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fielen die auch von Norden bereits angegriffenen Forts
der Nordfront, fowie die Ost- und zuletzt die gesamte
Südfront." So war die ganze Festung endgültig in
unsrem Besitz.
Angesichts dieses außerordentlichen Erfolges ver¬
ließ auch die gewerbsmäßigen Lügenfabrikanten des
Vi'erverbandes einen Augenblick die Fassung. Die Sache
kam 511 unerwartet, als daß es nicht schwer gewesen
wäre, sogleich die richtige Stellung dazu zu finden.
Und so verrieten sich unsre Feinde selbst, ehe sie das
seelische Gleichgewicht wiederfanden, um auch diese
Niederlage mit eherner Stirn als eine selbstgewollte
Räumung, die nichts auf fich habe, hinzustellen. Die
gewaltigen Ziffern der Kriegsbeute deckten die Lüge auf
und bewiesen, wie sicher sie diese Mengen von Kriegs¬
material hinter den starken Wällen von Kowno geglaubt
hatten. Der Bericht über die Beute erwähnt über
600 Geschütze,
darunter zahllose
schwersten Kalibers
und modernster
Konstruktion, ge-
waltigeMunitions-
massen, zahllose
Maschinengewehre,
Scheinwerfer und
Heeresgerät aller
Art, Automobile
und Gummiberei¬
fungen, Millionen¬
werte an Proviant.
Die Zahl der Ge¬
fangenen betrug
20 000. Ferner
wird berichtet,-daß
Hunderte von Re¬
kruten in der vom
Feinde verlassenen
Stadt aufgegriffen
wurden,nach deren
Angaben erst im
letzten Augenblick 15 000 unbewaffnete Ersatzmannschasten
fluchtartig aus der Stadt entfernt worden waren. Alles
Zeichen, daß die Rusfen auf einen langen Widerstand
der Festung gerechnet hatten. In der Tat war der
Fall von Kowno ein wieder einmal besonders über¬
raschender Beweis der außergewöhnlichen Tüchtigkeit
unsrer Truppen und ihrer Führung. Einen besonderen
Dank richtete der Kaiser aus diesem Anlaß sowohl an
den Feldmarschall von Hindenburg und den General¬
obersten von Eichhorn, als auch an General Litzmann,
dem der 'Kaiser das Eichenlaub zum Orden Pour le
merite verlieh, da seine Anordnungen auf der Angrifss-
sront den schnellen Erfolg sicherten. In dem Telegramm
hieß es: „Diese Tat wird immer ein leuchtendes Beispiel
dafür bleiben, was frisches Zugreifen mit deutschen
Truppen zu erreichen vermag."
In kurzen Zwischenräumen waren nun schon die
größten und stärksten russischen Festungen gefallen;
kein Wunder, daß man auch der baldigen Bezwingung
von Brest-Litowsk mit der größten Zuversicht entgegen¬
sah. Es sollten in der Tat nur noch wenige Tage ver¬
gehen, bis auch diese Hoffnung verwirklicht wurde.
Wie bereits erzählt wurde, wurde in der beginnenden
zweiten Augusthälfte die deutsche und österreichisch¬
ungarische Front in Op.polen regelmäßig und stetig
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Blick mir den
weiter nach Osten vorgeschoben. Nur im Südosten
hielten die Russen noch mit verzweifelter Zähigkeit
den Landstreifen in Ostgalizien besetzt. Möglich wurde
ihnen das durch den Besitz des wolhynischen Festungs¬
dreiecks Lnck—Dnbno—Rowno und der dadurch gesicher¬
ten guten Eisenbahnverbindungen in Wolhynien und
Podolien. Aber nördlich von Sokal hatten die Russen
ein weites Gebiet auf dem rechten Bugnfer geräumt,
wo die Heeresgruppe Mackensen, in der rechten Flanke
durch österreichisch-ungarische und . deutsche Kavallerie
gedeckt, östlich von Wlodawa gegen Brest-Litowsk vor¬
ging. Dieser rechte Flügel der Heeresgruppe Mackensen
erkämpfte sich am Switjaz-See und bei Piszeza, wo die
Russen am 22. August Niederlagen erlitten, freie Bahn
bis in die Nähe der Festung, die, wie wir sahen, in¬
zwischen durch den linken Flügel Mackensens auch von
Norden unb Westen umklammert war. Osterreichisch-
______ ungarische Trup¬
pen der Heeres¬
gruppe Mackensen
gingen gegen die
Südwestfront von
Brest-Litowsk vor.
Die jetzt ganz nörd:
lich vom Bug vor¬
gehende Heeres¬
gruppe des Prin¬
zen Leopold von.
Bayern näherte
sich am 23. bereits
dem berühmten
Urwald von Bialo-
wieza, dem aus¬
gedehnten Jagd¬
gehege des Zaren,
dem letzten Zu¬
fluchtsort des euro¬
päischen Wisents,
der hier allein noch
in Freiheit lebt
und sorgfältig ge¬
hegt wird (siehe Teil II, Seite 402 ff.). Mit wunder¬
barer Schnelligkeit entwickelte sich nun alles. Die
Lage ließ es ratsam erscheinen, mit aller durch die
Umstünde irgend zu rechtfertigenden Kühnheit gegen
die Festung vorzugehen, da Anzeichen darauf deuteten,
daß die Russen diesmal den Widerstand, den man von
einer Festung solchen Ranges — noch dazu bei den
Vorteilen der geographischen Lage — erwarten durfte,
nicht mehr leistem würden, sondern den Aufenthalt, den
der große Waffenplatz unsern Armeen selbstverständlich
in jedem Falle bereiten mußte, nur benutzen würden,
um möglichst viel von dem Kriegsmaterial, das dort
lagerte, in Sicherheit zu bringen. Dazu den Russen
möglichst wenig Zeit zu lassen, lag natürlich in unserm
Interesse. Denn bald hinter Brest-Litowsk beginnt das un¬
geheure Sumpf-und Waldgebiet (sieheTeil II, Seite 399f.),
das den Rückzug der Russen außerordentlich erleichtern
mußte. Unterstützt wurden die infolgedessen mit größter
Energie und Beschleunigung ins Merk gesetzten Unter¬
nehmungen gegen die Festung durch das Vorgehen der
Kavallerie gegen Kobryn und Kowel. Am 23. August
zog in Kowel die ans deuUchen und österreichisch-unga¬
rischen Regimentern bestehende Kavallerie der Armee
des Feldzeugmeisters Puhallo ein, nachdem sie den
Feind in siegreichen Gefechten geworfen hatte.
Phot. R. Sennecke, Berlm.
eil eines Schlachtfeldes vor Brest-Litowfk.