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Der Marne-Übergang am 15. Juli 1918.
Die deutsche Stellung vormittags 10 Uhr. Im Hintergründe die Marne und das brennende Treloup.
beiderseits Reims zu schaffen unb starke feindliche Kräfte
anzuziehen und zu fesseln. Alles schien zunächst glänzend
zu gelingen. Während auf unsrem rechten Flügel bis
östlich von CHLtean-Thierry nur Teilangriffe und kleinere
Einbrüche in die feindlichen Linien unternommen wurden,
ging die Hauptmasse der Armee des Generalobersten
von Boehn über die Marne. Es geschah in dem Abschnitt
zwischen Jaulgonne und der Gegend östlich von Dormans.
Pioniere setzten im Morgengrauen die Sturmtruppen
über den Fluß und schufen damit die Grundlage für
den Erfolg des Tages. Infanterie erstürmte nuu die
steilen Hänge auf dem Südufer der Manie. Unter
ihrem Schutz wurden Brücken geschlagen, über die die
Hauptmasse der Truppen in den Kampf geworfen wurde.
In stetem Ringen mit dem zähe sich verteidigenden
Gegner durchstießen unsre Truppen das Waldgelände
der ersten feindlichen Stellung und warfen den Feind
ein beträchtliches Stück zurück.
Östlich von diesem Gefechtsabschnitt, zwischen Dor-
mans und Reims, spielte sich der Kampf nördlich der
Marne ab. Hier kämpften neben Franzosen auch Italiener.
Auch hier wurde der Feind aus seiner ersten Stellung
geworfen und nach Südosten gedrängt. Wir standen
am Abend des Tages östlich der Linie Chatillon—Chau-
muzy. Wenn der Angriff in gleicher Weife östlich von
Reims glückte, war der Hauptzweck des Angriffs erreicht,
und es konnte eine wirksame Durchführung der Offensive
südwärts erfolgen. Der Angriff östlich von Reims, an
der Champagnefront, fiel der Armee des Generals
von Mudra und des Generalobersten von Einem zu. Unser
Hauptstoß wurde auf der Front von Prunay (östlich von
Reims) bis Tahure geführt. Das Ergebnis war, daß wir
in dem ganzen Abschnitt südöstlich von Reims bis süd¬
östlich Tahure am Abend in dem Besitz des Geländes der
Der Kries, 1914/18 I
früheren Champagneschlachten waren. Ein scheinbar
glänzendes Ergebnis, unb doch nicht das, was wir erhofft
und erwartet hatten! Denn es handelte fich ja für uns
gar nicht um ben Gelänbegewinn, sonbern um bie Zer¬
trümmerung und Zerbröckelung der feindlichen Streit¬
macht. Inzwischen aber hatten unsre Feinde das getan,
was bei lange dauernden Kriegen immer die Haupt¬
gefahr für den bisherigen Sieger darstellt: sie waren
sozusagen bei Hindenburg in die Schule gegangen,
Sie hatten das Geheimnis der elastischen, beweglichen
Verteidigung begriffen und ahmten unsre Taktik zum
ersten Male nach. In den ersten großen Kämpfen unfreie
Offensive von 1918 wurde der Feind von uns vollkommen
überrascht und vernichtend geschlagen. Bei den späteren
Kämpfen versuchte er standzuhalten und durch Gegen¬
angriffe bie Lage wieberherzustellen. Er machte dabei
aber schlechte Erfahrungen. Nun machte er es anders,
Er wich dem Angriff ans und gab die schwach besetzte
erste Stellung nach geringem Widerstande auf, so daß
die volle Kraft für den Gegenangriff aufgespart wurde,
der natürlich den Gegner in einem Augenblick traf,
wo er wesentlich mehr von feiner Kraft eingefetzt hatte,
als der Verteidiger, und wo die fortreißende Stimmung
eines zum wirklichen Austrag gebrachten siegreichen
Angriffs bereits mehr oder weniger abgeflaut war. Der
Angriff in der Champagne war zwar in bezug aus Ge¬
ländegewinn erfolgreich, aber doch ein Luftstoß gewesen.
Die feindliche Front stand im wesentlichen unerschüttert
gegenüber. Uns bas war um so mißlicher, als man
jetzt im deutschen Hauptquartier auch längst wußte,
daß Foch nicht mehr der Feldherr mit einer zertrümmerten
und verbrauchten Reserve war, sondern ein zu starker
Gegenoffensive bereites Heer neu gesammelt hatte.
Deshalb hatten wir feine Zeit zu verlieren.
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