Volltext: 31. Heft 1914/15 (31. Heft 1914/15)

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Zum Llntergang der „Lusitania". 
Der britische Seedünkel hat wieder einmal eine emp¬ 
findliche Schlappe erlitten. Ein heilloser Schrecken ist den 
britischen Krämerseelen in das spindeldürre Gebein ge¬ 
fahren. Der Cunarddampfer „Lusitania", ihre „Lucy", 
die sie gegen all und jede Unbill für gefeit hielten, liegt auf 
dem Meeresgrunde! Versenkt durch die „Deutsche Wasser¬ 
pest" vor der bisher für unverwundbar gehaltenen heimat¬ 
lichen Hafentür! Kein Schwindel hat den Herren Briten 
geholfen. Weder der Mißbrauch der amerikanischen 
Flagge noch eine fast an Hysterie grenzende Großtuerei. 
John Bull glaubte die amerikanischen Passagiere als 
neutralen Schntzschild für die unter dem Sternen¬ 
banner hergestellten Mnnitionsmengen usw. benutzen 
zu können. Zwei wohlgezielte deutsche Torpedoschüsse 
haben ihn von dem Gegenteil überzeugen müssen. 
Die Wirkung ist nicht ausgeblieben. Nahm „der 
britische Löwe" wohl zuerst die Öffnung seines Rachens 
noch etwas voll und erklärte, seine großen Riesendampfer 
auch ferner über den Ozean rasen zu lassen, so zog er 
doch bald den Schwanz ein und gab bekannt, daß der 
Verkehr zwischen den beiden Hemisphären eingestellt 
werden würde. Die Vernichtung des Cunarddampfers 
kann nur eine wesentliche Abnahme des Handelsverkehrs 
zwischen England und den Vereinigten Staaten zur 
Folge haben. Großbritannien wird nicht mehr in dem 
gleichen Maße wie bisher von Onkel Sam mit den 
wichtigsten Bedarfsartikeln versorgt werden können. 
, Die „Lusitania" 
war ein sogenanntes 
„bewaffnetes Handels¬ 
schiff", daher brauchte 
sie nicht einmal im 
technischen Sinne als 
„Hilfskreuzer" fahren, 
um den Angriff des 
deutschen Untersee¬ 
bootes als gerechtfertigt 
erscheinen zu lassen. 
Das Schiff war ein 
mit Kriegsmaterial be¬ 
ladener bewaffneter 
Dampfer, der den Auf¬ 
trag hatte, ein deut¬ 
sches Unterseeboot bei 
der Begegnung anzu¬ 
greifen. Somit war 
auch nach dem Cha¬ 
rakter des Cunard¬ 
dampfers das Vor¬ 
gehen der deutschen 
Unterseeboote gegen 
den „Flaggenschwind¬ 
ler" gerechtfertigt. 
„The Royal Mail 
Express Turbine Stea¬ 
mers“ wurden die bei¬ 
den Schwesterschiffe 
„ Lusitania" und „Mau- 
retania" offiziell ge¬ 
nannt. Das englische 
Volk taufte sie je¬ 
doch kurzweg „Our 
Lucy"und„OurMary". _ 
- . " ' _ Deutsche Flieger belegen 
Wissenschaft, Kunst, Gezeichnet von Bl 
Technik, Industrie und Handwerk waren vier Jahre 
gemeinsam tätig, um die beiden „Ozean-Windhunde" 
entstehen zu lassen. Die Dampfer wurden auf Be¬ 
treiben der englischen Regierung erbaut. Die Ree¬ 
derei erhielt einen Vorschuß von 47s Millionen Pfund 
zu 23/4 Prozent für den Bau. Außerdem gewährte 
die Regierung einen Betriebszuschuß von 7i Million 
Pfund für die beiden Schiffe. Dies allein beweist schon 
den von der englischen Regierung den Schwesterschiffen 
beigemessenen Wert. 
Am 7. Juni 1906 lief der 790 Fuß lange und 
88 Fuß breite Riesendampfer, der ein Deplacement 
von 45 000 Tonnen und eine Brutto-Tonnage von 
33 000 Tonnen besaß, vom Stapel. Am 7. Mai 1915 
fiel er den deutschen Unterseebooten zum Opfer. An 
einem 7. begann und an einem 7. endete die Laufbahn 
der „Lusitania". Felix Baumann. 
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Das Lustbombardement von Bialystok. 
Unsere Feinde, für die in diesem Kriege alle völker¬ 
rechtlichen Abmachungen wirklich nicht mehr als ein 
„Fetzen beschriebenen Papiers" zu sein scheinen, zwingen 
uns immer wieder zu Vergeltungsmaßregeln, die eigent¬ 
lich dem Wesen unserer Kriegführung im Innersten 
fremd sind. Gleichwohl sind sie, wie uns die Handlungs¬ 
weise unserer Gegner täglich aufs neue zeigt, notwendig 
als Antwort auf Übergriffe und Greueltaten, die sonst 
ins Maßlose wüchsen. Um den 20. April herum haben 
russische Flieger mehr5 
fach offene, außerhalb 
des Operationsgebie¬ 
tes liegende deutsche 
Grenzstädte, Inster¬ 
burg, Gumbinnen und 
Neidenburg, bombar¬ 
diert. Die Antwort 
der deutschen Heeres¬ 
leitung darauf war ein 
wirkungsvolles Luft¬ 
bombardement der 
russischen Stadt Bia¬ 
lystok (Bjelostok) an 
der Biala im Gou¬ 
vernement Grodno. 
Die rund 66 000 Ein¬ 
wohner zählende Stadt 
hat für die kriegerischen 
Operationen eine ge¬ 
wisse Bedeutung: ist sie 
doch einer der wich¬ 
tigsten Eisenbahn¬ 
knotenpunkte Westru߬ 
lands. Nicht weniger 
als drei strategisch 
bedeutsame Linien 
treffen hier zusammen, 
von denen War¬ 
schau-Petersburg wohl 
die wichtigste ist. Über¬ 
dies wird in Bialystok 
in etwa 150 größeren 
Tuchwebereien das 
Tuch zu den Uni¬ 
formen der russischen 
Armee hergestellt. 
Bialystok mit Bomben. 
och-Leon hardt.
	        
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