Volltext: Landsturm im Hochgebirge

solchem Maße, daß die Loslösung von dieser gastlichen 
Stätte immer schwerer fieh Der Mannschaft dagegen 
war Gelegenheit geboten, in den freien Abendstunden 
das gut geführte Dorfwirtshaus aufzusuchen, wenn sie 
es nicht vorzog, in ihren warmen Unterkünften zu 
bleiben. 
Die goldige Retablierungszeit ging ihrem Ende zu.*) 
Damit schloß ein Zeitabschnitt, der sich tief in unser 
Gedächtnis eingegraben hat. War es auch eine Periode 
voller Mühen und wurde insbesondere das viele Exer¬ 
zieren Offizieren und Mannschaften gleich mißliebig, 
so lebte man doch in sorgenloser Fröhlichkeit dahin, 
hatte bequeme Unterkünfte und gute, ausreichende 
Kost. Nachträglich wurde man sich auch darüber klar, 
daß der innere Wert des Baons und die so notwendige 
Disziplin durch das stramme Exerzieren nur gewonnen 
hatten. 
Der 22. Feber sah uns auf dem Marsche weiter ins 
Tal hinein, nach Obertilliach. Ist das Gailtal um Gärber 
und Leiten noch schmal und von steilen Bergen ein¬ 
geengt, so wird es nun immer breiter und bei Ober¬ 
tilliach ansehnlich und offen. Die Gail fließt dann in öst¬ 
licher Richtung nach Kärnten weiter. Die Abflüsse des 
Karnischen Kammes laufen recht1 ' ' 3 hinein, 
laufe flach und harmlos dahinplätschernd. 
Durch diese tief eingeschnittenen Täler sollten wir 
bergwärts ziehen, auf die Höhe des Kammes, der hier 
wie in unsern früheren Stellungen am Frugnoni—Eisen¬ 
reich gegen 2600 m hoch reicht. Obertilliach, bei¬ 
läufig 1400 m hoch gelegen, blieb der Ausgangspunkt 
für diese Aufstiege und der Sitz unseres Baonskom- 
mandös. Es steht ganz reizend auf einem alten Schutt¬ 
kegel ausgebreitet, gegen Norden durch den Höhenzug 
der Gailtaleralpen geschützt, den ganzen Tag von der 
Sonne beschienen. Friedlich schaute der steile Gipfel 
*) Am 14. Februar erhielten wir neuerliche Verstärkung, die 
6. Marschhalbkompagnie; mit ihr kam Kadett Oskar Jilek und 
die Kadettäspiranten Dr, Anton Thurner und Josef Horner. 
Hocbgebirgswinter 
in ihrem oberen Teile reißend 
Unter- 
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