Volltext: 173. Heft 1914/18 (173. Heft 1914/18)

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Lequis am Vormittage von Tolmein auf Karfreit, 
während der Feind noch die Höhen zu beiden Seiten 
besetzt hielt, war einer der Umstände, die größte Be- 
stürzung und Verwirrung beim Gegner hervorriefen. 
Die Bewegungen der angreifenden Truppen griffen 
genau wie die Teile eines Uhrwerks ineinander, und am 
Abend des 24. Oktober beherrschten die Verbündeten das 
Tal, Karfreit und die nördlich gelegenen Bergstellun- 
gen waren in ihren Händen, ebenso die Eckpfeiler der 
Angriffsfront, der 
Rombon auf dem 
rechten, der Kolow- 
rat auf dem linken 
Flügel. Der zweite 
Tag entschied den 
Erfolg. Diebeherr* 
schenden Höhen der 
zweiten und dritten 
italienischen Stel- 
lungen südlich der 
Talsohle wurdenge- 
nommen, der Feind 
wich auch auf der 
Hochfläche vonBain- 
sizza —Heiligengeist 
(östlich desmittleren 
Isonzo) und zahl- 
reiche italienische 
Truppenverbände, 
die umzingelt nnd ab- 
geschnitten wurden, 
mußten sich ergeben. 
Der Vorstoß hatte 
in den Rücken der 
feindlichen Linien 
geführt. Brigade 
um Brigade der 
um Udine bereit- 
gehaltenen Reserven 
wurden ins Feuer 
geworfen und kehr- 
ten nicht zurück. 
Am dritten Tage, 
dem 26. Oktober, 
waren schon 60 000 
Mann gefangen, 
450 Geschütze ge- 
nommen. 
Nun geriet die 
ganze italienische 
Front bis hinab 
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zur Karsthochfläche ins Wanken. Am 27., demselben 
Tage, an dem die Truppen der 14. Armee in Cividale 
einziehen, die erste Stadt in der Ebene, nehmen öfter- 
reichisch-ungarische Verbände Görz wieder ein, das seit 
dem 9. August 1916 in italienischer Hand gewesen war. 
Und nun dehnt sich die Rückwärtsbewegung auch auf 
die Karsthochfläche im Süden. aus. Mon s aleone am 
Südrande der Hochfläche muß an diesem Tage preis- 
gegeben werden. Der Isonzo wird auch in seinem 
mittleren und unteren Teile von Osten nach Westen 
überschritten, bei Plava unter erbitterten Kämpfen. 
Am 28. ist die Gefangenenzahl schon auf 100 000 an- 
gewachsen, die Zahl der genommenen Geschütze auf 600. 
Die Podgorahöhe auf dem westlichen Ufer des Isonzo, 
in den ersten Schlachten viel genannt, sozusagen der 
Schlüssel von Görz, fällt in die Hand der Sieger. Die 
Rückzugsbewegung des Feindes ist überall im vollen 
Gange. Die zweite Armee des Generals Cappello flutet 
gegen den Tagliamento zurück, die 3. Armee des Herzogs 
von Aosta weicht südlich davon Schritt für Schritt vom 
Karst, die mit so viel Blut getränkten Höhen werdeü nach 
und nach wiedergenommen, das einst heiß umstrittene 
San Michele gelangt wieder in den Besitz der öfter- 
reichisch-ungarischen Truppen, es wird im Raum von 
Oslavija, am Monte 
Sabotino und an 
der Höhe Korada 
heftig gekämpft. Man 
kann drüben nicht 
mehr hosfen, die 
Katastrophe zu wen- 
den, höchstens noch 
durch möglichst lan- 
g es Festhalten auf 
dem südlichen Flügel 
der Mitte das Ent- 
kommen über den 
Tagliamento zu 
sichern. Aus dem 
bisherigen italieni- 
s ch en Haupt quartier 
Udine flüchtet die 
Bevölkerung nach 
Westen Vörden. Bar- 
baren", während ein 
Teil in sinnloser 
Weise plündert und 
zerstört, bis am 29. 
die Verbündeten 
einziehen und Ord- 
nung schaffen. Noch 
nie gab es in die- 
fem Kriege eine so 
kopflose Flucht, nie 
sah man so viel 
Waffen und Kriegs- 
gerät auf Feldern 
und Wegen, das die 
Fliehenden zurück- 
gelassen oder fort- 
geworfenhatten,um 
nicht behindert zu 
werden. Die hef- 
tigen Gewitter, die 
sich über dem aus- 
gedehnten Schlacht- 
Phot. Blld- und Fìlmamt, Berlin. 
Blick auf Tolmein von einem deutschen Schützengraben aus 
felde entluden, verstärkten die gewaltigen Eindrücke 
dieser Stunden und Tage. 
Mit Udine war der Haupteisenbahnknotenpunkt 
Frianls in den Händen der Verbündeten, an ein Auf- 
halten ihrer Vorwärtsbewegung uun erst recht nicht zu 
denken. Wie die umsichtige Vorbereitung und kühne Durch- 
sührung des Unternehmens den Erfolg gesichert hatte, 
so baute die rastlofe Verfolgung ihn aus. Wie weit diese 
zu gehen hatte, mochte kaum vorher bestimmt worden 
sein; je nach den Vorgängen beim Gegner ergaben sich 
mancherlei Möglichkeiten, die weitere große Erfolge in 
Aussicht stellten. Das italienische Gebiet dehnt sich 
nach Osten wie ein großer Sack aus; wenn das Glück 
gut war, konnte von Südtirol nach der Adria der Sack 
zugeschnürt und alles, was drin steckte, gefangen werden.
	        
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