Volltext: 9. Heft 1914 (9. Heft 1914)

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betn General ber nahestehenben österreichisch-nngarischen 
Trnppen überbrachte. Sie konnte ihrem Vaterlanbe 
noch wieb erholt ben gleichen Dienst leisten, bis bie 
Kosaken sie überraschten, gefesselt abführten unb nieber¬ 
schossen. Der General ber österreichisch-ungarischen 
Truppe nahm sich ber beiben Kinber ber Gefallenen an. 
Der gewaltige Druck, ben bas Vorgehen ber russi¬ 
schen Übermacht in Galizien auf bte gesamte Kriegs¬ 
führung Österreich-Ungarns ausübte, äußerte sich in ge¬ 
wisser Weise auch in ben Operationen auf betn serbisch¬ 
montenegrinischen Kriegsschauplatz. Wenn bte Serben 
baraus folgerten, Österreich-Ungarn habe alle entbehr¬ 
lichen Streitkräfte auf ben nörblichen Kriegsschauplatz 
geworfen unb fei im ©üben nicht mehr zu fürchten, 
so war bas freilich ein Irrtum, ben bte ©erben selbst 
am schwersten zu büßen hatten. Aber ber wahre Kern 
in bieser Auffassung war, baß Österreich-Ungarn aller- 
bings ein weiteres Einbringen in Serbien unb bessert 
völlige Nieberwerfung auf ben Zeitpunkt aufsparen 
wollte, wo bie Kriegslage int Norben weiter geklärt sein 
würbe. Deshalb würbe bie Angriffsbewegung auf 
serbischem Gebiet 
vorläufig nicht fort¬ 
gesetzt; man be¬ 
gnügte sich bamit, 
bas Grenzgebiet be¬ 
setzt zu halten, bie 
Bewegungen bet 
serbischen Truppen 
zu beobachten unb 
sich für einen neuen 
Vormarsch nur be¬ 
reit zu halten, wenn 
sich sonst irgenb- 
wie bie Lage zum 
Nachteil Österreich- 
Ungarns verschie¬ 
ben sollte. Einst¬ 
weilen war Serbien 
von seinen Ver- 
bünbeten so gut wie 
abgeschnitten. Von 
ben neutralen Nachbarn konnte Bulgarien, wenn bie 
Volksstimmung bie Oberhanb gewann, jeben Augenblick 
zu einem erbitterten Feinbe werben. Die im Bukarester 
Frieben erst vor kurzer Zeit erworbenen neuen Gebiets¬ 
teile bilbeten mit ihrer zum Teil albanischen unb bul¬ 
garischen Bevölkerung für ben serbischen Staat eher ein 
feindseliges Element als einen Gewinn. Die Zuführung 
von Kriegsmaterial von außen war so ziemlich ausge¬ 
schlossen. Österreich-Ungarn brauchte hiernach bie Ab¬ 
rechnung mit Serbien nicht zu übereilen. 
Die Durchführung bieses Programms, bas einen 
gewissen Stillstanb ber Operationen für einige Zeit in 
sich schloß, war jeboch nicht von Österreich-Ungarn allein 
abhängig. Das kleine, kampflustige, von leibenschaft- 
lichent Haß gegen seine Gegner beseelte serbische Volk war 
in seinem hochgespannten Selbstbewußtsein nur zu gern 
bereit, bie Initiative zu einem Angriffskriege zu ergrei¬ 
fen. Der Kleinkrieg an ber Grenze hörte auch nach ber 
ersten Pause in ben Operationen nicht auf unb würbe auch 
von österreichisch-ungarischer Seite mit leibenschaftlicher 
Kampflust geführt. Wir geben hier, um ben Charakter bieser 
Kämpfe zu schilbern, einem Mitkämpfer, einem österreichi¬ 
schen Offizier, bas Wort, ber von ben ersten Gefechten 
am Drina-Ufer folgenbes erzählt: „Die Serben hatten 
auf ihrem Ufer starke Felbbefestignngen erbaut unb sogar 
bosnischen Boben betreten. Nach bem Übergang über 
bie Drina rückten wir trotz ber Ermübung ber Truppen 
in Eilmärschen vorwärts. Die Solbaten brachen bei bem 
Anblick ber ersten serbischen Stellung in Jubelgeschrei 
aus. Wir Offiziere versuchten, bie Mannschaft vergeb¬ 
lich zu halten, bis wir bie Feuerüberlegenheit gewonnen 
hatten. Als jeboch bie serbischen Geschosse über unsere 
Köpfe sausten unb unser Gewehrfeuer ben gebeckten 
Serben nicht viel schabete, waren bie Mannschaften nicht 
mehr zu zügeln. Mit gefälltem Bajonett stürzten sie 
wie besessen auf bte serbischen Stellungen. Binnen wenig 
Minuten war ber Feinb geworfen unb flüchtete, währenb 
bie Unsrigen nachbrangen. Die mit Beton bekleibeten 
Artilleriestellungen bes Gegners empfingen uns mit mör- 
berischem Feuer. Drei Schüsse unserer Haubitzen ge¬ 
nügten, um Bresche zu schlagen. Nach Erstürmung ber 
serbischen Stellung sahen wir bie fürchterliche Wirkung 
unserer Geschosse. Hunberte toter Serben lagen in Ar¬ 
tilleriestellungen unb Schützengräben." 
Bei einem ber Kämpfe um Visegrab — es war am 
20. August — wirk¬ 
ten auch beutsche 
Martnetruppen mit. 
Es war bie Ab¬ 
teilung beutscher 
Seesolbaten, bie zu 
ber internationalen 
Besatzung von Sku- 
tari gehört hatte. 
Diesekleinebeutsche 
Truppe, bie unter 
bem Befehl bes 
Majors Schneiber 
staub, hatte bei Aus¬ 
bruch bes Krieges, 
als alle Mächte ihre 
Truppen aus Skn- 
tari zurückzogen, 
sich ben österreichisch- 
ungarischen Trup¬ 
pen angeschlossen 
unb Befehl erhalten, sich biesen zur Verfügung zu stellen, 
bis sich Gelegenheit zum Rücktransport auf bem Lanb- 
wege in bie Heimat finben würbe. So kam es, baß sie 
sich an bem Kampf gegen Serbien an ber bosnisch¬ 
serbischen Grenze beteiligen konnte. In verwegenem 
Ansturm nahm sie eine Höhe bei Visegrab. Nur brei 
Tote ließ sie babei zurück; zwei Offiziere unb 21 Mann 
waren verwunbet. Als bie Abteilung halb barauf bie 
Heimfahrt nach Deutschlanb antreten konnte, würbe sie 
überall, namentlich in Wien, mit hohen Ehren empfangen, 
bem Kaiser Franz Josef vorgestellt unb mit Auszeich¬ 
nungen unb Sympathiebeweisen überschüttet. 
Bei ber ungebrochenen Kampflust ber Serben 
mußte ber Ausgang ber ersten Schlacht bei Lemberg unb 
bie Besetzung von Ostgalizien burch bie Russen eine stark 
anspornenbe Wirkung ausüben. Die serbische Armee¬ 
leitung entschloß sich um so lieber bazu, biese Stimmung 
auszunutzen, als eine Ablenkung von ben schon uner¬ 
träglich geworbenen Zustänben in bem schweren Mangel 
leibenben Laube sehr wünschenswert war. Eine kühne 
Offensive in Feinbeslanb war am besten geeignet, ben 
gesunkenen Mut wieber zu beleben. So würben seit 
betn 7. September an mehreren Stellen Vorstöße in bas 
österreichisch-ungarische Gebiet unternommen. In Bos- 
— • v r '1*0/1 vv . v v - ' 
Brennende Strohmieten verraten -er serbischen Artillerie die Stellung österreichisch- 
ungarischer Truppen. Gezeichnet von E. Sturtevant.
	        
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