen sind nämlich einem kaum mehr „edel" zu nennenden Iagdvergnügen zum Opfer 
gefallen. Nur der — zum Glück bereits als öffentlich erklärte — Weg und zwischen 
wucherndem Unkraut vermodernde Balken gemahnen uns inr Sommer an eine bessere, 
längst vergangene Kulturepoche. 
Auswärtige Turisten kommen um die Zeit nicht allzuoft in diese Gegend. Erst 
wenn der Winter alles unter seiner weißen Flut verdeckt und die Bäume mit ttef 
herabgebogenen Zweigen wie Riesenpinguine an den Hängen stehen, gewinnt das Tal 
erhöhtes Interesse, weil hier die idealste Schneeschuhabfahrt in der gesamten Dach- 
steingruppe, zugleich der kürzeste und schönste Winterweg zur Adamekhütte, 
2196 m,durchführt. Die von Rudolf Lettner-Bad Ischl und Genossen zuerst besah- 
rene Route biegt von der Hoßwandalm südöstlich am Rande der „Zirmgrube" in das 
„Weittal" ab, und zwar in die südliche der beiden, durch den spitzen Weittal-Gschlößl- 
kogel, 2166 m,getrennten Mulden, ersteigt in steilen Kehren die H o ß w a n d - 
scharte, 2197 m,und führt jenseits, den unteren Teil des „Schneelochs" querend, 
um die vorspringende Felsnase des Schreiberwandecks herum, zum Großen Gösau- 
gletscher, an dessen Rand die Hütte liegt. Bei günstigen Verhältnissen läßt sich die 
Strecke von Hallstatt aus in sechs Stunden zurücklegen, sie führt noch Ende Mai gs- 
nügend Schnee, um eine prächttge Abfahrt bis nahe zur Tropfwand zu verbürgen, 
wobei man nur durch den „Majorkamin" für Augenblicke zum Ablegen der Schneeschuhe- 
genötigt wird.
	        
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