Volltext: 33. Heft 1914/15 (33. Heft 1914/15)

Hofphot. Kühlewmor, Komgsoerg. 
Ter Hafenplatz in Libau nach -em Einmarsch -er deutschen Truppen. 
verschneite Schluchten und sonstige Hindernisse hinweg- fachet Gestalt bieten, hat den Tiroler langsam und be¬ 
tragen und erhalten durch sie eine Schnelligkeit und Be- dächtig, aber auch zähe, furchtlos und fromm gemacht. 
Möglichkeit, die der Kriegführung sehr zustatten kommt. So stellt er auch im jetzigen Kriege einen Soldaten von 
Freilich ist das Leben eines solchen Landesschützen ein besonderem Charakter dar. Während andere Soldaten 
oft sehr gefährdetes. Noch ist das schreckliche Unglück aufgeregt so manchmal unnütz viele Patronen ver¬ 
tu unserer aller Erinnerung, das im März 1914 eine schießeü, lädt der Tiroler ruhig und bedächtig sein Ge- 
größere Abteilung an den Hängen des höchsten Berges wehr. Ebenso bedächtig führt er es an die Wange, 
der Tiroler Alpen, des Ortler, traf. Langsam, aber mit unfehlbarer Sicherheit nimmt er 
Daß diese Kerntruppe auch im jetzigen Kriege Vor- >ms Ziel, und sei es noch so klein; säst alle Schüsse, die 
zügliches leistet, ist selbstverständlich. Als „Blumen- die Blumenteufel abgaben, saßen den Russen mitten in 
teufet" werden sie wegen der Edelweißblume, die sie der Stirn. Geht aber wirklich einmal ein Schuß fehl, so 
am Kragen tragen, von den Russen bezeichnet und — folgt, ehe der nächste abgefeuert wird, erst eine eingehende 
gefürchtet! Wo der „Blumenteufel“ auftaucht, da fährt Kritik mit den Worten „Dös woar z'weit rechts" oder so 
dem Russen ein heilloser Schrecken in die Glieder, ähnlich. Dann erst kommt der nächste Schuß. Erfolgt 
gibt es doch keinen besseren Schützen, der ruhiger und aber der Befehl zum Sturm, dann Gnade denen, gegen 
sicherer seinen Stutzen handhabt als den Tiroler Landes- die es losgeht! Der Tiroler macht gründliche Arbeit, 
schützen. Das Schießen und das Tressen — das liegt Das Gewehr wird gesichert und umgedreht. Dann wird 
dem Tiroler nun einmal im Blut! Es ist sozusagen seine in die Hände gespuckt, ein kurzes Stoßgebet zum 
liebste Beschäftigung, der zuliebe er so manchmal zum Himmel gesandt, und nun sausen die Kolben aus die 
Wilderer wurde, der dem Gemsbock auf schier unzu- Schädel der Feinde mit einer Wucht nieder, gegen die 
gänzlichem Gelände nachschlich und ihn mit sicherem es kein Parieren, keine Hilfe gibt. Ganze Reihen liegen 
Schuß zur Strecke brachte. Wie oft schon entspann sich nach einem solchen Sturm mit gespalteten Schädeln 
nicht dort oben zwischen dem Forstmann und dem hingestreckt da. 
Wilderer ein harter Kampf auf Leben und Tod! Kein Und trotz dieses gewalttätigen Angreifens, trotz 
Tiroler Dörfchen, das nicht seinen Schießstand hätte, dieses erbarmungslosen Draufgehens hat der Tiroler 
an dem auch die jungen Burschen bereits fleißig üben. ein tiefes Gemüt. Er weiß ja, alles, was er hier tut, 
So darf es uns denn nicht wundernehmen, wenn auch vollbringt er für feinen Kaiser, für fein schönes Land 
im gegenwärtigen Kriege wohl fast jeder Schuß, der aus Tirol, für Weib und Kind, und wenn es gilt, die zu 
dem Gewehre eines Tiroler Landesfchützen abgefeuert schützen, dann gibt es eben kein Erbarmen, ebenso wenig 
wird, ein Treffer ist. Der ständige Umgang mit der wie die Tapferen ein solches kannten, die sich in den 
Gefahr, die ihnen die heimatlichen Berge in so mannig- Tiroler Freiheitskämpfen um Andreas Hofer scharten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.