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bet Zwtschenstellung, die nördlich der Römerstraße ver¬
lief, zu fördern, denn in dieser rückwärtigen Linie sollte
der deutsche Stoß aufgefangen werden. Die Leute
mußten scharf heran, ab Mitte Juni hatten auch die
Ruhebataillone, die sonst weit hinten in den Dörfern
lagen, kräftig zu schanzen. Andre Arbeiten blieben
liegen, da der Nachschub an Material für sie nicht aus¬
reichte. So entstand im Laufe von Wochen eine stark
befestigte Haupt Widerstandslinie mit breiten Draht¬
hindernissen und tiefen Stollen. Ein Geheimbefehl
der 4. Armee vom 7. Juli ordnete ausdrücklich an, daß
in dieser neuen Stellung, die dicht hinter dem Feuer¬
bereich der deutschen Angriffsbatterien sich hinzog, die
Gewalt des Vorstoßes gebrochen werden sollte. Kein
Mann sollte vom Platze weichen. Offiziere und zuver¬
lässige Unteroffiziere erhielten Befehl, sich hinter diese
Widerstandslinie aufzustellen und jeden Ausreißer zu¬
rückzutreiben, wenn nötig, mit Gewalt.
Möglichst unauffällig wurden neue Divisionen heran¬
gezogen, so die 27. und 71. Infanteriedivision aus
Flandern, die 132,, die als Reserve im Abschnitt lag,
die 45., die bis Ende Mai westlich Reims mit schweren
Verlusten gekämpft hatte. Diese Reserven sollten in
der Hauptsache die neue Widerstandslinie verstärken.
In der Nacht vom 13. zum 14. Juli wurde die Infanterie
der vordersten Linien neu eingeteilt, am Morgen des
14. Juli wurde der Befehl aufgehoben, am Abend des¬
selben Tages aber erneut in Wirkung gesetzt. Die Be¬
satzung des ersten Grabens bestand nur noch aus zwei
bis drei Zügen für den ganzen Regimentsabschnitt.
Diese Leute, die teilweise ohne Offiziere zurückbleiben
mußten, hatten den Auftrag, durch Abschießen von
Leuchtpatronen, Klappern mit Kochgeschirren und ge¬
räuschvollen Verkehr die normale Besatzung vorzu¬
täuschen. Die Reste des Stellungsbataillons wurden
auf den 2. und 3. Graben verteilt. Um 8 Uhr abends
erging der Befehl, die größeren Unterstände mit 9)perit
zu vergasen. Pioniere besorgten das durch besondere
Geschosse, sprengten die besonders geräumigen Stollen
in den Bergstellungen und sollten außerdem in den
ehemaligen deutschen Blockhäusern, die hier noch ziem¬
lich unversehrt zu finden waren, die nach Süden, Osten
und Westen zeigenden Schießscharten vermauern. Dazu
blieb den Pionieren aber keine Zeit mehr, denn das
deutsche Vorbereitungsfeuer setzte alsbald so gewaltig
ein, daß sie in die Unterstände krochen. Dort wurden sie
mit der übrigen Be Atzung rasch überwältigt und ge¬
fangengenommen.
Die deutsche Führung erkannte die Lage rasch
und tat den: Feinde nicht den Gesallen, mit starken
Kräften gegen seine Hauptwiderstandslinie anzurennen.
Bereits am zweiten Tage, so erklärte uns Ludendorff,
wurde der Angriff aufgegeben. Wir begnügten uns
mit dem raschen Gewinn der Bergstellungen, für dessen
Besitz die Franzosen 1917 monatelang die blutigsten
Opfer gebracht hatten.
* *
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Getreidevorstöße.
Als die „Freuden" des April Vormarsches in Fran-
zösisch-Flandern schon lange der üblichen Feldküchenkost
und dem guten alten Kommißbrot wieder Platz ge¬
macht hatten, da blieb als täglich zunehmende Augen¬
weide doch die Fülle herrlich bestellter Felder, deren
rasches Wachstum mit innigem Behagen verfolgt, deren
Frucht baldmöglichst mit lachender Genugtuung einge¬
heimst ward. Schon im Juni sah man allenthalben im
bestellten Kampfgebiet die Feldgrauen knien, in den
herrenlosen Schotenfeldern wühlen und die jungen
Erbsen knacken oder in den Brotbeutel verschwinden: lassen.
Herrlich gedeiht ja in dem überaus fruchtbaren
neueroberteu Strich Gemüse und Korn. So dicht und
hoch hatten viele, viele Frontkämpfer das Korn noch
nirgends stehen sehen. Kein Sonnenbrand hatte diesen
wogenden Ährenfeldern bei der unversieglichen Boden¬
feuchtigkeit Abbruch zu tun vermocht; jeder Regen
war nur willkommen und ward vom immergierigen
Boden sofort aufgesogen. Und die Kartoffelfurchenliefen,
wenn auch vom Unkraut oft fast verdeckt, in unendlich
langen Zeilen hin.
In den vielen tatenlosen Ruhestunden des Front¬
tages hatten die Feldgrauen, die ja meist über Essen
und Trinken sprechen, wenn sie die Vorgesetzten und
die allgemeine Lage nicht vorhaben, wie oft versucht,
Schätzungen vorzunehmen, wieviel Pferde-und Menschen¬
mäuler wohl von so einem einzigen Feld satt würden.
Das stand jedenfalls fest: viele Regimenter viel Tage
lang allein von den Fronlfeldern, durch die die neuen
Stellungen sich ziehen. Und somit bedeutete das doch
eine wesentliche Nahrungsmittel-Bereicherung für die
eigene Truppe, eine erhebliche Entlastung für die Heimat¬
vorräte. Auf über 100 000 Tonnen Getreide schätzt
man den Ernteertrag aus dein neugewonnenen Gebiet.
Im Vergleich hierzu mag erwähnt werden, daß in ganz
England, nachdem all die ungeheuren Viehtriften, Go.lf-
und Rasenplätze in Parks, Gärten und öffentlichen An¬
lagen zur Bebauung hergerichtet waren, 900 000 Tons
mehr eingebracht wurden als 1916. Da hatten wir's
bequemer.
Das weiß der Engländer auch, und seine ganze
Wut, seine Mißgunst galt neben dem verlorenen Boden
den der Ernte zureifenden Feldern, die er noch im
zeitigen Frühjahr sorgfältig bestellte oder hatte bestellen
lassen — ausgerechnet für die Deutschen.
Ihr Fühlen und Trachten ging nun ersichtlich
mit darauf hin, nach Kräften den Gegner an der Ein¬
bringung dieser unbezahlbarenNahrungsmittel zu hindern.
Dazu gab es zwei Möglichkeiten: Rückgewinnung des
eroberten Gebietes; Vernichtung oder starke Beein¬
trächtigung durch Bomben und Granaten.
In der Theorie glänzende Ideen, bei Licht besehen
aber — Projekte. Denn zur völligen Rückeroberung
gehört eine Offensive, mindestens so schwunghaft und
geschickt angelegt, wie .die deutsche vom 9.-April 1918.
Da mögen denn aber den britischen Herren doch einige
Bedenken gekommen sein, sonst hätten sie den Vormarsch
längst angetreten. Zeit genug war ja dazu. Zum
zweiten: Bomben-- und Granatenregen. Um da auch
nur einige Kilometer bebauten Feldes nach Tiefe und
Breite zu vernichten, dazu hätten Millionen Granaten
gehört, die somit eine stumme Offensive bedeutet hätten
ohne deren Folgen. Der Erfolg hätte die Kosten wahr¬
lich nicht gelohnt. Zudem bewuchsen sich, solange die
Saat noch Saat war, die Granattrichterränder rasch
mit — eben den Kartoffeln und Halmen, die man
doch hatte vernichten wollen, denn gerade an den
Rändern wurde ja die Erde nur umgeschüttelt.
Was blieb? John Bull kombinierte beide Möglich¬
keiten; er machte keine Getreideoffensiven und auch
kein Erntetrommelfeuer mit Bombenregen — er
entschloß sich zu dickeren Vorstößen in Verbindung mit
Flieger- und Artilleueeinwirkung.