Volltext: 19. Heft 1914/15 (19. Heft 1914/15)

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in raschem Nacheinander. Fünf Pferde stürzen. Kurze 
Pause. Dann wieder: pam-pam-pam-pam-pam. Wie¬ 
der ein paar Pferde. Kurze Pause. Dann tritt das 
Mannlichergewehr des Tirolers wieder in Tätigkeit, das 
aber warten die Kasaken nicht mehr ab. Die ganze -Sotnie 
macht kehrt und sprengt mit verhängtem Zügel davon. 
(Die werden nun im Lager melden, daß ein ganzes In¬ 
fanterieregiment im Walde versteckt sei.) Darauf beginnen 
die Husaren rasch zu traben und erreichen schließlich 
den Tiroler. Der hat noch immer seine Pfeife ruhig 
im Munde. 
„Na, Gevatter", sagt der Husarenleutnant, „jetzt schau 
aber, daß du weiter kommst, denn die dort kommen gleich 
Wir lagen schon längere Zeit im Schützengraben 
den Russen gegenüber, die oft vergebliche, meist nächt¬ 
liche, Durchbruchsversuche gemacht hatten. Vor unserer 
Front lagen einige Gehöfte, die unser Feuer behinderten, 
den Gegnern aber Schutz boten. Sie mit Artillerie¬ 
geschossen niederzulegen, war nicht gelungen. Pioniere 
mit Sprenggerät konnten nicht vorgeschickt werden, weil 
die Gebäude unter starkem feindlichen Feuer lagen. Eines 
Tages ward uns gesagt, daß abends nach Eintritt der 
Dunkelheit .starke Detonationen hörbar sein würden, 
weil ein Minenwerfer seine Geschosse gegen eins der 
Gehöfte schleudern würde. Patrouillen sollten die 
Gegend meiden. Mit Spannung warteten wir bis 
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Karte zu den Kämpfen des linken deutschen Flügels in der Winterschlacht in Masuren. 
mit einer Kanone gegen dich !" Der Tiroler aber will nicht; 
er schüttelt den Kopf und nimmt die Pfeife aus dem 
Munde. Er ist scheinbar sehr ärgerlich. „Bei der blöden 
Schießerei — so antwortet er — ist mir die Kuh aus¬ 
gekommen, und die muß ich erst wieder einfangen." 
* * 
* 
Der Minenwerser. 
(Aus einem Feldpostbrief.) 
In dem langwierigen Stellungskampfe, der sich im 
Westen abspielt, ist auch der Minenwerfer in Tätigkeit 
getreten. Die Zeitungen haben ihn wiederholt erwähnt. 
Als ich ins Feld zog, wußte ich nichts von der Existenz 
eines Minenwerfers. Meinen Kameraden ging es ebenso, 
und noch jetzt wird wohl bei vielen die gleiche Lücke in 
ihrer militärischen Bildung bestehen. Sie ist keine Schande. 
Dieses Kriegsinstrument steht noch im zartesten Alter 
und hat erst vor kurzem die Feuertaufe empfangen. 
Vergeblich wird man in kriegswissenschaftlichen Büchern 
nach ihm suchen. So will ich hier meine erste Bekannt¬ 
schaft mit diesem neuartigen Instrument schildern. 
gegen Mitternacht auf die angekündigte Unternehmung; 
aber sie blieb aus. Irgendwelche Gründe hatten zu einer 
Änderung der Dispositionen geführt. Bald dachte man 
nicht mehr an den Minenwerfer. 
Wir hatten uns in den ununterbrochenen Kämpfen 
der letzten Wochen so an das Schlachtgetöse gewöhnt, 
daß wir gar nicht mehr darauf achteten. Am lautesten 
brüllte unsere schwere Artillerie, die hinter uns stand. 
Aber ihre Töne gehörten zur Harmonie der Schlacht¬ 
musik, und man vermißte unwillkürlich etwas, wenn die 
Geschütze eine Zeitlang ihren ehernen Mund nicht 
öffneten. Auch die zahlreichen nächtlichen Angriffe der 
Russen störten uns nicht im geringsten, wenn sie gegen 
Nachbarabteilungen gerichtet waren. Wir schliefen ruhig 
und überließen es unseren Führern und Posten, uns 
nötigenfalls zu alarmieren. Da —, eines Abends zwischen 
10 und 11 Uhr, weckte, nein schleuderte uns ein erdbeben¬ 
artiges Krachen aus der Ruhe. Eine gewaltige Explosion 
schien es zu sein. Die Pfosten und Wände der Unterstände 
zitterten. Wo Fensterscheiben eingebaut waren, zer¬ 
sprangen sie und fielen klirrend zu Boden. Wir waren
	        
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