Volltext: Neuer Braunauer Kalender 1901 (1901)

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,»Die erwartete Geldsendung ist nicht eingetroffen, doch in wenigen Tagen 
kann ich all meinen Verpflichtungen nachkommen. Sie würden mir einen großen 
Gefallen erweisen, wenn Sie nur dies eine Mal noch die Auslage für mich machen 
wollten und mir diese dann auf meine Rechnung setzten." 
„Das könnte mir einfallen!" war die Antwort. „Nun ist's genug!" Dann mit 
schrillem Tone hörte man die weinerliche Stimme weiter: „Für die letzten drei 
Monate, da Sie hier gewohnt haben, ich Sie bedient und beköstigt und dazu noch 
baares Geld aus meiner Tasche geliehen habe, habe ich noch keinen Pfennig aus 
Ihrer Börse gesehen. Ich mußte das Frachtgeld für Ihren alten Phonographen 
auslegen. Jetzt bin ich solcher Versprechungen müde, ich stunde Ihnen nicht länger. 
Wenn Sie nicht gleich Anstalten machen, mir jetzt mein Geld zu geben, so werde 
ich andere Schritte thun. Es wird wohl noch Gesetze im Lande geben, die eine arme 
Witwe gegen Herren Ihrer Art schützen." 
„Frau Budkins", antwortete meine Stimme deutlich, „hören Sie mich, ich 
will Sie in ein Geheimniß einweihen. Ich verlobe mich in den nächsten Tagen mit 
einem reichen jungen Mädchen der Nachbarschaft. Wenn Sie nur noch ein wenig 
Geduld haben wollen, dann werde ich fähig sein, Ihnen bis auf Heller und Pfennig 
meine Schulden zu bezahlen; und dazu bekommen Sie noch ein schönes Geschenk. 
Aber wenn Sie Schritte gegen mich thun wollen, ruiniren Sie mich und ich bin 
niemals im Stande, Ihnen auch nur einen Pfennig abzuzahlen. Das ist die volle 
Wahrheit, bedenken Sie das und handeln Sie, wie eine vernünftige Frau 
handeln würde." 
Hier wurde unsere Unterredung durch das Läuten der Glocke, die die Wirthin 
abrief, unterbrochen. Der Phonograph wiederholte das Klappern der Thüre, wie die 
Wirthin hinausging. Die Walze dreht sich zwei Sekunden lautlos — dann hörte 
ich Arabellas Stimme. 
„Geehrter Herr!" sagte sie, „nehmen Sie meine besten Glückwünsche zu Ihrer 
Verlobung mit einem reichen jungen Mädchen aus Ihrer Nachbarschaft entgegen. 
Ich bin begierig, es kennen zu lernen. Sie werden mir die Dame doch vorstellen 
und bei uns einführen? Ihr Antrag an mich war natürlich ein Scherz, allerdings 
schlecht gewählt. Doch ich will Ihnen unter einer Bedingung vergeben: Sie müssen 
mir bei Ihrer Braut eine Einladung als Brautdame zu Ihrer Hochzeit erwirken, 
dann werde ich immer Ihre Freundin bleiben. Adieu!" 
Ihre Stimme war nicht mehr zu hören, doch aus dem Apparat kam ein seltsam 
gurgelnder Ton, der sich wie unterdrücktes Lachen anhörte. 
Wüthend schleuderte ich den elenden Phonographen zu Boden. Ade Braut, 
ade Mitgift! 
Seit diesem Vorfall bin ich ein geschworener Feind aller Erfindungen der Neuzeit. 
„Iw mtmn JfrnjW ffro i Jtfe!" 
Erinnerungen an 1848- 49 von Julius Beranek. 
Du Donnerwetter! Oes Saffra übereinand! Hab' i Euch denn nit g'sagt daß 
3hr die Monturen nit zum Ofen hangen dürft!" So raifonierte Corporal Stephan 
Schetch mit dem Missethäter, durch dessen Verschulden in zwei weiße Waffenröcke
	        
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