Volltext: 206. Heft 1914/18 (206. Heft 1914/18)

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man freut sich, daß das Lazarett weiter rückwärts in 
sichereres Gelände verlegt wird. 
In den Pionierdepots wird's merkwürdig leer. Es 
kommt mit den Feldbahnen nichts mehr an. Dafür 
nimmt jedes ins Hintergelä de fahrende Züglein Draht¬ 
rollen, Schienenmaterial, Schwellen und fonstiges Ma¬ 
terial mit; es wird anderweitig benötigt und derweil 
entliehen. Gut, denkt der brave Pionier: mir auch 
recht; dann haben wir weniger Arbeit. 
Eines Tages Besprechung beim Regiment. Der 
Kommandeur eröffnet den Herren mit unbewegtem 
Gesicht eine neue Lage. Knappste Worte und Anord¬ 
nungen, wie die befohlene Bewegung vor sich gehen 
soll. Jetzt kommt die Neulage zur Verwirklichung. 
Die Herren drücken ihre Verwunderung kaum aus. 
Sie selber sagen sich, daß es so das beste sei und daß 
die Heeresleitung wieder mal klug tut und dem Feinde 
das Sprungbrett unter den Füßen wegzieht. 
Auch jetzt kommt noch nichts unter die Truppe. 
Nur in den Schreibstuben packen sie. Hier und da wird 
eine Drahtleitung aufgewickelt. Hin und wieder kann 
man vor Morgengrauen ein vollbespanntes Geschütz sich 
landeinwärts bewegen fehen, die Bedienung vergnügt 
hinterher. Dafür feuern die verbleibenden Gefchütze 
aber ein paar Schuß mehr. Der Feind hat keine Ahnung. 
Unterdessen arbeiten sie bei den Stäben fieberhaft, 
und auch in der Kompagnie beginnt man Maßnahmen 
zu treffen. Einmal ruft der Kompagnieführer feine 
Unteroffiziere zur Besprechung zusammen, und ganz 
trocken fällt das große Wort: Die Division hat Befehl, 
den Abschnitt zu räumen. Die Kompagnie übernimmt 
die Nachhutdeckung. Es werden folgende Maßnahmen 
getroffen 
Unter sich verlieren die Unteroffiziere auch nicht 
viel Worte. Höchstens wird eine Drohung laut: Das 
soll ihnen teuer zu stehen kommen, wenn sie zu flink 
hinterdrein wollen; aber bis sie begriffen haben, was 
los ist, soll ihnen schon Hören und Sehen vergangen fein. 
Endlich wissen nun auch die Mannschaften Bescheid. 
Die machen gleich gar kein Aufhebens. Der Feldgraue 
ist ein Dickhäuter; Fatalist, Phlegmatiker oder wie man's 
nennen will. „Nu ja, da machen wir eben 'neu Rückzug", 
heißt es. „Mal wieder was Neues!" 
Eigentlich ist's auch nichts Neues mehr, denn wie¬ 
viele haben dergleichen Sagen schon mitgemacht, vor 
allem beim großen strategischen Rückmarsch des Früh¬ 
jahrs 1917. „Immer mit der Ruhe“, heißt die Parole. 
Und gerade dieses gemächliche Herangehen an die 
Sache von den hohen Stäben abwärts gibt dem Manne 
das Bewußtsein, daß er die Zügel noch in der Hand hat. 
Nun sind die Rollen verteilt für das wunderliche 
Spiel, das bald beginnen wird. Die fixesten Jungens, 
die kaltblütigsten Gefreiten, erprobte alte Patrouillen* 
schiebet und Herren der Sage, sind vorn geblieben. Ihre 
Befehle kennen sie auswendig. Sie find einfach, aber 
eifern: Bis dann und dann wird gehalten um jeden Preis; 
danach wird bis dort und dorthin geräumt und erneut 
bis zu der und der Stunde hartnäckiger Widerstand 
geleistet. Bei Itmfaffung rechtzeitig nach den Flanken 
ausweichen oder sich geschickt dünn machen, aber immer 
wieder zusammenfinden, Fühlung nicht verlieren, Ver¬ 
bindung nach rückwärts nicht vergessen! „Und's Seben 
so teuer wie möglich verkaufen", fetzt der Mnsko lako¬ 
nisch hinzu. 
Munition genug hat er. Verpflegung für eine 
Reihe von Tagen auch und Rauchbares in erträglichen 
Aufn. Bild- und Filmamt. Berlin. 
Räumung des freiwillig aufgegebenen Geländes: Abfahren der Pretzstrohlager.
	        
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