Volltext: Landsturm im Hochgebirge

rückte nochmals ein Ersatztransport an, er brachte 
2 Offiziere, 87 Polen, Ruthenen und Juden.*) 
Große Hoffnungen wurden neu geboren, als Ge¬ 
rüchte vom russischen Sonderfrieden auftauchten. Ein 
Kern liegt ja jeder solchen Nachricht zugrunde. Opti¬ 
misten erwarteten nun baldigsten Friedensschluß und 
hofften für die Mittelmächte große Vorteile. Sie 
setzten sich dadurch mit der gegnerischen Gruppe des 
Baons in argen Widerstreit, die den Glauben an einen 
Sieg der Mittelmächte bereits verloren hatte. 
Kurz vor Weihnachten gelang es trotz der schweren 
Abkömmlichkeit, einen größeren Schub von Offizieren 
und Mannschaften auf Urlaub zu bringen. Diese Glück¬ 
lichen! Die Zurückgebliebenen feierten ihr viertes 
Weihnachten! Man sah wieder brennende Christ- 
bäume und hörte Weihnachtslieder, hierzulande unge¬ 
wohnte Dinge. Doch keinerlei Zubußen trafen ein, 
nicht einmal die Menage konnte aufgebessert werden. 
Die Vorräte des besetzten Venetien waren zum 
größten Teile schon auf gebraucht und die arme Heimat 
hatte nichts mehr abzugeben. Auch in anderer Hin¬ 
sicht gingen die Feiertage spurlos vorbei, über Korps¬ 
kommandobefehl mußte sogar an den Feiertagen ge¬ 
arbeitet werden. 
Ein Großteil der Feldbahn von Primolano herauf 
war unterdessen fertig geworden. Täglich kam damit 
eine Unzahl von Artilleriegeschossen aller Kaliber in 
Arten angerollt, die von der jeweils diensthabenden 
Kompagnie abgeladen und auf die Munitionskolonnen 
aufgeteilt werden mußte. Die schwere Arbeit paßte 
unsern Leuten recht wenig. Sahen sie aber zum 
Mte. Grappa hinauf und hörten dem Dröhnen der 
Geschütze zu, so wurde ihnen anders zumute und sie 
waren froh, auf eine Weile diesem Hexenkessel ferne 
zu stehen. 
In Arten konstituierte sich auch wieder die ,,165er 
Liedertafel“, die an manchen Abenden in der Offiziers¬ 
messe auftrat und auch bei unsern Militärgottesdiensten 
*) Das Baon verlor in Arten einige wichtige Stützen, hervor¬ 
ragende Offiziere, liebe Freunde, treue Kameraden. Oblt. Tecini, 
Ing, Zänker und Hugo Schneider schieden aus unseren Reihen 
und mußten anderweitige Dienste übernehmen. 
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