Volltext: 9. Heft 1914 (9. Heft 1914)

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Phot. Jllustrations-Photoverlag, Berlin W. 
Deutsche Matrosen vor ihrer Wintervilla in den Dünen bei Ostende. 
Deutsche Matrosen vor ihrer Wintervilla. 
In diesem Jahr liegt der belgische Meeresstrand 
vereinsamt und verlassen, und niemand wagt es, sich 
der heilenden und stärkenden Wirkung des winterlichen 
Meeres anzuvertrauen. Die Winterkur schien hier völlig 
zu stocken. 
Aber nein, es ist nicht ganz so. Eine Schar Mutiger 
hat sich, dem Krieg zum Trotz, am Nordseestrande 
niedergelassen, ihre eigenen Villen gebaut, die — wenn 
auch nicht so bequem wie die steinernen Kurhäuser — dafür 
gewisse andere Annehmlichkeiten bieten, und ist bereit, 
die langen Wintermonate mit vielem Humor abzuwarten. 
Es sind unsere braven Matrosen, die mit ihren 
scharfsichtigen Augen nach englischen Schiffen spähen 
und jeden Versuch eines Flottenangriffs oder gar einer 
Landung abwehren. Sie haben sich ihren Unter¬ 
schlupf fo behaglich ausgestattet, wie es mit zusammen¬ 
geschleppten Türen und Fenstern, Tischen und Stühlen, 
Decken und Geräten aller Art nur möglich war, und 
dürfen sich einer kräftigen Winterkur am belgischen Nord¬ 
seestrande überlassen — wenigstens so lange, bis englische 
Schiffsgeschütze sie aus ihrer Ruhe wecken und aus die 
Wacht rufen. M. G. 
Zum Russisch-Türkischen Kriege im Kaukasus. 
Bon Generalleutnant z. 3). Jmh o ff. 
Der heutige Krieg unterscheidet sich wie in so vielem 
Neuen bei Verwendung der Truppen und Massen so 
auch darin von den Feldzügen früherer Zeit, daß über 
Bewegung nnd Zusammensetzung der Heere aus be¬ 
greiflichen Gründen außer den knappen amtlichen Be¬ 
richten keinerlei Nachrichten in der Presse bekannt wer¬ 
den. Wenn dies schon in Europa der Fall ist, so trifft 
Der Krieg 1914. II. 
es noch mehr zu in jenen in der jetzigen Jahreszeit so 
rauhen und unwirtlichen Gebirgen, in denen sich augen¬ 
blicklich die türkischen und russischen Truppen, erstere 
unterstützt von den mohammedanischen Landeseinwoh¬ 
nern im Feindesland, gegenüberstehen. Bei Beurteilung 
der sich in dem 1500 bis 2000 Meter hohen armenisch- 
kaukasischen Hochlande, das 1877 schon einmal Schau¬ 
platz des Ringens zwischen Türken und Russen war, ab¬ 
spielenden Kämpfe ist die Jahreszeit von größerer Be¬ 
deutung als es in Europa der Fall ist. Das 2000 Meter 
hoch gelegene Erzerum zeigt z. B. Unterschiede in der 
Temperatur von — 29 Grad bis + 31 Grad Celsius im 
Winter und Sommer. Mit Eintritt des Winters sind 
die militärischen Bewegungen von den größeren, seit 
Jahrhunderten begangenen Wegen abhängig, während 
auf den anderen, mehr als Sommerwege zu bezeich¬ 
nenden Linien der Verkehr für größere Truppenmassen 
bei Schnee vollkommen ausgeschlossen erscheint. Gerade 
das Grenzland zwischen Erzerum und Kars ist wegen 
seiner Kälte und seines Schneereichtums gefürchtet. 
Nicht minder schwierig gestalten sich die Verhältnisse 
im Frühjahr bei eintretendem Tauwetter, da die Ver¬ 
kehrsverhältnisse in dem kahlen, baumlosen Hochlande 
dann noch schlechter als imWinter sind und weil man dann 
in den Talsenkungen oft morastähnliches Gelände an¬ 
trifft. Die im Sommer.harmlosen Flußläufe gleichen dann 
reißenden Strömen, die nicht mehr durchfurtbar sind 
und sich in den meisten Fällen auch nicht zum Brücken¬ 
schläge eignen. Die steilen Gebirge, die schroffen Ab¬ 
hänge, die tiefen Taleinschnitte bereiten den Operationen 
großen Stils stets große Schwierigkeiten, und im Winter 
dürften solche kaum zu erwarten sein. Daß jedoch die 
militärische Tätigkeit nicht ruht, ist bei dem Tatendrange 
der türkischen Armee begreiflich. Sie beschränkt sich je- 
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