Volltext: 183. Heft 1914/18 (183. Heft 1914/18)

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Nachtangriff. 
Von Willy Hacker. 
Das ganze Tal war in. Rauch gehüllt, der gleich 
einem Leichentuch vor den jenseitigen Wäldern lag. Wir 
waren eben hier eingetroffen und follten heute nacht 
noch die vor uns liegende Stellung beziehen. Vorteil- 
Haft wirkte fie nun gerade nicht auf uns, aber — hatten 
es die jetzt vorn liegenden Kameraden ausgehalten, 
warum follten wir es nicht auch? 
Als die Dunkelheit gekommen war, brachen wir auf. 
Der Tornister wurde nicht, wie in ruhigen Stellungen, 
mit in den Graben genommen sondern zurückgelassen. 
Nur Sturmgepäck, gerollter Mantel und Kochgeschirr, 
wurde mitgenommen, dazu bekam jeder Mann 2 Büchsen 
Fleischkonserven, Brot, Feldzwieback und Kaffee in die 
Feldflasche. 
Der Weg nach der Stellung führte durch ein völlig 
zerschossenes Dorf, das einst recht malerifch gewefen fein 
mußte. Kaum war die letzte Gruppe unsrer Kompagnie 
an der Friedhofsmauer vorbei, als in rascher Folge 
Granaten hinter uns auf die Straße krachten. Der Feind 
wußte also« fehr Wohl, daß die Ablösung unterwegs 
war und, obwohl die Nacht rabenschwarz war, wir also 
für ihn vollkommen unsichtbar sein mußten, schien ihm 
doch bekannt zu sein, wo wir gerade waren. Wir ver- 
ließen also die Straße und gingen in geöffneter Ord- 
nung über einen Brachacker, der mit Scherben und 
Blechbüchsen übersät war. 
Unweit des Laufgrabens verfahen wir uns mit 
Handgranaten und tauchten dann im Gewirr der Gräben 
unter. Was man fo Gräben nennt! In uufrer letzten 
Stellung war das ganze Grabenfystem tadellos mit aus 
Gezweig geflochtenen Horden ausgekleidet und stellen- 
weife mit Pfählen und Brettern versteift. Hier dagegen 
gab es eigentlich nur Grabenstücke ohne rechten Zu- 
fammenhang, und es kostete manchen Tropfen Schweiß, 
fortgefetzt die in den Gräben durch Artilleriefeuer ent- 
standenen Lehmanhäufungen und Granattrichter zu 
überwinden, ohne dabei die Verbindung mit dem Vorder- 
mann zu verlieren. 
Vom eigentlichen Schützengraben, in dem wir nun 
Haufen follten, war nicht viel zu erkennen, Erdlöcher in 
lofem Zusammenhange. Es mochte ja schön hier zu- 
gegangen sein! Aus dem Dunkel hoben sich die noch 
dunkleren Umrisse der stehenden, kauernden und liegen- 
den Posten nur undeutlich ab. 
Ich fragte einen Gruppenführer nach einem Unter- 
stände. Der lachte und ließ zwei Reihen gefunder Zähne 
im Finstern leuchten: „Dös gibt's hier fei net, aba an 
Locherl Hab i g'habt wia an Igel!" Und er zeigte mir 
eine Vertiefung, die allerdings mit einem Herren- 
zimmer verteufelt wenig Ähnlichkeit hatte. Dann 
stapfte er mit einem „Bhüat di Gott, mach's guat!" 
davon. Mit etwas gemischten Gefühlen fah ich ihn 
ziehen. » 
„Höchste Gefechtsbereitschaft!" hatte es schon ge- 
heißen, als wir noch kaum richtig im Graben waren. An 
Schlaf war nicht zu denken, alle Mann mußten auf 
Posten fein. Wir hatten heute fchon einen ordentlichen 
Marsch hinter uns und die Glieder hingen recht wacklig 
in den Gelenken, aber der Gegner lag kaum 60 Meter 
vou uns entfernt: man konnte alfo hinüberspucken, wie 
der Fachausdruck lautet. Drahtverhau war Luxus, 
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Vom Bombenabwurf auf das englische Truppenlager in Kairo zurückkehrendes deutsches Flugzeug über deu Pyramiden. 
Ter Krieg 1914/18- II. 
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