Volltext: 184. Heft 1914/18 (184. Heft 1914/18)

ööoooooeöooc 
1451 
Der Entsatzversuch einer Hilfsarmee scheiterte am 7. 
zwischen Linthe und Lierre, und ein Aussall der eng- 
lisch-belgischen Besatzung am folgenden Tage ward 
zurückgeworfen. Als dann am 9. auch Fort Breendonck 
die weiße Flagge zeigen mußte, war Antwerpens 
Schickfal besiegelt: es ergab sich am 10. Oktober. 
Unterdeffen hatten die Deutschen begonnen, auch 
den russischen Festungen zu Leibe zu gehen, nackdem 
unser Hindenburg die Moskowiter Ende August höchst 
unsanft aus Ostpreußen Herausb es ördert hatte. Am 
29. September beschossen sie Ossowetz am Bobr. Der 
Russe hatte sich wütend auf unfre Bnndesgenoffen ge- 
stürzt, war in Galizien eingedrungen und bestürmte 
Przemysl, das sich tapser wehrte und am 10. Oktober 
einen Sturm abschlug. Folgenden Tages kam prompt 
der Entsatz, und fluchtartig zogen sich die Russen nach 
dem San zurück, — freilich' um bald wiederzukommen. 
Unfre Westoffensive zwang die Franzofen, am 14.Ok- 
tober 1918 Lille zu räumen und wies Gegenangrisse 
aus West und Nordwest am 19. zurück. Das gleiche 
Schicksal hatten am 22. zwar die französischen Vorstöße 
aus Toul; aber fie zeugten doch davon, daß unser Gegner 
den richtigen Grundsatz hatte, seine Festungsbesatzungen 
nicht in reiner Abwehr zu lassen, sondern sie „aktiv" zu 
Gegenangriffen zu verwerten. Ebenfo blieben die Rnffen 
» -"j 
Nach dem Einzug- öfterreichisch-nngartschcr Truppe» tu Odessa: 
DaS »Ott den Bolschewtfte« überdeckte Katharinen-Denkmal. 
Dcr Krieg 1914/18. II. 
in diefer Hinsicht nicht untätig; auch sie benutzten ihre 
Festungen als Stützpunkte des strategischen Angriffes: 
am 27. fetzte ihre Offensive nördlich von Jwangorod 
über die Weichsel ein und zwang die deutsch-öster- 
reichischen Truppen zum Rückzüge. Ahnliche Ossensiv- 
stöße unternahmen sie, wie wir sehen werden, noch 
öfters. 
Im Spätherbst bestürmten die Russen Przemysl 
auss neue. Die Besatzung wehrte sich durch kräftige 
Aussälle, befonders am 15. und 24. November. Doch 
obwohl die Ruffen am 13. Dezember vor Krakau ge- 
schlagen wurden, auch gegen einen gleichzeitigen Aussall 
der Besatzung von Przemysl im Nachteil blieben, am 
2. und 13. Dezember erneut zurückgeworfen wurden 
und am 12. Januar 1915 schwere Verluste erlitten, so 
gelang es doch nicht, das Schicksal der Festung zu wenden: 
sie siel am 22. März den Russen in die Hände. 
Sonst brachte der Winter 1914/13 nur wenig 
Festungskämpfe. Im Osten wurde am 25. Februar die 
behelfsmäßig ausgebaute Festung Prasnyfch mit Sturm 
genommen; allerdings mußten wir am 28. vor über- 
legenem Feinde wieder zurückgehen. Nächtliche An- 
grisse der Russen bei Lomsha am 1. und 2. März 
wurden abgewiesen, desgleichen Angriffe bei Grodno 
und Lomsha am 4., 5. und besonders am 9. März. Auch 
bei Prasnysch blieb es dauernd 
unruhig. 
Im Frühjahr 1915 lebte der 
Festungskamps wieder auf. Im 
April und Mai ward im Westen 
Dünkirchen von der Landseite her 
mit schwerem Geschütz befchoffen; 
das hatten unfre Feinde gar nicht 
für möglich gehalten. Am 24. Mai 
setzte Mackensens Offensive im 
Südosten znr Wiedereroberung von 
Przemysl ein, und schon am 27. 
begann die deutsch-österreichische 
Schwere Artillerie die Beschie- 
ßung. Die letzten Maitage brachten 
gute Fortschritte. Auch hier arbei- 
teten unsre „42er", und zwar 
gegen die Werke der Nordsront, 
von denen am 1. Juni drei 
durch bayerische Truppen erstürmt 
wurden. Am folgenden Tage 
fielen noch zwei Forts, und am 3. 
ergab sich die Festung. — Lem- 
berg, das am 5. September 1914 
von den Österreichern aus tak- 
tischen Gründen geräumt und 
dann von den Russen zu einem 
starken Wassenplatz ausgebaut 
worden war, gelangte am 22. Juni 
1915 nach nur zweitägigem Kampf 
in den Besitz der Armee Böhm- 
Ermolli, nachdem Mackensen die 
nördliche Anschlußstellung erobert 
hatte. — Im Nordosten eroberte 
die Armee Gallwitz am 13. bis 
15. Juli das von den Russen mit 
den Mitteln der behelfsmäßigen 
Befestigungskunst: Erde, Eisen 
und Beton zu einem starken Stütz- 
Punkt ausgebaute Prasnysch, und 
damit gelang der Durchbruch durch 
183 
"ài 
¡¿iuiu. I*, a. t. 5iicöflipueficquartier, R>ìen,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.