Volltext: 190. Heft 1914/18 (190. Heft 1914/18)

1510 OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOaOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOpÜOOüO 
Kreuzer im Nebel den Eingang zum Hafen verpaßten 
und unter schwersteln Feuer östlich davon am Strande 
versanken. Dort hatte das Unternehmen mit einer all¬ 
gemeinen Beschießung viel früher begonnen und war 
dann unter dem Schutze künstlich geschaffenen Massen- 
nebels eingeleitet worden, ähnlich wie bei Zeebrügge. 
Nach mehr als zwei Wochen fand am frühen Morgen 
des 10. Mai ein fernerer Versuch statt, die „Piratennester" 
zu sperren, der aber nur gegen Ostende zum Austrag 
kam, eingeleitet durch eine heftige Beschießung. Der 
„Vindictive" wurde, nachdem es ihm unter Schaffung 
künstlichen Massennebels geglückt war, ziemlich nahe 
heranzukommen, durch das Feuer der Küstenbatterien 
außerhalb der Fahrwassers zum Sinken gebracht. Einem 
% 
Unversehrte Sprengladung und Rettungsringe an Vord eines 
zweiten Kreuzer gelang es zu entkommen. Es scheinen 
auch andre Schiffe, darunter ein Monitor, starke Ver- 
letzungen erhalten zu haben. 2 Gefangene ließen die 
Engländer in unsrer Hand. Ihre Verluste an Mann- 
schaften sollen wiederum erheblich gewesen sein. Die 
englischen Schiffe, die zeitig bemerkt wurden, hatten 
sofort abgedreht, m d nur der „Vindictive" ist, nach 
mehrfach wechselndem Kurse, dann wieder erneut vor- 
gegangen. 
Nun zu den englischen Berichten über diese drei 
Unternehmungen; es ist gelogen worden, daß sich die Balken 
bogen. Über Zeebrügge verkündete Admiralitätslord 
Geddes im Unterhaus, nachdem er lauter falsche Einzel- 
angaben gemacht hatte, daß er den Kanal von Brügge 
„vermutlich endgültig gesperrt" hielte. Und so ging es 
weiter in der Presse überall, das Unternehmen wurde 
über alles Maß lobend hervorgehoben und als ausschlag- 
gebend für den Unterseebootskrieg hingestellt, bis — 
allmählich auch in England die Wahrheit langsam im 
kleinen durchsickerte, vor allem auch, daß man 5 Kreuzer, 
3 Zerstörer und eine größere Anzahl von Torpedo- 
booten dabei eingebüßt habe, ohne schließlich einen be- 
sonderen Erfolg erreicht zu haben. „Reasonable mea¬ 
sure of success", also „ziemlichen Erfolg" benennt die 
britische Admiralität das Ergebnis. Natürlich hatten 
wir Deutschen auch mehrere Verluste bei unsren See- 
streitkräften gehabt (!). Der König mußte dem Admiral 
vou Dover durch Telegramm zu seinem „bemerkens- 
werten Erfolg" Glück wünschen, der ihn mit „stolzer 
Bewunderung" erfüllt habe. 
Köstlich klingt die Mitteitnng von Geddes im Unter¬ 
hause: „In Ostend e liefen zwei Blockschiffe die Küste 
an und wurden versenkt." Wie, wo, von wem, darüber 
teilt der schlaue Admiralitätslord nichts mit, das kann 
jeder sich nach Gutdünken selber ausmalen. 
Man ersieht daraus, wie sehr es gärt und wie ernst 
die Lage im britischen Jnselreich ist, daß wieder zu solchen 
unlauteren Mitteln 
g egriff en w erd enmuß, 
um Volk, Flotte und 
Heer zu beeinflussen 
und zu beruhipn. 
Weitere Lügen 
folgten, z. B. daß der 
Kommandant vonZee- 
brügge und auch der 
Admiral von Schroe- 
der, der Chef des 
Marinekorps, insGroße 
Hauptquartierberufen 
seien. Das „Echo de 
Paris" fügte dieser 
Nachricht die Worte 
hinzu: „Man glaubt, 
er wird abgesetzt". 
Dabei war unser 
Kaiser selbst sofort in 
Zeebrügge erschienen, 
und dem Admiral 
von Schroeder war 
eine hohe Auszeich- 
nuug verliehen wor- 
den. Das sofortige 
Erscheinendes Kaisers, 
der tags zuvor auch in 
Zeebrügge geweseu 
war und sich noch in der Nähe befand, wurde in Eng¬ 
land auch vermerkt: es herrsche bei uns im Hauptquartier 
große Besorgnis über den erreichten englischen Erfolg. 
Der gefangene englische Hauptmann der Marine- 
infanterie war vom Kaiser angesprochen worden. 
Diesem vielen würdelosen Gerede, Geschreibsel und 
Gereutere folgten noch manche ähnliche Auslastungen. 
Die Krone ward alledem aber aufgesetzt durch die Mel- 
dung über das neueste Unternehmen vom. 10. Mai. 
Hierüber berichtete die Admiralität am Freitag morgen, 
daß die Unternehmung — die erst Freitag früh stattfand 
— am Donnerstag abend „abgeschlossen" sei und log 
dabei auf Vorschuß, daß die Versenkung des alten Kreu- 
zers „Vindictive" quer vor der Einfahrt des Hafens von 
Ostende geglückt sei. Nach genauer Untersuchung des 
durch unser Feuer versenkten Schiffes konnte ferner noch 
festgestellt werden, daß die englische Angabe vom Füllen 
des Schiffes mit Beton ebenfalls vollkommen erlogen 
gewesen ist. Den Bericht hat man somit, weil man 
selber nicht recht an einen Erfolg glaubte, vorher schon 
dementsprechend als einen Sieg hingestellt. 
So schaut es um Englands Macht und Zutrauen 
aus; mit Lügen siegt man, mit falschen Berichten und 
Aufn. BUd- und Filmamt, Berlin, 
der versenkten englischen Kreuzer.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.