Volltext: 20. Heft 1914/15 (20. Heft 1914/15)

zeigt es 
wieder, 
neue Ki 
Phot. Photo-Bericht, München. 
Die neuen Schneeuniformen. 
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Der Schneeschuh im Kriege. 
In dem großen Weltkriege 1914/15 ist es das erste 
Mal, daß der Schneeschuh in neuerer Zeit in einem 
Feldzuge benutzt wird. Im Jahre 1870, in dem Kriege 
zwischen Deutschland und Frankreich, fand er noch keine 
Verwendung, da man weder diesseits noch jenseits der 
Vogesen etwas Wesentliches vom Schneeschuh wußte; 
denn dieser wurde in Deutschland erst im Anfang der 
achtziger Jahre eingeführt. Die ersten militärischen Ver¬ 
suche mit dem Schneeschuh wurden bei uns im Winter 
1891/92 bei Goslar am Harz gemacht; als sie günstig 
ausfielen, wurden die preußischen und bayerischen Jäger¬ 
bataillone mit Schneeschuhen ausgerüstet. Erst zehn Jahre 
später führte A. Monnier sie in die französische Armee 
ein; das 159. Infanterie-Regiment stellte unter seiner 
Leitung Übungen damit an, denen größere Alpenmärsche 
folgten. Weit 
früher wurde 
Schneeschuh in 
den Heeren der 
nordischen Völker 
verwendet, was 
im Hinblick auf 
den meist sehr 
strengen Winter 
in diesen Ländern 
bzw. auf 
teilweife alpine 
Natur ja auch 
nicht weiter wun¬ 
dernimmt. Schon 
im 13. Jahrhun¬ 
dert soll der 
nordische König 
Sverre — so be¬ 
richtet wenigstens 
Nansen — aus 
den Bewohnern 
der Hochlande 
ein Schneeschuh¬ 
korps gebildet ha¬ 
ben, das in der Schlacht bei Oslo in Tätigkeit trat. 1539, 
zu König Frodes Zeiten, benutzten die Finnländer den 
Schneeschuh in ihren Kämpfen mit den Helfingern. 
Liegen diesen Mitteilungen alte, teilweise sagenhafte 
Überlieferungen zugrunde, so steht es geschichtlich fest, 
daß norwegische Schneeschuhabteilungen in der Schlacht 
bei Trpngen am 25. April 1808 beim Patrouillendienst 
wie auch als kämpfende Truppe Glänzendes leisteten. 
Dem Beispiel Norwegens und Schwedens, deren Läufer 
ja für die Anhänger des Schneeschuhlaufes in allen 
anderen Ländern vorbildlich waren, sind in neuerer Zeit 
fast alle übrigen Nationen gefolgt, so Deutschland, 
Österreich-Ungarn, Rußland, Frankreich, die Schweiz, 
Italien und sogar Japan. Daß diese Kunst im Gegen¬ 
satz hierzu in England militärisch noch nicht ausgenutzt 
wurde, ist im Hinblick auf die klimatische Beschaffenheit 
des Drei-Jnfel-Reiches durchaus erklärlich. 
Daß ein aus sicheren Läufern zusammengesetztes 
Schneefchuhkorps tut Winterfeldzuge in unwegsamem, 
gebirgigem Gelände außerordentlich wertvolle Dienste zu 
leisten vermag, ja kaum durch eine andere Truppe ersetzt 
werden kann, wird jedem ohne weiteres einleuchten, der 
zum Beispiel die Karpathen oder die Vogesen in einem 
schneereichen Winter kennen gelernt hat. In derartigem 
Terrain ist der Schneeschuhläufer beim Vorposten- oder 
Patrouillendienst und zur Überbringung von Nachrichten 
zwischen verschiedenen kämpfenden Abteilungen unent¬ 
behrlich. Am eifrigsten hat man sich neuerdings vielleicht 
in der französischen Armee mit der Ausbildung dieser 
Abteilungen beschäftigt. Man hat in Frankreich sogar 
ein militärisches Skiläufer-Patent (Brevet de skieur 
militaire) geschaffen, das denjenigen Militärperfonen 
ausgestellt wird, die eine diesbezügliche vorgeschriebene 
Prüfung bestanden haben. Bei den Militär-Wettläufen 
in Gerardmer im Winter 1912/13 wurde dieses Patent 
zum erstenmal vergeben. In dem gegenwärtigen Welt¬ 
kriege haben aber nicht nur die auf der „Normalschule des 
Skilaufs" in Brianeon ausgebildeten französischen Ge- 
birgstruppen, vor allem die „Chasseurs alpins", den Be¬ 
weis für ihre Wichtigkeit erbracht, sondern auch die 
deutschen, österreichischen und ungarischen Abteilungen 
haben sich, soweit 
sich bis jetzt er¬ 
kennen läßt, den 
ihnen gestellten 
Aufgaben durch¬ 
weg gewachsen 
gezeigt. Zu einem 
abschließenden 
Urteil über ihre 
Leistungen wird 
man jedoch erst 
dann gelangen 
können, wenn der 
große Völker¬ 
kampf der Ver¬ 
gangenheit ange¬ 
hört. Jedenfalls 
sich hier 
daß der 
Krieg auch 
neue Waffen und 
Kampfarten 
kennt. Zu dem 
Zeppelin und 
Flugzeuge, dem 
Automobil und Unterseeboot tritt der Schneeschuh — 
gleichfalls ein Neuling im deutschen Heere. W. K. E. 
Disziplin. 
(Aus einem Feldpostbrief.) 
Als gestern die mit Freude und doch auch mit Neid 
begrüßte Nachricht vom neuesten Siege in Ostpreußen 
in unseren Schützengräben anlangte, mußte ich an meinen 
Berliner Arzt denken, den ich als Verwundeter kürzlich 
aufgesucht hatte. „Der langsame Schritt gewinnt unsere 
Schlachten" sagte dieser alte Praktiker, der in seiner 
Jugend "Sanitätsoffizier gewesen war. Erstaunt bestritt 
ich dies unter Hinweis auf die damit vergeudete Zeit und 
die vielen Brüche des Mittelfußknochens. „Es ist nicht 
die Übung der Beinmuskeln allein," entgegnete er, 
„sondern der Wille, der beim Marschieren systematisch 
gedrillt wird. Es kostet dem Mann immer wieder Über¬ 
windung, seine Gliedmaßen in ungewohnter, genau vor¬ 
geschriebener Weise zu bewegeu. Er muß bei den Übungen 
dazu eine Fülle von Unlust überwinden. Das stählt un- 
bewußt seinen Willen, stärkt aber auch sein Gefühl der 
Abhängigkeit vom Willen des Vorgesetzten, erhält ihn 
also im Gehorsam und in der Disziplin."
	        
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