Volltext: Neuer Braunauer Kalender 1865 (1865)

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Branntwein, Kaffee und Thee sind jetzt beliebte Getränke. 
Durch den Genuß geistiger Getränke wird die Menge der 
auszuathmenden Kohlensäuere verringert, und ein Theil des 
eingeathmeten Sauerstoffes den Fett- und Eiweißstoffen des 
Körpers entzogen. Daher ist der Branntweingenuß für die 
fleischessenden Nordländer gar nicht nachtheilig; das Fett 
welches hiebei nicht verbrennt, sammelt sich unter der Haut 
an und schützt als schlechter Wärmeleiter gegen die Kälte. 
Geistige Getränke in Verbindung mit Fleischkost wirken auf 
den Südländer verderblich. Unser Arbeiter ißt weniger und 
trinkt dazu Branntwein, damit er Fett und Eiweißstoffe 
spart, und die Ausgaben des Körpers auf Kosten der Kraft 
und selbst endlich des Geldbeutels ermäßigt. Wir wollen 
durch Aufnahme von geistigen Getränken billiger essen, und 
gleichsam vom Munde absparen; es ist aber für unser kör¬ 
perliches Wohl vorteilhafter, abgenützte Gewebe durch neue 
zu ersetzen, als Gewebe sparen. 
Der Wein ist die Milch der Greise. Der Greisenkörper 
muß mit den Ausgaben sparen; die Ausgaben und Ein¬ 
namen seines Körpers stehen im Mißverhältnisse, man muß 
trachten die Trägheit des Stoffwechsels künstlich in größere 
Thätigkeit umzuwandeln. Wein mäßigt die Ausgaben und 
erhält bett Stoff und die Kraft. Eit! Gläschen guter alter 
Wein fördert die Verdauung und den Schlaf bei alten 
Leuten. Guter Wein in Armen- und Versorgungs-Häusern 
ist ebenso nothwendig, als gute Milch in Findelhäusern. 
Das Bier^ ist ein nährendes Getränk, welches durch 
seinen Weingeistgehalt auch den Stoffwechsel anregt und die 
Ausgaben des Körpers sparen hielft; gutes Bier, mässig 
getrunken — ist der Ernährung zuträglich; doch müssen Bier¬ 
trinker größere Körperbewegungen machen, um die Verdau¬ 
ung nicht zu stören. 
Die Milch ist weißes Blut; es enthält alle Nährstoffe 
wie das Blut. Eine stickstoffreiche Nahrung vermehrt die 
Menge der Milch. Fleischkost, unterstützt von Fettbildern 
(nemlich Reis, Kartoffeln, leichten Mehlspeisen und etwas 
Hülsenfrüchten) bereichern die Milch mit Nährstoffen; wäh¬ 
rend die Milch bei Genuß von Obst und Gemüsen arm an
	        
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