Volltext: 183. Heft 1914/18 (183. Heft 1914/18)

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von ähnlichen Bauarten reichlich Gebrauch gemacht. Bisher 
dachte man, wenn man allgemein von Scheinwerfern 
sprach, unwillkürlich an Kriegsschiffe, die sich dadurch vor 
Torpedobootsangriffen zur Nachtzeit schützen, oder auf dem 
Gebiete des Küsten- und Grenzschutzes an leichte Pa- 
trouillensahrzeuge bis hinab zu den kleinsten Motorpinassen. 
Scheinwerfer existieren fchon. fehr lange. In See- 
gefchichten lefen wir, daß der Leuchtturmwächter oft 
mit Gefahr seines Lebens den Leuchtturm zu erreichen 
suchen mußte, um bei stürmischem Wetter den Schiffen 
den Eingang des rettenden Hafens zu weisen. Aber auch 
im Festungsbau spielte der Scheinwerfer zur Beleuchtung 
des Vorgelärides oder sonstiger Verteidigungsstellungen 
schon lange Zeit eine Rolle. Anfangs waren zwar die 
Lichtwirkungen noch klein, aber mit der Einführung des 
elektrischen Bogenlichtes erhielt der Scheinwerfer erhöhte 
Bedeutung. Infolge der leichten Regulierung der Licht- 
stärken wurde eine folche Anpassungsfähigkeit erreicht, 
daß auch von den Handelsschiffen Scheinwerfer für ver- 
fchiedene Zwecke übernommen wurden. So sitiden wir 
z. B. bei den Schiffen, die den Suezkanal befahren, 
Scheinwerfer mit einer besonderen Streuvorrichtung, 
durch welche der Lichtstrahl geteilt und fomit eine gleich- 
zeitige Beleuchtung beider Ufer erzielt wird, während 
die Mitte dunkel bleibt, um etwa vorn auftauchende 
Lichter beizeiten erkennen zu können. Trotz dieser 
Teilung wird immer noch eine gute Uferbeleuchtung 
erzielt, denn ein moderner Scheinwerfer mittlerer 
Größe gibt bei einem Durchmefser von noch nicht einem 
Meter rund 50 Millionen Kerzen ab. Was für einen 
Lichteffekt diese Zahl bedeutet, geht daraus hervor, 
daß unsre kleineren Kriegsschiffe mit 60 Zentimeter 
Spiegeldurchmesser, die großen mit oben genanntem 
reichlich auskommen. 
Mit der Neubildung besonderer technischer Truppen- 
teile wurde der Scheinwerfer auch zur Verwendung im 
Feldheere herangezogen. Das Absuchen der Atmosphäre 
mit Scheinwerfern zum Schutze gegen feindliche Flug- 
zeuge ist bekannt. Dagegen dringt über den Gebrauch 
von Scheinwerfern im jetzigen Stellungskrieg begreif- 
licherweise wenig in die Öffentlichkeit. Auch wir können 
darüber natürlich nur auf die dem Techniker bekannten 
Tatsachen eingehen, ohne uns auf Einzelheiten, die 
zwar viel Jnterefsantes bieten würden, einzulassen. 
Die Hauptanforderungen, die an die Scheinwerfer 
für das Feldheer zu stellen find, bestehen vor allem in 
leichter Beweglichkeit und bequemer Höhenverstellung, 
um über Deckungen oder Hindernisse im Gelände hinweg- 
zuleuchten. Der zweiten Forderung wird dadurch eut- 
sprachen, daß der Scheinwerfer an zwei auf den Wagen 
angebrachten Masten aufgehängt wird, die sich fernrohr- 
artig ineinanderschieben lassen. Das Aufziehen bis auf 
eine Höhe von etwa sieben Metern erfolgt entweder 
durch eine Winde für Handantrieb oder einen kleinen 
Elektromotor. Diese Einrichtung vermeidet ein Be- 
steigen des Scheinwerfers bei der Bedienung und 
schafft auch für denTransport eine günstige Schwerpunkts- 
läge. Für den Transport kommen nur Wagen in 
Betracht, deren Bauart der Größe und Reichweite der 
Scheinwerfer entspricht. Der Spiegeldurchmesser schwankt 
nämlich von einem halben bis zwei Meter, die Kerzen- 
zahl von 25Millionen bis 200 Millionen. Hierbei ver¬ 
mögen die kleineren Scheinwerfer auf zwei Kilometer 
Entfernung noch einen Geländestrich von rund 
100 Metern, die großen bei fünf Kilometern etwa den 
doppelten zu beleuchten. 
Die größeren Scheinwerfer, die gewöhnlich weit 
hinter den vordersten Stellungen Verwendung finden, 
werden auf Bahngleisen fortbewegt. Der fahrbare Teil 
fetzt fich zusammen aus einem Antriebswagen mit 
einer eingebauten Benzindynamo und zwei Motoren 
zur Fortbewegung und dem Anhängewagen für den 
Scheinwerfer und das nötige Hilfsmaterial, wie Ersatz- 
teile, Brennstoff, Fernrohre usw. Bei den leichteren 
Scheinwerfern hat nach einer allerdings etwas älteren 
Bauart das Transportgerät etwa die Form eines Muni- 
tionswagens, deffen vorderer Teil, die Protze, den 
Maschinensatz trägt, während der eigentliche Schein- 
Werfer auf dem Anhänger untergebracht ist. Als Be- 
fpannung find zwei Pferde vorgesehen. Häufig wird nun 
der Maschinenwagen wegen der vorgeschobenen Stellung 
dem Scheinwerfer nicht zu folgen vermögen. Man führt 
deshalb noch ein Kabel von gewisser Länge mit, um 
in dessen Bereich ein günstiges Aufstellen des Schein- 
Werfers zu ermöglichen. Alle diese Fahrzeuge find natür- 
lich etwas schwer, mittels besonderer Hilfsmittel ist 
man aber auch diefer Nachteile Herr geworden. Um z. B. 
den Scheinwerfer und das schwere Kabel nicht überall 
mitführen zu müssen, lenkt man die Scheinwerfer felbst- 
tätig durch einen sinnreichen Mechanismus. Denken 
wir uns, daß der Bedienungsmann des Scheinwerfers, 
der meist zugleich Beobachter ist, einen günstiger ge- 
legenen Punkt aufsuchen muß, so schließt, er an diesen 
Mechanismus ein leichtes Telephonkabel an, das er auf 
einer Rolle auf dem Rücken bequem bis taufend Meter 
weit abwickeln kann. Von seinem neuen Standort lenkt 
er nun durch einfaches Drücken auf einen Taster den 
Scheinwerfer in die gewünfchte Richtung, läßt ihn 
leuchten oder verlöschen usw. Diese Einrichtung gestattet, 
die Scheinwerfer auch zum Signalisieren zu verwenden. 
Äußer fahrbaren Scheinwerfern finden wir schließ- 
lich noch tragbare vor. In ausgebauten Stellungen, 
die für einen längeren Aufenthalt eingerichtet find, 
z. B. bei der fchweizerischen Armee, wird ein regelrechtes 
elektrisches Leitungsnetz gelegt, das an verschiedenen 
Orten Anschlußstellen erhält, mit welchen Scheinwerfer 
von 25 Zentimeter Spiegeldurchmesser verbunden werden 
können. Diese leichten Scheinwerfer können von Hand 
bequem auf Brustwehren oder in Scharten gestellt 
werden; sind aber auch ohne Anschlußleitung verwen- 
dungsfähig, da ihre Speisung mit einem kleinen trag- 
baren Maschinensatze oder einer Akkumulatorenbatterie 
erfolgen kann. 
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Die Festungen im Weltkriege. 
Bon Boenisch, 
Hauptmann im Stellvertretenden Generalstab der Armee. 
Unfre beiden Hauptgegner auf dem Festlande, 
Frankreich und Rußland, hatten, als eins ihrer stärksten 
Abwehrmittel gegen eine strategische Offensive, ihre 
Grenzen gegen Deutfchland fchon seit Jahrzehnten mit 
langen Festungslinien gesichert. Auch die kleineren 
Nachbarstaaten der beiden großen Reiche, vornehmlich 
Belgien und Rumänien, hatten die riesigen Summen, 
die der heutige Festungsbau verfchlingt, nicht gescheut; 
fie mochten, von vornherein in einem großen Kriege 
zur strategischen Verteidigung verurteilt, wohl hosfen, 
auf diese Weise ihrem Feldheer allzu große Opfer er- 
sparen zu können. 
Am weitesten entwickelt war H^s fortifikatorifche Lan- 
desverteidigungssystem in Frankreich, wo es sich nach
	        
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