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Umstand, daß sie als Kriegsschöpfung in jenen heißen
Augusttagen 1914 aus einem Nichts entstanden ist, sich
mit Notbehelfen abquälen mußte, dafür aber auf Rekord¬
leistungen zurückblicken kann, die selbst dem erfahrenen
Fachmann eine unbegrenzte Hochachtung abnötigen.
Damit meine ich natürlich nicht den Schreiber dieser
Zeilen, denn zum urteilsfähigen Fachmann gehört mehr
als nur flüchtige Beobachtung und Verständnis für die
seemännische und strategische Wichtigkeit dieses Zweiges
unsrer Marine. Hier bin ich überhaupt mehr Chronist
als Fachmann. Ich darf aber erwähnen, daß der Kaifer
in feinem Telegramm, in dem er dem Flottenchef das
Eichenlaub zum Pour le merite verlieh, neben der
glänzenden Molge unfrer U«58oote auch der hervor¬
ragenden TÄ°tz^eit der Minensnchverbände gedachte, daß
Admiral Scheer
kürzlich dieser
Minensuchflottille
in ihrem Stütz¬
punkte einen Be¬
such abstattete
unddabeiwarme
Worte der An¬
erkennung sprKi,
auf welche die
Braven stolz sein
konnten. Ebenso
wie der Sieger
vom Skagerrak
zollte auch unser
kühner Kreuzer¬
chef,Vizeadmiral
von Hipper, den
Minensuchern
häufiger schon
wohlverdientes
Lob. Und Admi¬
ral von Trotha,
der Ludendorff
unsrer Flotte,
besuchte diese
Flottille weit draußen in der Nordfee bei ihrer Tätig-
leit. — Vor einiger Zeit begrub man einen der Tapferen,
der im Kampf mit den teuflischen Minen der Engländer
fein Leben gelaffen hatte. Da folgte ein großes Geleite
von höheren Seeoffizieren dem Sarge des Braven, und
einer von ihnen fprach folgende Worte zu den Kameraden
des Gefallenen: „Daß wir hier erschienen sind, soll
Ihnen ein Beweis dafür fein, daß wir Ihre brave Tätig¬
keit sehr wohl zu schätzen wissen. Sie fahren immer
über Ihrem offenen Grabe dahin, aber unerschrocken
verrichten Sie Ihre fchwere Arbeit. Dafür wird Ihnen
der Dank des Vaterlandes gewiß fein!"
Der Flottillenchef erzählt: Aus Vergangenheit und
Gegenwart. Von den Mobilmachungstagen, da er
einige schmutzige Fischdampfer übernahm, auf denen
noch tote Fischleiber und all die Rückstände des Fanges
lagen. Schiffchen, wohl für 10 Mann und zum Fifch-
zug eingerichtet, nicht aber für 20 und 30 Kriegsschiff-
matrosen, die in den ersten Tagen an Deck unter einem
Segel fchlasen mußten. Langsam vollzog sich die Um¬
wandlung. Die ersten englischen Minen tauchten in
der Nordsee auf, ein Hilfsmittel des englischen Hunger¬
krieges, um neutrale Schiffe an der Fahrt nach Deutsch¬
land zu hindern. Der Kampf der Abwehr gegen die
unterseeischen Höllenmaschinen begann. Und neue feind¬
Hofphot. Carl Eberth, Cassel.
Der Bc»bacht«»asp«sten auf einer einsame,» Vogesenhöhe bereitet seine Mahlzeit <Pfa»»k»chen
mit Marmelade). Die Säge dient ihm als Kuchenschwänger.
liche Minensperren wurden entdeckt, gelegt in Nacht
und Nebel oder von U-Booten, die unter Wasser ihren
Höllenspuk auswarfen. 19 Meilen lang stellte man eine
englische Sperre fest. Dicht an dicht lagen die eifernen
Giftpflanzen des Meeres. Doch man wurde ihrer Herr
und erzielte dabei die Tages-Rekordleistnng von 240 ge¬
räumten Minen. Hut ab! — Die Bilder wechfeln. Ich
höre von geretteten Fliegern, die auf zertrümmertem
Flugzeugschwimmer bereits drei Tage trieben, den Tod
vor Augen, als sie aus den Minenfeldern herausgefifcht
wurden. Von deutschen Kriegern, die in offenen Booten
englischer Gefangenschaft entflohen und von Minen¬
suchern aufgenommen wurden, von Schiffsuntergängen
und Rettungen, von Sturm und Nacht, von Not und
Tod. Ein Heldenlied deutscher Seemannsgröße!
Militärische
Rücksichten ver¬
bieten mir ein
Eingehen aus die
interessantesten
Punkte unsres
Gesprächs. Das
aber soll hier
festgehalten wer¬
den: Wenn der
Engländer ge¬
glaubt hat, des
für ihn so fürch¬
terlichen U-Bovt-
fiieges dadurch
Herr zu werden,
daß er Minen
über Minen in
dieNordfeewarf,
so hat er sich in
dieser Maßnahme
genauso verrech¬
net, wie in all
feinen übrigen
Abwehrmitteln
unb dem Ver-
'zweiflungsstoß gegen die flandrischen Häfen. Gewiß fei
zugegeben, daß uns der Minenkrieg der Engländer feit dem
letzten Jahre lästig geworden ist. Schöntuerei ist einmal
nicht deutsche Art. Wenn aber Jellicoe, der Besiegte vom
Himmelfahrtstage 1916, vor wenigen Monaten das eng¬
lische Volk auf den August 1918 vertröstete, weil bis dahin
jegliche U-Bootgefahr ausgeschaltet fei, so hat er mit feiner
Prophezeiung jedenfalls die verschärfte Minentätigkeit
der Engländer gemeint, das Zustopfen des „Rattenlochs"
mit Minen. Der „Graf von Scapa Flow", zu dem ihn
sein König ernannte, hat seine Rechnung jedoch ohne die
deutschen Minensuchleute gemacht, die für dieses eng¬
lische Gift das Gegenmittel gefunden haben. Seine Ein¬
richtung ist ganz jungen Datums, die bis jetzt erzielten
Erfolge.aber über alles Erwarten groß. Und fo wird auch
in der neuen fcharfen Form des Minenkrieges der Sieg
auf unsrer Seite fein. Das setzte sich unabänderlich als
frohe Überzeugung in mir fest, als ich von dem erfindungs¬
reichen und unerschrockenen Führer der .... Minen¬
suchflottille schied und mir Korvettenkapitän K. die Worte
mit auf den Weg gab: „England kann noch so viele
Minen heranbringen und vor die Deutsche Bucht werfen,
die paar Löcher, die wir für unsie U-Boote unb unfre
Flotte zum sicheren Ein- und Auslaufen brauchen,
werden wir uns immer schaffen!"