Volltext: 192. Heft 1914/18 (192. Heft 1918)

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1528 
eilen konnten. Das neue pol- 
nische Korps erreichte daher 
bald eine bemerkenswerte 
Stärke, wenn auch die mär- 
chenhaften Zahlen, die in 
der polnischen Presse darüber 
zu lesen waren, nicht den 
Tatsachen entsprachen. Die 
leicht entstammte polnische 
Phantasie war unter solchen 
Umständen bereit, diesem 
unerwartet auftretenden 
nationalen Heer gewaltige 
Heldentaten und Erfolge an- 
zudichten. Daran warnatür- 
lich nicht zu denken. Aber da 
der polnische General in 
der Hauptsache ausgebildete 
Soldaten um sich versammelt 
hatte und entschieden viel 
Umsicht und Organisations- 
talent entwickelte, so wurden 
die Polen der russischen Re- 
gierung unbequem genug, 
uud es war nicht zu verwun- 
dern, daß die Petersburger 
Machthaber die Besetzung 
von Orscha (800 Kilometer 
von Petersburg an der direk- 
ten Bahnlinie) als eine un- 
mittelbare Bedrohung ihrer 
Hauptstadt auffaßten. . Es 
mußte auch damit gerechnet 
werden, daß die Polen den 
Weg nach Moskau einschlu- 
gen oder sich an die Seite 
der Ukraine stellten. Mit 
der heimischen Regierung in 
Kongreßpolen hatte Dow- 
bor-Mnsnicki zunächst noch 
keine Fühlung. Die Polen 
in Rußland, die durch die 
Kampffront solange von ihrer 
Heimat getrennt gewesen 
waren, konnten sich, zumal 
da die meisten von ihnen in 
Haß und Abneigung gegen 
Deutschland aufgewachsen 
waren, von den neuen Ber- 
Hältnissen nur eine unvoll- 
kommene Vorstellungmachen 
und wußten nicht recht, wie 
fie fich zu dem Warschauer 
Regentschaftsrat stellen foll- 
ten. Es kam hinzu, daß in 
diefer jungen Organisation 
sich auch zahlreiche Elemente 
zusammenfanden, die nur 
die Gemeinschaft der Sprache 
und die Möglichkeit des Ge- 
dankenaustausches suchten, 
denen aber in Wahrheit an 
der Verwirklichung s ozia- 
listischer Ideen viel mehr 
gelegen war, als an dem 
Schicksal Mes Vaterlandes. 
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Die nach dem Friedensvertrage von Rußland geräumten Bezirke 
von Batum, Kars und Ardahan. 
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G3 Äügetreien. ¡22 als selúslanctig anerkannte ßebiete 
Slavic zum Frieden mit Rußland an Westgrenze. 
Aber die sonderbare Lage 
des polnischen Korps übte 
doch auf die Polen, deren 
Phantasie und Abenteuerlust 
leicht augeregt wird, eine fo 
große Anziehungskraft aus, 
daß alle Überlegungen über 
Bestimmung und Zukunft 
des Korps vorläufig in den 
Hintergrund traten. 
. Das Betreibender Ver- 
Handlungen mit den Ukrai- 
nifchen Delegierten erschien 
unter den eigentümlichen 
Verhältnissen, wie sie in der 
ersten Februarwoche vor- 
lagen, für die Zentralmächte 
das einzige Mittel, die 
Dinge vorwärts zu schieben. 
Denn auch die Zeutralrada 
derUkrainischenVolksrepublik 
hatte das dringende Inter- 
esse, für ihren werdenden 
Staat zunächst einmal eine 
Anerkennung zu schaffen 
und nicht mehr durch die 
Notwendigkeit der Beteili- 
gung am Kriege behindert zu 
sein. So wurde man denn 
am Abend des 8. Februar 
endlich handelseinig, und 
nach weiteren Besprechnn- 
gen, die sich bis in die Nacht 
hineinzogen, erfolgte zwei 
Stunden nach Mitternacht, 
alfo unter dem Datum des 
9. Februar 1918, die Unter- 
zeichnung des Friedens zwi- 
fchen den Mächten des Vier- 
bundes und der Ukrainischen 
Volksrepublik. Es war der 
erste Friedensfchluß, der in 
diefem gewaltigen Ringen 
der Völker zustande kam. 
DerBedeutuug diefesAngen- 
blicks gab auch der bei dieser 
Gelegenheit den Vorsitz 
führende deutsche Staats- 
fekretär von Kühlmann Aus- 
druck, als die Unterhändler 
nach einer kurzen Pause, die 
dem Abschluß der letzten 
Besprechungen gefolgt war, 
zum eigentlichen Unter- 
zeichnnngsakt zufammen- 
traten. Er hielt folgende 
Anfprache: 
„Meine Herren! Nie- 
mand von Ihnen wird sich 
der hiftorifchen Bedeutung 
diefer Stunde verschließen 
können, in der die Vertreter 
der vier verbündeten Mächte 
mit den Vertretern der 
UkrainischenVolksrepublik in 
diesem Saale zusammen-
	        
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