Volltext: 68. Heft 1914/16 (68. Heft 1914/16)

534 
OOOOOOOOOaOOOQOaOOOOOQOOOOOOOOOOOQOQOOOOOOQOOOQOOOOaaOOQOOQOOQOQQQOQQOOQQOOOOQQO 
Eroberung des Lovcen, den das Kaiserreich sicherlich 
als unveräußerlichen Besitz behalten wird, ist ein 
ebenso schwerer Schlag für Italien wie für Monte- 
negro. Völlig von der Adria hat das Reich jenseits 
der Alpen seinen Bundesgenossen abdrängen wollen; 
auch Monfalcone, die Eurzola-Gruppe und Lissa sollte 
Osterreich-Ungarn herausgeben, und nach Trieft.wan- 
derten die habsüchtigen Blicke. Nun aber steht Osterreich- 
Ungarns Wacht an der Adria so fest wie noch nie be- 
gründet, und Italien sieht alle seine Hoffnungen, die 
es auf die Entente gestützt hatte, in nichts zerrinnen. 
Vom Balkan aus 
brach der Krieg gegen 
uns los. Er brachte 
uns später durch den 
Anschluß Bulgariens das 
erste starke Zeichen, daß 
auch die Neutralen an 
den Sieg der Mittel- 
mächte glauben. König 
Nikitas Angebot der 
Waffenstreckung war der 
Beweis, daß diese Über- 
zeugung selbst bei unsren 
Feinden Boden gewinnt. 
Damit bekommt der 
alte König der Schwar- 
zen Berge eine gewisse 
Ähnlichkeit mit jener be- 
kannten ersten Schwalbe, 
die zwar den Sommer 
des Friedens noch nicht 
bringt, wohl aber ihn 
ankündigt. O. A. 
Aus den Tagen 
der Verfolgung auf 
Pinsk. * 
(Aus einem Feldpostbrief.) 
. .Es war am Mon- 
tag den 13. September. 
Schon seit dem frühen 
Morgen marschierten wir 
und waren immer noch 
nicht in der Nähe des Feindes. Um 3 Uhr kamen wir 
nach R. und konnten durchaus nicht einig werden, wo 
wir mit unseren Wagen bleiben sollten. Zum Glück 
entdeckten wir unseren Gefechtsstand und erhielten dort 
vom Hauptmann den Befehl, vorläufig auf der Straße 
zu warten. Wir glaubten, daß wir für heute in diesem 
Dorfe bleiben würden. Wie erstaunt waren wir aber, 
als der Befehl kam: „Feind hat sich in Richtung Pinsk 
zurückgezogen, Brigade hat sofort und nachdrücklichst 
zu verfolgen." Mir als „Generalstabschef der Gefechts- 
bagage" fiel die Aufgabe zu, dafür zu sorgen, daß die 
Wagen auf den kürzesten Wegen folgen würden. 
Schnell wurde noch ein Becher Kaffee eingenommen, 
dazu ein Stück „trockener Hanf" verspeist und dann 
hieß es: abfahren. 
Hinter G. — es wurde bereits dunkel — brach uns 
plötzlich ein Pferd am vordersten Wagen zusammen. 
Schnell wurde ausgespannt und ein Reservepferd kam 
vor. Trotzdem ging es nur sehr langsam vorwärts, 
Nach einer Schwerz er Photographie. 
Eine neue Erfindung bei der französischen Armee. 
Der Infanterist benutzt im vordersten Schützengraben ein Gewehr, das mit einem 
als Periskop dienenden Apparat versehen ist. 
denn hinterher trottete ja das ausgespannte Pferd, 
welches sich unterdessen wenigstens soweit erholt hatte, 
daß es mittraben konnte. Als wir auf dem Ritter- 
gut K. eintrafen, war es bereits finster. Bald war der 
neue Weg, auf dem* wir bis Pinsk bleiben konnten, ge- 
funden, und so ging es weiter. Nach einer Stunde ver- 
ließen wir den Wald, da bot sich uns ein wunder- 
bares Schauspiel; wir sahen in der finsteren Nacht über- 
all vor uns brennende Dörfer. Ein so grausig-schöner 
Anblick, daß wir darüber ganz und gar das Marschieren 
vergaßen. Ruhepause! Da wir mit unseren Pferden 
nicht mitkamen, so muß- 
ten wir ganz allein zu- 
rückbleibeu. Hin und 
wieder ritten Schwadro- 
nen vorbei, und auch 
Meldereiter jagten hin 
und her. Nach einer 
Viertelstunde ging's nun 
weiter. Lange jedoch 
dauerte die Fahrt nicht. 
Bald war die Straße vor 
uns versperrt, denn die 
Brücke über einen Neben- 
fluß der P. . brannte 
lichterloh, und die Not- 
brücke war noch nicht fer- 
tiggestellt. Also fuhren 
wir seitwärts auf die 
Wiese und wollten dort 
biwakieren, es war I lUhr. 
Während der „Komman- 
deur der Gefechtsbagage" 
von der Jnfanterie-Bri- 
gade ..:, Feldwebel O.., 
auf die Suche nach uu- 
seren Offizieren ging, 
ordnete ich den Auf- 
marsch der Wagen und 
dieHerrichtung desLager- 
Platzes an. Nach einer 
halben Stundelegten wir 
uns schlafen. Kaum aber 
hatten wir etwas geruht, 
als auch schon der Feld- 
webel zurückkam und den 
Befehl zum Weitervor- 
rücken brachte. Das war heiter! Im Halbschlaf wurde 
alles in Ordnung gebracht und sogleich abgefahren. Mit 
Hottehü und Hurra ging's über die Notbrücke weiter in 
die Nacht hinein. Mittlerweile war es 1 Uhr. Endlich um 
3/42 Uhr wurde in dem Dorfe I. haltgemacht. Ohne Be- 
denken wurde die erste beste Scheune für die Offiziere ge- 
säubert und eine Lagerstatt gemacht, dann nahm jeder ein 
Bündel Stroh und suchte sich ein stilles Plätzchen auf dem 
Hofe. Ich legte mich irgendwo hin und schlief sogleich 
ein. Um %>4 Uhr war die Nacht vorbei, und jetzt be- 
merkte ich erst, daß ich auf einem saftigen Misthaufen 
geschlafen hatte. Das unangenehme Nachgefühl wurde 
schnell mit einem Becher Kaffee hinuutergespült. 
Wir waren hier am Feind. Kaum 300 Meter von der 
Scheune entfernt, an der wir so sorglos geschlafen hatten, 
war die feindliche Linie. Noch bevor der Nebel sich ver- 
teilte, gingen wir mit den Wagen in Deckung. Es dauerte 
aber gar nicht lange, da sandten uns die Russen einige 
Morgengrüße groß und klein; dazu kamen die Gewehr*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.