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„'Bo, Alterle!" lachte der Wachtmeister und faßte den
Hannes am Kragen! jetzt bist Du wieder ganz im Badischen,
und jetzt marsch mit Dir nach Mosbach, mein Hämischen!"
„O lieber Wachtmeister!" jammerte der Hannes und
rieb den mißhandelten Körpertheil: „lassen Sie mich nur
10 Minuten aus einem fühlen Sandhaufen sitzen, dort vor
der Thür ist einer. Vielleicht haben Sie auch einen Schnaps?"
Er ging traurig seines Weges, um wieder eine Portion
„Fünfundzwanzig" auszufassen; ganz schlotternd wackelte er
dahin und beneidete die Kühe, die wohlgemuth ihr frisches
Gras, das Lieblingsfutter, sich schmecken ließen. Dem Hannes
fielen wieder die Knackwürste und der prachtvolle Schinken
ein. Grausames Verhängniß!
Der Hannes hat schon längst seine letzte Wurst gestohlen
und ist begraben; auch die letzte Prügelstrafe ist abgeschafft;
aber der merkwürdige Backofen steht noch.
Was eine Mutter ist.
Wenn sich das Knäblein an die Mutter schmiegt
Und sie dabei so innig kost unb herzt,
Wenn sie besorgt es an ben Busen brückt,
Sobalb sie befürchtet, baß es etwas schmerzt;
Wenn sie mit Wehmuth ihm unb voller Angst
Die Thränen von ben kleinen Augen küßt,
Bis sein Gesichtchen wiebet heiter lacht;
Ahnt er noch nicht, was eine Mutter ist.
Reißt sich der Knabe von bes Vaters Hanb,
Die ihn gestraft, mit bitterm Weinen los,
Unb sucht in feiner Traurigkeit
Getrost die Zuflucht in ber‘Mutter Schooß,
Die ihm mit einer Mahnung sorgsam zwar,
Doch auch mit Milbe in bie Arme schließt,
Bis seine Klage unb fein Herz verstummt:
Da merkt er schon, was eine Mutter ist.