Volltext: 48. Heft 1914/15 (48. Heft 1914/15)

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Armee Boroevic schloß sich fortan der Armee Mackensen 
auf deren rechtem Flügel an und half den Druck auf die 
Russen verstärken, so daß "diese sich immer schwerer be¬ 
drängt sahen. 
Unterdessen arbeitete die schwere Artillerie vor 
Tarnow. Das Festhalten dieses Stützpunktes sollte den 
Russen ermöglichen, die Einbuße an Kriegsmaterial auf 
dem Rückzüge zu vermindern. Denn die Befestigungen, 
die die Russen bei Tarnow angelegt hatten, sollten vor¬ 
nehmlich ihre Hauptetappenlinie in Galizien sichern. In¬ 
dessen zu retten war hier nicht viel mehr. Die Wirkungen 
der schweren Geschütze machten bald jeden weiteren 
Widerstand unmöglich. Am 6. Mai vormittags um 10 Uhr 
war Tarnow wieder irrt Besitz der Verbündeten. Auch 
hier fluteten jetzt die Russen zurück unb retteten sich 
hinter ben Wisloka-Abschnitt. 
Der erste große Schlag zur Säuberung Galiziens 
von ben russischen Einbringungen war gelungen. Wunber- 
voll war babei bas Zusammenwirken ber Truppen bei 
bem schwierigen Werk gewesen. Ein Bericht bes Großen 
Hauptquartiers gibt barüber einen bemerkenswerten 
M erblick, in bem es heißt: „Nachbarschaft Haltenb mit 
österreichisch-ungarischen Truppen, griffen bayerische Re¬ 
gimenter bcn zweihunbertfünfzig Meter über ihren 
Sturmstellungen gelegenen Zemszczykoberg, eine wahre 
Festung, an. Ein bayerisches Infanterieregiment errang 
sich babei unvergleichliche Lorbeeren. Links ber Bayern 
stürmten schlesische Regimenter bie Höhe von Sekowa 
unb Sokol. Junge Regimenter entrissen bem Feinbe 
bie hartnäckig verteibigte Friebhosshöhe von Gorlice unb 
ben zäh gehaltenen Eisenbahnwall von Komienica. Von 
ben österreichisch-ungarischen Truppenteilen hatten gali- 
zische Bataillone bie steilen Höhenstellungen bes Pustki- 
Berges angegriffen unb erstürmt, unb ungarische Truppen 
in heißem Kampfe bie Wiatrowka-Höhen genommen. 
Preußische Garberegimenter warfen ben Feinb aus ben 
Höhenstellungen östlich ber Biala unb stürmten bei 
Staszkowka sieben hintereinanber gelegene, erbittert ver¬ 
teibigte russische Linien." Hiernach hatten viele beutsche 
Stämme unb verschiebene Völker ber verbündeten öster¬ 
reichischen gat^chen Monarchie gleichen ruhmvollen An¬ 
teil an betn herrlichen Erfolg. Daß sich bie Russen jetzt 
wirklich erschüttert unb in ihrem inneren Halt bedroht 
fühlten, bewies sehr halb ber weitere Verlauf ber Er¬ 
eignisse. Es war ja nicht bas erstemal, baß bie Russen 
burch bas tapfere Ungestüm ber beutschen ober öster- 
reichisch-ungarischen Truppen 'aus einer wohlbefestigten 
Stellung geworfen würben. Es war ihnen aber 
immer wiebet gelungen, in ben sorgfältig gewählten 
unb ausgebauten rückwärts gelegenen Stellungen 
Aufnahme zu finben, 
ben Ansturm ber 
verfolgenden Sieger 
zum Stehen zu brin¬ 
gen, rechtzeitig Ver¬ 
stärkungen heranzu¬ 
ziehen unb so ben 
verlorenen Halt wie¬ 
derzugewinnen. Jetzt 
aber versagten bei 
ihnen bie Mittel, bie 
ihnen bis bahin ge¬ 
holfen hatten, sich 
nach empfangenen 
Schlägen wiebet auf¬ 
zurichten; es war 
etwas anbers gewor¬ 
ben bei ihnen. Es 
zeigte sich barin, wie 
gut von unserer 
Seite bet Augenblick 
bes Vorbrechens zu 
starker Offensive ge¬ 
wählt unb vorbereitet 
worben war. 
Unter biesen Um- 
ftänben gestalteten 
sich schon bieAnsänge 
bes russischen Rück¬ 
zugs bei einem Teil 
ber Truppen zur Katastrophe. Das war nämlich ein Teil 
bes Westflügels ber russischen Beskiben-Armee, ber bei 
ben Straßenverhältnissen im Gebirge tarauf angewiesen 
war, baß bie große, von Jaslo nach Westen führenbe 
Straße, von ber bie Verbinbungen nach diesem Teil 
ber Karpathen abzweigten, irrt Besitz ber Russen blieb. 
Nun sahen sie plötzlich unb überraschenb ihre rückwärtigen 
Verbinbungen im Besitz ber siegreich vordringenden 
österreichisch-ungarischen Truppen. Soweit noch freie 
Straßen für sie verfügbar waren, retteten sich bie russi¬ 
schen Truppenverbänbe noch schleunigst unter Preisgabe 
ihrer Trains; anbete Gruppen entkamen übet Gebirgs- 
psade. Aber ein großer Teil ber Truppen sah sich regel¬ 
recht abgeschnitten unb fanb nur noch ben Ausweg ber 
Gefangenschaft. Die Trains unb bedeutende Artillerie¬ 
parks wurden die Beute der Verbündeten. 
Diese setzten ihren Siegeslauf noch mehrere Tage 
fort. Die obere Wisloka wurde schon am 6. Mai über¬ 
schritten, wodurch natürlich der Druck auf die Stellungen 
der Russen in den Karpathen noch verstärkt wurde. Am 
7. Mai wurde vom rechten Flügel der Heeresgruppe 
Mackensen bereits der Wislok erreicht Es mag hierbei 
Phot. R. (Scrtrtccfe, Berlin. 
Ter untere Stadtteil von Gorliee nach der Erstürmung.
	        
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