Volltext: Landsturm im Hochgebirge

die vor unserer Front liegenden und freigegebenen 
Berge Nuvolau, Averau, Monte Pore etc. in Besitz, 
grub sich in jeder Etappe ein, schob sich dann wieder 
vor und wiederholte den gleichen Vorgang. Auch seine 
Artillerie brachte er allmählich heran. Wir beobach¬ 
teten dieses Vorrücken von unseren Höhenstellungen 
aus und konnten teils mit freiem Auge, teils mit unsern 
Feldstechern alle interessanten und aufregenden Pha¬ 
sen verfolgen. 
Das erste Gefecht hatte ein Zug der 1. Komp, unter 
Kadett Salzner zu bestehen. Dieser Zug war zu Siche¬ 
rungszwecken über Arabba durch das Cordevoletal auf 
den gegenüberliegenden Höhenzug (Pordoi—Mezzodi— 
Mte. Padon) hinaufbeordert worden, hatte dann den 
Paß Padon (2360 m) besetzt und sich in die dortigen 
Schneemassen eingegraben. In der Nacht des 26. Mai 
1915 wurde er von drei Alpini-Kompagnien angegriffen 
und wehrte sich stundenlang mit Gewehrfeuer gegen 
den übermächtigen Gegner. Erst angesichts der Ge¬ 
fahr, umzingelt und gefangen zu werden, zog er sich 
ohne Verluste zurück. Ein wunderbarer klarer Morgen 
machte es uns auf der diesseitigen Höhe möglich, mit 
unsern Feldstechern den interessanten Vorgang zu be¬ 
obachten, auf den uns schon lange zuvor das heftige 
Gewehrgeknatter aufmerksam gemacht hatte. Von der 
Kälte und den Strapazen des Aufenthaltes körperlich 
sehr hergenommen, rückten diese Mannschaften nach 
einigen Stunden zu ihrer Kompagnie ein; aus ihren 
Augen sah noch das Entsetzen und die Aufregung des 
ersten Gefechtes. 
Einige Tage darauf bemerkten wir auf diesem Passe 
wieder lebhafte feindliche Bewegung und konnten zu 
unserm Erstaunen beobachten, daß die Italiener Ge- 
birgsgeschütze in Stellung brachten. Einige Zeit nach¬ 
her schickten sie schon ihre Schrapnellgrüße zu uns 
herüber, doch war anscheinend die Entfernung von 
6—7 km für die Porte der kleinen Geschütze zu weit 
und daher die Treffsicherheit sehr gering. Sie richteten 
ihr Feuer hauptsächlich auf die Campolungostraße, das 
Cherzplateau und die Stellung der 1. Kompagnie. 
Waren von drüben die Abschüsse vernehmbar, so 
spitzten wir die Ohren, surrten dann die Geschosse auf 
15
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.