Volltext: 62. Heft 1914/16 (62. Heft 1914/16)

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versucht, zwischen den von Wilna aus vorgehenden und 
dann weiter südlich vorrückenden deutschen Streitkräften 
vorzudringen und dem Widerstand der Russen einen 
neuen Halt zu geben. Wirklich schien es, als ob ihnen 
ein gewisser Erfolg zuteil werden könnte; es glückte 
ihnen, einige an Zahl unterlegene deutsche Abteilungen 
zurückzudrängen und mit Hilfe ihrer an einem Punkte 
zusammengefaßten Übermacht einige deutsche Geschütze 
zu nehmen, die von ihren Mannschaften mit rühmens- 
werter Tapferkeit bis zum letzten Augenblick bedient und 
verteidigt wurden. Das war aber nur ein vorüber- 
gehender Lichtblick für die russischen Waffen; sie wurden 
alsbald wieder zurückgedrängt und außerdem von Wilejka 
wieder, und ihr Widerstand währte noch bis in die ersten 
Oktobertage hinein. 
Das schnelle Vorgehen in so breiter Front gegen 
einen nicht zu unterschätzenden, noch immer kämpf- 
bereiten, zähen und im ganzen doch an Zahl überlegenen 
Gegner hat für die militärischen Beurteiler gewiß etwas 
Überraschendes. Einen großen Anteil an diesem Erfolg 
hatte die Tätigkeit eines Kavalleriekorps, das schon seit 
dem Fall von Kowno die auf Wilna vorgehende Armee 
auf dem linken Flügel begleitete. Von den Bewegungen 
und Taten dieser Kavallerie hat neuerdings ein Bericht 
aus unserem Großen Hauptquartier den Schleier gè- 
zogen, so daß wir jetzt von einer besonders merkwürdigen 
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Pioniere beim Zerschneiden der russischen Drahtverhaue. 
Phot. A. Grohö, Berlin. 
her in der Flanke gefaßt- Noch versuchten die Russen 
alles heranzuziehen, was sie an Kräften zur Verfügung 
hatte». So zog sich der Kampf noch länger hin, aber 
schon standen die deutschen Truppen in der Linie zwischen 
Nowogrodek und Smorgon, und Gegenangriffe bei 
Smorgon blieben gänzlich erfolglos- Am 27. war die 
Entscheidung gefallen; die Russen wurden hinter eine 
Linie zurückgedrängt, die vom Narotschsee (nördlich von 
Wilejka) östlich von Smorgon bis Wischnew verlief. 
Somit waren sie beinahe auf Minsk zurüiWnwrsen, eine 
ihrer wichtigsten Verbindungen war ernstlich bedroht, 
von Dünaburg waren sie gänzlich abgedrängt, und 
außerdem hatten fie sehr starke Verluste erlitten. Die 
Zahl der Gefangenen, die sie in deutschen Händen ließen, 
überstieg diesmal 21 OOO, ihre blutigen Verluste waren 
im Verhältnis dazu außerordentlich groß. Abgeschlossen 
waren die Kämpfe in > der Gegend von Smorgon 
damit keineswegs; die Russen sahen hier die letzte 
Möglichkeit, die deutschen Linien vielleicht dennoch 
zu durchbrechen, und versuchteu ihr Glück immer 
und eigenartigen Episode des Feldzugs im Osten Kunde 
erhalten haben. 
Das Kavalleriekorps bestand aus drei Divisionen 
und trat am 9. September seinen Vormarsch an. „Seen- 
engen, welliges und bewaldetes Gelände, zahlreiche 
Wasserläufe bildeten beiderseits der Straße nach Düna- 
bürg die natürlichen Verteidigungsmittel der dicht aus- 
einanderfolgenden russischen Stellungen. Ein eng- 
maschiges Netz von Schützengräben und Drahthinder- 
nissen erschwerte alle Bewegungen. In diesen besonders 
für die Verwendung größer Reitermassen außerordentlich 
ungünstigen Verhältnissen mußte dem Kavalleriekorps 
die zweifache Aufgabe gestellt werden, durch ständige 
Flankenwirkung das Vorgehen des rechten Armeeflügels 
zu erleichtern und die russische Heereskavallerie aus dem 
Felde zu schlagen." 
Den ersten Teil seiner Aufgabe löste das Kavallerie- 
korps trotz der Schwierigkeiten des Geländes auf das 
glänzendste in zahlreichen Gefechten, die meist zu Fuß 
mit der Feuerwaffe geführt werden mußten. Die Russen
	        
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