Volltext: 6. Heft 1914 (6. Heft 1914)

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In den Gefechten auf der Sinaihalbinfel sind nun 
englifcherfeits besonders die Kamelreiter Teile des 
Meharikorps aus Bikauer (westlich Delhi in Indien) auf¬ 
getreten. Derartige Krieger sitzen entweder mit gekreuzten 
Beinen auf ihrem Tiere oder benutzen Bügel und ver¬ 
wenden zur Zäumung eine einfache Halfter. Die Führung 
selbst erfolgt durch einen Hilfszügel, einen dünnen 
Riemen, der durch einen Nafenflügel des Kamels ge¬ 
zogen ist. Auf türkischer Seite traten in den Kämpfen 
befonders die Beduinen hervor, nomadische Hirten¬ 
stämme, die in den weiten Flächen Arabiens leben und 
besonders im Nedjd mit über 100 000 Seelen vertreten 
sind. Kleinere Stämme finden sich im Osten Syriens und 
am unteren Euphrat (MuutefikS.) Die Gesamtzahl der 
Beduinen kann auf 3 Millionen geschätzt werden, wovon 
etwa 10 000 auf der Sinaihalbinsel leben. Die Be- 
Die „kulturischen" Ruffen. 
Bei allem Ernst kennt der Krieg auch den Humor, 
den freiwilligen und sogar den unfreiwilligen. In das 
Kapitel, das man über den letzten schreiben könnte, ge¬ 
hört auch die Anwendung der Begriffe „Kultur und Frei¬ 
heit" durch unfere Feinde. Der deutsche Reichskanzler 
hat bereits darauf hingewiesen, daß die Engländer immer 
im Namen der „Freiheit" fremde Reiche und Völker, 
wie Indien, die Buren und Ägypten, unterjocht haben 
oder unterjochen wollten. Die Wahrung der „Kultur 
und Zivilisation" haben sie im Kampfe mit uns den 
Ruffen, Turkos, Senegalesen und Indiern übertragen. 
Im Gegensatze zu diesen „hoch"stehenden Kulturvölkern 
werden die Deutfchen als die „Barbaren" bezeichnet, 
die der Zivilisation und Freiheit Europas den Unter- 
Stratzcnbild aus Lille. 
wassnung besteht aus Lanze und Säbel oder Flinten mit 
Pistolen und krummem Aatagan. 
Ein Wanderleben führend, find diefe Leute kriege¬ 
rische Hirten und der Urtyp der arabischen Rasse, unter¬ 
stehen ihren Scheichs und haben für 40 bis 50 Zeltdörfer 
einen Kadi, der Richter und zu gleicher Zeit Heerführer 
ist. Das fchnelle Erscheinen, der unvermutete Überfall und 
das wagemutige Vorgehen ergeben oft große Erfolge bei 
diesen ungebändigen Reitern, die an sich in der Mehr¬ 
heit schon keine Freunde der Engländer sind, jetzt aber, 
durch den Glaubenseifer angefpornt, deren erbitterte 
Feinde wurden. In denfich weiterentspinnenden Kämpfen 
wird die Proklamation des heiligen Krieges noch eine große 
Wirkung hervorrufen, denn in Ägypten gärt es überall. 
Das Vordringen der Sennffi-Sekte von Westen herbedroht 
den Kanal auch von dieser Seite; außerdem ist mit der Er¬ 
hebung der ägyptifchenFellahs zu rechnen, und der Vor¬ 
marsch der Somalis von Süden her ist bereits gemeldet. 
Phot. A. Grohs, Berlin. 
Im Hintergründe -ie Kirch ?. 
gang drohen. Drollig genug, daß die Ruffen selbst 
hieran glauben. Im Geschäftszimmer eines Jnsterburger 
Feld-Artillerie-Regiments befindet sich eine Inschrift, 
deren klassisches Deutsch lautet: 
Die preußischen Barbaren 
denken Sie an uns!!! 
Sie haben den kulturischen Völker viel Unglück 
gebracht. In diesem Unglucke und im Blute seines Volkes 
werden Sie alle versunken 
russische Offizieren 
den 21. Aug. 1914. 
* * 
* 
Aus den Kämpfen bei Lodz. 
Nach Polen, dem Lande der jüngsten und hoffent¬ 
lich weiterer Erfolge unseres Generalfeldmarfchalls 
von Hiudenburg verfetzt uns unser Bild.
	        
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