Volltext: 7. Heft 1914 (7. Heft 1914)

Phot. E. »ciuitngi)Ooert, Berlin. 
Deutsche Infanterie feuert aus einem Schützengraben auf ein feindliches 
Flugzeug. 
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Gefangenen, so dachte er, würden Wohl hier auf Nimmer¬ 
wiedersehn verschwinden. Der Wald wurde aber ohne 
Zwischenfall passiert, und als die Kolonne dann irrt 
nächsten Dorf ankam und durchgezählt wurde, da ergab 
sich das überraschende Resultat, daß der brave Unter¬ 
offizier jetzt nicht mehr 240, sondern 331 Gefangene unter 
seiner Obhut hatte. 
Die Zahl der gefangenen Russen ist dementsprechend 
überraschend groß. Vom 11. November bis 1. Dezember 
hat allein unsere Ostarmee in den Kämpfen bei Wloe- 
lawek, Kutno, Lodz und Lowitsch über 80 000 unver¬ 
wundete Gefangene gemacht. Die Gesamtverluste der 
Russen sind ungeheuer, denn bis zum 1. Dezember be¬ 
fanden sich in deutscher und österreichischer Gefangen¬ 
schaft 400000 Mann. Zu 
ihnen treten nach gerin¬ 
ger Schätzung mindestens 
ebensoviel Tote und Ver¬ 
wundete, darunter 33000 
Offiziere. Nehmen wir 
nun noch 300 000 er¬ 
krankte Soldaten an, was 
bei der mangelnden Kriegs¬ 
sanität der Russen niedrig¬ 
gegriffen ist, so ergab sich 
bis zum 1. Dezember für 
die Russen ein Gesamt¬ 
verlust von etwa 1 100000 
Mann, eine ganz gewal¬ 
tige Zahl, die bisher noch 
in keinem Kriege erreicht 
worden war und mit 
jedem Tage noch stieg. 
Dazu haben die ferneren 
Schlachten bei Lodz, 
Lowitsch und Petrikau 
sowie die Kämpfe in 
Südpolen und Galizien 
das ihrige beigetragen. 
Der russische Soldat er¬ 
trägt die Gefangenschaft 
mit großem Gleichmut, 
ja sehr oft mit Befriedi¬ 
gung, da er besser be¬ 
handelt wird als früher. 
Gutmütig trottet er mit 
seinen Kameraden in lan¬ 
gem Zuge unter der 
Führung der deutschen 
Begleitmannschaften da¬ 
hin, aus seiner Gleichgültigkeit nur aufgerüttelt, wenn 
der Ruf zum Essen ertönt. Dr. St. 
* * 
* 
Ein Duell in den Lüften. 
Das Flugzeug ist die jüngste, und wenn man so will, 
modernste Waffe unseres Heeres, die hauptsächlich für 
die Aufklärung unersetzlichen Wert hat. Der Überblick 
und die Eindrücke, die man von ihm aus über das Schlacht¬ 
feld und die Kämpfe gewinnt, sind denn auch durchaus 
eigener Art. Vor dem Brausen des eigenen Propellers 
verstummt der Donner der Geschütze, das Dröhnen und 
Knatternder Schlacht tief unten; ja selbst Kugeltreffer, die 
durch die Flügel des eigenen Apparates hindurch gehen, 
bemerkt man kaum. Fast wie ein Spielzeug sieht man 
das Kampffeld unter sich liegen mit dem dünnen Strich¬ 
lein der Schützenlinien, den kaum erkennbaren einge¬ 
grabenen oder halb versteckten Geschützen, den heran¬ 
rückenden ameisenhaften Kolonnen. Das Gefühl des 
frei erhobenen, ästhetischen Zuschauers, der die Schlacht 
als Kunstwerk von seiner Höhe aus überblickt, ist dem 
Flieger nicht fremd. Mit Recht sagt der Führer des 
ersten deutschen Flugzeuges, das als Feind über Paris 
erschienen ist: „Wir Flieger nehmen beim Kriegstheater 
die reservierten Plätze ein." 
Freilich wird der Flieger nur zu oft aus seinem Zu¬ 
stande ruhiger Betrachtung und Erkundung herausge¬ 
rissen. Er ist nicht nur den Geschützen, Maschinengewehren 
und Flinten ein willkommenes Ziel; auch das feindliche 
Flugzeug stellt ihm nach. Solche Fliegerduelle gehören 
durchaus nicht zu den 
Seltenheiten. Im allge¬ 
meinen wird dabei der¬ 
jenige den Sieg davon¬ 
tragen oder doch den 
Gegner in die Flucht 
schlagen, der die größere 
Höhe gewinnt; denn er 
vermag über dem feind¬ 
lichen Flugzeuge zu 
kreuzen und ihm die ver¬ 
nichtende Bombe zuzu¬ 
senden. Ein deutscher 
Flieger erzählt, wie ein 
schnelles englisches Fahr¬ 
zeug drohend über ihm 
hinzog und er das 
Gefühl eines Vogels 
hatte, über dem der Falke 
schwebt, bis er merkte, 
daß der Gegner offen¬ 
bar keine Bomben mit¬ 
führte. Dann treten Ge¬ 
wehr und Revolver in 
ihre Rechte. Ein anderer 
deutscher Flieger, der mit 
zwei französischen Flug¬ 
zeugen kämpfte, brachte 
eins davon zum Absturz. 
Als er von dem andern 
verfolgt wurde, ent¬ 
schwand er ihm in eine 
Wolke. Unwillkürlich 
denkt man dabei an 
die Ilias, in der die 
Götter die bedrängten 
Helden vor Troja auch gelegentlich durch eine schützende 
Wolke dem Kampfgewühle entziehen. 
Auch das Artilleriefeuer gegen ein Flugzeug bietet, 
besonders bei blauem Himmel, ein schönes Schauspiel. 
Die weißen Wölkchen der krepierten Schrapnells 
schweben bei Windstille oder geringem Winde lange 
rundgeballt in der Luft. Über den Erfolg, der gegen 
ein französisches Flugzeug bei Bapaume erzielt 
wurde, berichtet ein deutscher Artillerist: Ein Schuß 
davor und einer dahinter hatte schnell die Gabel 
gebildet. Die nächsten zwei Schüsse lagen rechts und 
links, so daß das Flugzeug auch hier umrahmt war. 
Bon den beiden letzten, fast gleichzeitig fallenden 
Schüssen riß der eine dem Flugzeug einen Flügel 
weg, während der andere als Volltreffer es zu Stücken 
zertrümmerte.
	        
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