Volltext: 58. Heft 1914/15 (58. Heft 1914/15)

Photo-Union Paul Lamm, Berlin. 
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erwähnten Vereinigungspunkte der von Königsberg und Gallwitz nach Osten Gelände gewannen, verloren 
und Wien nach Wilna führenden Eisenbahnen, — ein die Russen keine Zeit, den-Rückzug anzutreten, und 
wichtiger Schritt zur Einnahme von Wilna. Drei Tage räumten Wilna noch an demselben Tage. Die Russen 
später bewarfen deutsche Luftschiffe die andre östlich befinden fich dem Feldmarschall Hindenburg gegenüber 
der Stadt gelegene Eisenbahngabelung bei Wileika in der Lage des „gebrannten Kindes", das „das 
ausgiebig mit Bomben. Während nun die ganze Heeres- Feuer scheut", — sie kennen die Folgen einer voll¬ 
gruppe Hindenburg in östlicher Richtung vorwärts endeten Einkreisung aus mehrfacher Erfahrung und 
strebte bahnte fich eine Umfassung Wilnas auch von suchen fich ihr rechtzeitig zu entziehen, was niemand 
Nordwesten, Norden und Nordosten an. Unter dauernden 
Kämpfen und wieder¬ 
holtem Abweisen von 
Gegenangriffen schloß 
sich der Ring immer 
enger, während gleich¬ 
zeitig die Umschließung 
des Brückenkopfes von 
Dünaburg und das 
Vordringen über die 
Bahnlinie Dünaburg- 
Wilna in östlicher Rich¬ 
tung bis zur Straße 
Widfy—Goduzifchki— 
Komai die Gefahr 
einer Heranführung 
feindlicher Truppen 
von Norden her in den 
Rücken der Verbün¬ 
deten beseitigte. Doch 
hatte der Gegner schon 
vorher frischeTruppen 
von dort herange¬ 
zogen. Ein Beweis 
dafür ist uns die Tat¬ 
sache, daß an: 11. 
tember die russische 
Garde in den Kampf 
eingriff und zurück¬ 
geworfen wurde. 
Die Anbahnung 
der Einschließung be¬ 
schränkte sich nicht auf 
den festen Platz Wilna. 
Offenbar in der Vor¬ 
aussicht, daß der Geg¬ 
ner, der in Kowno 
außerordentlich viel 
Geschütze und sonstiges 
M aterial ein g eb üßt 
hatte, versuchen werde, 
ähnlich wie er es auch 
an andren Stellen getan hat, die Festung vor 
völliger Umklammerung zu räumen, wurde von 
Norde:: her eine weit ausholende Umfassungsbe¬ 
wegung in der Richtung auf die Bahnlinie Wilna^- 
Minfk angesetzt. Es war eine staunenswerte Leistung, 
daß die dazu angesetzten Kavalleriedivisionen am 
18. September in der Tat diese Linie, und zwar mit 
dem äußersten linken Flügel Molodeczno (Kreuzungs¬ 
punkt der Bahnen Wilna—Minsk und Warschau— 
Lida—Polozk), weiter östlich Smorgon (gleichfalls an 
der Bahn Wilna—Minsk) und mehr nordwestlich Wor- 
njany erreichten und einen mit eilig zusammengerafften 
Kräften versuchten Durchbruch nach Norden, in der 
Richtung auf Michalski, zu verhindern vermochten. 
Da gleichzeitig im südlich angrenzenden Gelände der 
Rest der Armee Eichhorn und die Armeen Scholtz 
Der hochgeschraubte Scheinwerfer in Leuchtstellung. 
zu verhindern vermag. Die Größe der Heere be¬ 
dingt heutzutage ein 
wesentlich zeitigeres 
Ansetzen der um¬ 
fassenden Bewegun¬ 
gen als in früheren 
Kriegen, und die Er* 
kundung aus der Luft 
und der Funkfpruch 
als übermittlet von 
Nachrichten kommen 
in solchem Falle dem 
in der Abwehr Be¬ 
griffenen, vornehmlich 
im eigenen Lande, zu¬ 
gute. Wenn dessen¬ 
ungeachtet eine große 
Beute in die Hände 
der Angreifer fiel, so 
erkennt man daraus 
das abermals be¬ 
währte große Geschick 
der Führung. Diese 
Beute bestand aus 
70 Offizieren und 
908 Mann an Ge¬ 
fangenen, drei Ge¬ 
schützen, 72Maschinen- 
gewehren und zahl¬ 
reicher Bagage. Die 
Russen hatten also ihr 
Artilleriematerial, das 
sie weit höher ein¬ 
schätzen als das Leben 
der Menschen, früh¬ 
zeitig in Sicherheit ge¬ 
bracht. Die für ihren 
Abzug auf den schma¬ 
len Raum zwischen 
den Sumpfstrecken der 
Wilija im Norden 
und der Beresina*) 
und des Njemen im Süden angewiesenen Russen ver¬ 
suchten wiederholt, nach Norden durchzubrechen und 
leisteten gleichzeitig in Front starken Widerstand. 
Schließlich wurde die in der rechten (nördlichen) russi¬ 
schen Flanke befindliche Kavallerie der Armee Eich¬ 
horn behufs andrer Verwendung zurückgezogen, und 
die beiden Armeen befanden sich nahezu frontal gegen¬ 
über. Die Unsrigen gewannen unter weiteren schweren 
Kämpfen nach Osten Gelände. In einer von der Gegend 
westlich Dünaburg ungefähr nach Süden und östlich von 
Smorgon und Baranowitfchi hin laufenden Linie haben 
die Heeresgruppen des Generalfeldmarfchalls von 
Hindenburg und südlich von ihr des Generalfeldmarschalls 
Prinz Leopold von Bayern vorläufig haltgemacht. 
*) Nebenfluß des Njemen, nicht zu verwechseln mit dem durch den Wintrr- 
feldzug 1812 berühmten Nebenflüsse gleichen Namens des Dnjepr.
	        
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