Volltext: 171. Heft 1914/18 (171. Heft 1914/18)

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herum sitzt mit heimatverträumten Gesichtern ein Häuf- 
lein braungebrannter Landsturmleute und durch den 
winterlichen livländischen Forst schwingt sich die weiche 
Weihnachtsweise: „Stille Nacht, heilige Nacht". Auch 
wir versinken im Meer der Gedanken ... Waldstorch. 
* * 
* 
Die Niederlage der Portugiesen in Ostafrika. 
Unfre ostafrikanische Schutztruppe hat unter Führung 
Lettow-Vorbecks bekanntlich vor kurzem den Ring ge- 
sprengt, in dem die vereinigten englischen, belgischen und 
portugiesischen Streitkräfte sie auf dem Makonde-Hoch- 
land zur Übergabe zwingen wollten, und ist nach Portu- 
giefisch-Ostafrika durchgebrochen. Über die feitherige 
Tätigkeit unsrer Schutztruppe lagen bisher nur zwei 
kurze Meldungen vor, nach denen fie den Portugiesen 
zuerst mehrere Munitionslager weggenommen und ihnen 
dann bei einem Zusammenstoß in der Nähe der Mkula- 
Berge eine empsindliche Schlappe beigebracht hat. 
Den portugiesischen Zeitungen können jetzt einige 
Einzelheiten darüber entnommen werden. Danach haben 
die Portugiesen anscheinend versucht, den Deutschen 
nach dem Durchbruch durch die Einschließungstruppen 
entgegenzutreten, um ihnen das weitere Vordringen 
ins portugiesische Gebiet zu verwehren. Dabei ist die 
portugiesische Streitmacht unter erheblichen Verlusten 
zurückgeworfen worden. Zuerst hat der „Seculo" vom 
5. Dezember darüber die nachstehende Meldung gebracht, 
deren Weiterverbreitung von der portugiefifchen Zenfur 
am nächsten Tage aber wieder verboten worden ist: 
„Das Kolonialministerium hat Nachricht über einen 
Kampf bekommen, der fich zwifchen unfren Truppen in 
Mozambique und den deutfchen Kräften, die fehr zahl- 
reich waren, abspielte. Wir erlitten eine Niederlage und 
hatten mehr als 100 Mann Verluste, darunter 3 höhere 
Offiziere. Unglücklicherweise bestätigt fich diefe Nach- 
richt; allerdings find nur 2 höhere Offiziere gefallen, 
der Jnfanterie-Major Feixeira Pinto und der Kavallerie- 
Major Avellar Tavares; 3 weitere Offiziere fielen; 
wir verloren außerdem einige zwanzig Gefangene." 
Der „Commercio do Porto" vom 15. Dezember berichtet 
ferner: „Die letzten deutfchen Truppen, die dem englifch- 
belgifchen Ring entfchlüpft find, find bei Ngomano über 
den Rovuma gegangen, halbwegs zwifchen der Küste 
und dem Nyaffa-See, und in unfer Gebiet eingedrungen. 
Das Zufammentreffen mit unsren Truppen, die die 
Deutschen am Übergang hindern wollten, war ungünstig 
für uns. Wir haben große Verluste zu betrauern. Diefe 
neue Niederlage ist die fchwerste, die wir während des 
ganzen Krieges in Afrika erlitten haben." Die bereits 
genannten portugiefifchen Verluste werden von dem 
„Jornal do Commercio" bestätigt und durch folgende 
neue Meldungen ergänzt: Tot: 4 Sergeanten und 3 weiße 
Soldaten; verwundet: 3 Offiziere, 2 Sergeanten; ver- 
mißt: 1 Sergeant; gefangen: 21 Offiziere (?). Die ge- 
fangengenommenen Soldaten find von der deutfchen 
Schutztruppe nach Abnahme der Verpflichtung, in 
Afrika nicht weiterzukämpfen, freigelaffen worden. Die 
Offiziere follen dies Versprechen abgelehnt haben. ' Der 
„Seculo" vom 13. Dezember gibt die deutfchen Streit- 
kräfte auf 5—6000 Mann mit 12 Maschinengewehren 
und 2 Revolverkanonen an. 
Wenn diefe Meldungen ein vollständig klares Bild 
von den Marfchbewegungen unfrer Truppe und von den 
Einzelheiten des Zusammentreffens mit den Portugiesen 
auch nicht geben können, so ist ihnen doch so viel zweifellos 
zu entnehmen, daß die portugiesischen Truppen eine 
fehr ernste Niederlage erlitten haben, die von portugiefi- 
jeher Seite auch offen zugegeben wird. Die für afrika- 
nifche Kampfe nicht unerhebliche Verlustziffer läßt die 
Bedeutung diefes neuen Erfolges unfrer ostafrikanifchen 
Kämpfer ohne weiteres erkennen. Fragt man fich nun, 
wie auf Grund dieser Meldungen die Aussichten für 
weiteres Durchhalten unsrer Schutztruppe in Afrika 
stehen, fo zeigt diefer neue Erfolg, daß einerseits die 
Kampflraft unfrer Truppe noch ungebrochen ist, daß 
ihnen andrerseits aber in der portugiesischen Streit- 
macht ein Gegner gegenübersteht, zu desien Widerstands- 
fähigkeit das eigene Land kein Vertrauen hat. Mit 
andren Gegnern fcheinen es unfre Truppen wenigstens 
vorläufig noch nicht zu tun zu haben, denn die „Einheit 
des Oberbefehls und der Front", die unsre Gegner an 
der Westfront in Europa mit so heißem Bemühen fuchen, 
gelingt ihnen anfcheinend auch in Afrika nicht. Wenig- 
stens schreibt der „Commercio do Porto" darüber sehr 
vielsagend: „Anscheinend sind unsre dortigen Truppen 
völlig unzureichend, um den Gegner aus unsrem Gebiet 
zu vertreiben. Allerdings verfügen die Deutschen ja 
nur über geringe Vorräte, und darum könnten sie nicht 
lange Widerstand leisten, wenn die verbündeten Truppen 
fich bei der Verfolgung beteiligen würden. Diese Mit- 
arbeit ist allerdings die unangenehmste Seite der Frage. 
Wir wollen nicht näher auf die Umstände eingehen, 
die uns in diefe Lage gebracht haben. Es ist schon früher 
auf die Unzulänglichkeit unsrer Expeditionskorps hinge- 
wiesen worden, meistens sind solche Äußerungen aber 
durch die Zensur unterdrückt worden." 
* » 
* 
In einer Regimentsfernsprechstelle bei 
Großkampf. 
Von Paul Lamprecht. 
Es liegt etwas in der Luft.'— Der erfahrene Front- 
foldat wittert das mit unfehlbarer Nase. Der Engländer 
ist unruhiger als seither, sein Feuer sucht neue Ziele, 
oft aus neuer Richtung. Viel feindliche Flieger kommen, 
bald kreifen fie stundenlang, des Abwehrfeuers lacheud, 
über einzelnen Punkten, jeden Verkehr unterbindend, 
bald kommen fie nur zu kurzem Besuch, als ob fie fich 
orientieren wollten in unfrer Stellung. Auch feindliche 
Feffelballons erfcheinen mehr als fönst, die lange, wie 
träge Würste am Himmel hängen. „Da braut sich was 
zufammen", denkt manch einer der stämmigen Leute 
und kratzt fich bedenklich hinter dem Ohr, ehe er in leich- 
tem Schwünge das fchwere Rahmenholz auf seinen Nacken 
wuchtet, um es nach vorne zu tragen. „Gedulde dich 
noch ein paar Tage, Tommy, dann ist der Unterstand 
fertig, dann kannst' kommen, wenn du magst." 
Es liegt etwas in der Luft. Oben wußte man es 
lange, daß der Feind einen großen Angriff plant. Und 
als die Ahnung durch Fliegernachrichten und gewalt- 
fame. Erkundungen zur Überzeugung geworden war, 
da hatte es Arbeit gegeben für jeden. Denn die Stellung 
muß gehalten werden, wenn der Feind auch noch fo 
überlegen angreift, wenn er auch mit noch fchwereren 
Kalibern als das letzte Mal und neuen Teufeleien uns 
zu vertreiben sucht. 
Auch der Nachrichteuoffizier des Regimeuts hatte 
fem Teil Arbeit erhalten, und mehr als ihm lieb war. 
Das Fernsprechnetz, das den Anforderuugeu bisher 
genügte, galt es nach lange erwogenem Plane auszu- 
{•on*«. Der Kabelbautrupp, un, den er so lange ver»
	        
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