Volltext: 6. Heft 1914 (6. Heft 1914)

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Port 3aib. 
Phot. O. Neetz, Lehe n. W. 
deutscher Brüder an, und ihre Seelen erheben sich in die 
Gefilde ewigen Friedens, hoch über den Kampf und 
Streit alles Irdischen. Dann ergreifen sie neugestärkr 
die Waffen, um den Frieden auch ihrer irdischen Heimat 
zu erkämpfen. ^ 
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» 
Zu den ersten Kämpfen am Suezkanal. 
Von Generalleutnant z. D. Jmhoff. 
Die Augen aller Welt find auf die Ereignisse am 
Suezkanal gerichtet, deren weiterer Verlauf einen noch 
nicht übersehbaren Einfluß auf das Geschick der Türkei 
nehmen wird. Die ersten Gefechte haben auf der Sinai¬ 
halbinsel stattgefunden, die beiderseitigen Vortruppen 
haben die Waffen gekreuzt. , 
Mit außerordentlicher Schnelligkeit hat die Türkei 
den Vormarfch in zwei Kolonnen angetreten. Die Arbeit 
der letzten Jahre war nicht vergebens, die Vorbereitung 
zu einem solchen Unternehmen gut getroffen. Die 
Schwierigkeiten der Ausrüstung, der Entfernung und 
regelmäßigen Verpflegung wurden bislang leicht über¬ 
wunden. ' 
Die 1. (nördliche) türkische Kolonne marschierte, 
aus Syrien durch Palästina anrückend, über Ghaza 
nach El-Arisch, woselbst die feindlichen Grenzposten sich 
nach kurzem Widerstande zum Teil ihren Glaubens¬ 
genossen anschlossen. Unaufhaltsam drangen dann die 
infolge des Rufes des Kalifen voll Glaubeuseüer 
und Tatendrang beseelten türkischen 
Truppen der Küste entlang, in um 
gekehrter Richtung wie seinerzeit 
Napoleon I., vor, schlugen in 
den Gefechten bei Kataba 
und Kertebe, etwa 30 
Kilometer östlich des Ka¬ 
nals, den Gegner und 
erreichten den Ort Kan¬ 
tara, von wo aus sie 
die unter Kommando ' 
des Majors Chope stehen¬ 
den englischen Kräfte 
zurückdrängten und diese 
Lebensader für England 
unterbanden. Daß die zu 
erwartende sofortige Sper 
rung nicht erfolgte, dürfte auf 
die Zuficherung der Türkei an 
Italien betreffs der Handelsfreiheit _ 
auf dem Kanal zurückzuführen sein. @Uc$f«n«i. wt 
Die (südliche) türkische Kolonne ist aus der 
Gegend von Maan an der Hedjazbahn über Akaba, auf 
der alten 'Mgerstraße von Mekka, nach Rächt vorgestoßen 
und befindet sich im Anmarsch auf Suez, so daß der Kanal 
derart auch an seinem Süd ende bedroht ist. 
Von besonderem Interesse ist die Verwendung der 
beiderseitigen Reiterei. Kamelreiter sind in der Ge¬ 
schichte schon öfters aufgetreten. Die Tiere selbst wurden 
im Altertum und Mittelalter oft als Reit- und Lasttiere 
verwendet. In Europa wurden sie besonders durch die 
Eroberungszüge der Osmanen bekannt, die schon früh¬ 
zeitig über derart berittene Schützenabteilungen verfügten. 
Napoleon hat dieselben aber zum erstenmal 1798 als 
reitende Infanterie militärisch verwendet. Kamele als Reit- 
und Lasttiere finden wir ferner 1839 auf dem Zuge der 
Russen gegen Ehiwa, wo aber fast die Hälfte des Bestandes 
zugrunde ging, da die Kenntnis der Eigenart, Wartung, 
Behandlung und Bepacknng der Kamele bei der Mann¬ 
schaft mangelhaft war und auf die Anstrengungen durch 
den Dienst keine Rücksicht genommen werden konnte. 
Weitere Daten sind: 1873 der Zug nach Ehiwa, 1879 der 
Zug nach Gök tepe, 1880 der Überfall des Tekkinzen- 
khans Tokma Serdar, 1881 die Skobelew-Expedition, 
die vorteilhafte Verwendung in Deutfch-Südwestafrika 
1904 bis 1907 und 1911/12 in Tripolitanien, woselbst die 
Tiere besonders zum Transport der leichten Gebirgs¬ 
artillerie von den Italienern benutzt wurden. Jetzt be¬ 
dienen sich säst alle Kolonialtruppen der Kamele, 
insbesondere sind die ägyptische Küsten¬ 
wehr, Abteilungen in Khartum, 
Algier und in Deutfch-Südwest- 
afrika derart beritten. Als 
Reittiere legen die Ka¬ 
mele unter Umständen an 
einem Tage weit über 
100 Kilometer zurück, er¬ 
tragen solche Anstren¬ 
gung aber nur ganz 
kurze Zeit.. Als Last¬ 
tier ist die Leistung 
weit geringer: mit 150 
Kilogramm Ladegewicht in 
der Stunde rund 4 Kilo¬ 
meter, an einem Tage 40 bis 
50 Kilometer; es ist dies aber 
für den Nachschub in den Wüsten¬ 
ländern von großer Wichtigkeit. Die 
' Deckung und Verpflegung solch langer 
Kolonnen bereitet große Schwierigkeiten.
	        
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