Volltext: 192. Heft 1914/18 (192. Heft 1918)

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erkennen sein. Diese Bedingung ist nicht immer ohne keit, da wir bei unsrer Ankunft schon Verwundete, die 
weiteres zu erfüllen, diesmal aber klappte die Sache, von den Hauptverbandplätzen der Sanitätskompagnien 
ich erwischte für meine Apotheke ein großes zweifenstriges nach H. transportiert waren, vorgefunden hatten. 
Zimmer, zu ebener Erde hart am Hauseingang gelegen. Rezepte waren vorläufig nicht anzufertigen, da der Ope- 
Schön sah es in dem Zimmer nun keineswegs aus, in rationssaal schon bei seiner Einrichtung mit Medikamenten 
der letzten Nacht hatten Truppen darin übernachtet und und Verbandstoffen verfehen war; es war jedoch jetzt 
zu diesem Zweck den Fußboden mit Strohschütten belegt, nötig, festzustellen, was an Material nach dort geliefert 
außerdem lag allerlei Hausrat darin verstreut, vielleicht war.- Ich hatte mir dies bei der Einrichtung einstweilen 
in der Eile von flüchtenden Bewohnern im Stich ge- notiert und übertrug nun alles in das Arzneiverordnuugs- 
lassen, oder auch von plünderndem Gesindel aus Schub- buch bzw. in das für Verbandstoffe. Diese Bücher werden 
laden und Schränken herausgerissen und als unbrauch- dann den Ärzten zur Unterschrift vorgelegt, da der Mili- 
bar wieder hingeworfen; also frisch ans Aufräumen, tärapotheker über jede Abgabe und Einnahme aller 
Es half mir dabei mein getreuer Apothekenhandarbeiter, ihm unterstehenden Sachen einen Beleg besitzen muß, 
seinem militärischen Range nach Trainsoldat, im bürger- um in der halbjährlich auszufertigenden Rechnungs- 
lichen Leben approbierter Apotheker. Nach den Auf- legung einen Ausweis über den Verbleib des Materials 
räumungsarbeiten mußten Tische und Stühle beschafft vorweifen zu können. Während ich diese Eintragungen 
werden, letztere waren vorhanden, ebenso ein Tisch; machte, begann auch schon der eigentliche Apotheken- 
doch Tische benötigte ich deren drei; einen zum Schreiben, betrieb. Es kamen, durch mein Apothekenaushänge- 
den zweiten zum Rezeptieren, den dritten endlich für schild angelockt, Ordonnanzen von verschiedenenTruppen- 
die chemischen Analysen; wenn es nicht anders geht, teilen, die in H. Orìsunterkunft bezogen hatten, und 
kommt man wohl auch mit zwei Tischen aus, aber „besser nun die Gelegenheit benutzten, zur Auffüllung ihrer 
ist besser". Auch die Tische wurden besorgt, einer war Sanitätskästen Material bei mir zu entnehmen. Die 
noch aus andern Räumen des Gebäudes entbehrlich, Feldlazarettapotheke hat nämlich die Ausgabe, neben 
der dritte wurde aus einem der nächstliegenden Häuser dem Verbrauch im eigenen Lazarett auch noch den Arznei- 
beschasft. Nun begann die eigentliche Einrichtung, bedarf der Truppen zu decken. Von den betreffenden 
Diese bereitet nun noch wenig Schwierigkeiten, die Truppenärzten wird der Lazarettapotheke eine mit 
Medikamente und Apothekengeräte stehen nämlich schon, Namensunterschrift versehene Ausstellung seines Bedarfs 
fein säuberlich aufgebaut, fix und fertig auf Regalen in an Medikamenten und Verbandstoffen in Form einer 
den Sanitätswagen, diese Regale, die auf Rollen mon- Ausgabebescheinigung zugestellt, aus Grund dieser er- 
tiert sind, sind in dem rückwärtigen Teile des Wagens hält dann der Truppenarzt das gewünschte Material, 
untergebracht, sie brauchen nur herausgezogen und auf die Ausgabebescheinigung dient als Beleg bei der halb- 
improvisierten Bänken, aus Mauersteinen und Brettern, jährlichen Abrechnung. Oft kann man nicht alle Wünsche 
aufgestellt zu werden. Hat man das Glück, einen ver- erfüllen, da haushälterifch mit dem Material umgegangen 
schließbaren Schrank vorzufinden, so soll man die Gifte, werden muß, zumal der Nachschub aus dem Etappen- 
wie Sublimatpastillen und dergleichen, in diesem Schrank sanitätsdepot oft große Schwierigkeiten und Verzöge- 
unterbringen; ist ein solcher nicht vorhanden, so genügt rungen erleidet, aber etwas erhält jeder und zieht dann 
auch das in einem der Regale besonders abgeteilte und mehr oder minder befriedigt von dannen. Inzwischen 
gekennzeichnete Fach. Nachdem die Regale mit den lagen nun schon eine Anzahl Rezepte aus dem eigenen 
Gefäßen ficher aufgestellt waren, suchte ich mir einen Lazarett vor; im allgemeinen sind dies im Felde keine 
Platz für Rezeptiertifch und Wage; bief e letztere ist so schwierigen Zusammenstellungen, die Tabletten, die 
eingerichtet, daß der Wagenkasten auf dem Marfche als fchon in der Zivilapotheke eine große Rolle spielen und 
Behälter der Schalen und des Gestells, bei der Benutzung die abgeteilten Pulver zum Teil verdrängt haben, er- 
als Fußgestell der ganzen Wage dient. Einer meiner freuen sich in dem Militärapothekenwesen mit Recht 
Tische, am Fenster mit der Wage fest und horizontal einer großen Beliebtheit, da sie erstens beim Transport 
aufgestellt, bildete den Rezeptiertifch der Feldapotheke, wenig Platz brauchen, zum andern bei der Abgabe und 
Umändern Fenster richtete ich mir den zweiten Tisch Dosierung keine Zeit beanspruchen. Arzneien in flüssiger 
für die chemischen Untersuchungen ein. Es kommen Form sind schnell abgewogen und gemischt, nur Salben, 
im Felde an Untersuchungen hauptsächlich Trinkwasser- wenn solche in besonderer Zusammensetzung verschrieben 
analysen und Urinuntersuchungen in Betracht, doch kann sind, benötigen etwas Zeit, ebenso die Abkochungen, 
man auch, falls man die nötigen Apparate und Reagen- von denen hauptfächlich falche von Fingerhutblättern 
zien dazu be itzt, alle andern einschlägigen Untersuchungen für die Verwundeten in Frage kommen. Da ich das 
von Sputum, Magenfaft usw. anfertigen; dies wird Glück hatte, in meinem Apothekenhandarbeiter einen 
der Fall sein, wenn das Lazarett im Stellungskrieg Fachgenoffen zu besitzen, so konnte ich diesem zum Teil 
längere Zeit an einem Orte liegt. Die Verbandstoffe, die Besorgung und Anfertigung der Rezepte überlassen, 
Binden, Watten, Mull, wasserdichte Stosse und dgl., während ich felbst die Eintragungen in die Bücher sowie 
fanden in den ausgeräumten Schubfächern einer vor- das Schreiben der Signaturen besorgte. Doch war 
gefundenen Kommode Platz; nun noch den Schreib- hiermit meine Tätigkeit noch keineswegs erschöpft, denn 
tisch, auf dem auch das Dekoktorium, ein Apparat für es mußte noch an diefem Tage aus den drei im Bereich 
Teeabkochungen und Aufgüsse, Platz fand, mit gutem des Lazaretts liegenden Brunnen Wasserproben ent- 
Licht in der Mitte des Zimmers aufgestellt, und es nommen und analysiert werden. Ich versah mich also 1 
konnte nach Anbringung eines großen Schildes mit mit drei Einhalbliterflaschen und ging zur Abfüllung 
der Aufschrift „Apotheke des Feldlazaretts Nr. 00" an der Proben, mein Gehilfe in Trainuniform blieb solange 
der Außenwand des Hauses zwischen meinen beiden zur Bewachung der Apotheke zurück. Die drei zu unter- 
Fenstern die Lazarettapotheke rösfnet werden. fuchenden Brunnen hatten eiferne Saugpumpen, wie 
Zwei Stunden waren über dieser Arbeit verstrichen, man sie überall in den belgischen Dörfern antrifft. Die 
im Operationssaal waren die Arzte schon voll in Tätig- Entnahme war also nicht weiter schwierig; nachdem eine
	        
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