uns gegenüber geht es aber nicht besser. Am Tage tun
sich die vordersten Linien denn auch nichts Böses, nur
in der Nacht geht der Spektakel los. Dafür ist die Ar¬
tillerie desto fleißiger. Jeden Morgen von %6 bis 7 Uhr
Trommelfeuer auf die vordersten Linien, während des
Tags nach hinten Störungsfeuer auf die Batterien und
Gefechtsstände, nachmittags meist wieder Zerstörungs¬
feuer auf die vorderste Linie. Hin und wieder versucht
der Engländer, des Morgens früh anzugreifen, kommt
aber in unsrem Artillerie- und Maschinengewehrfeuer
nie zur Entwicklung des Angriffs. So auch vorgestern.
Kaum hatten sich drüben einige Kerls zum Vorgehen
Eine Granate schlug in das Gespann, hieb die
Pferde kaputt und setzte den Wagen in Brand, so daß
unsre sämtlichen Sachen, Decken, Kleider, Toilette¬
artikel und so allerhand Sachen, die hier sehr schwer zu
beschaffen sind und schweres Geld kosten, vernichtet wurden.
Der Wagen war kurz und klein geschlagen, die Pferde tot,
zum Glück waren aber die Fahrer mit dem Schrecken
davongekommen. Dicht hinter uns fuhr der Wagen,
aber wir wandten uns nicht nach ihm um, sondern
ritten auf Deibel komm heraus durch die Feuerzone.
Um %6 Uhr kamen wir glücklich ins Quartier,
wo es dann um so netter war. Naß von innen durch
Phot. Kriegspreffequartier, Wien.
Kaiser Wilhelm und Kaiser Karl an -er italienischen Front.
erhoben, als auch schon unser M.-G.-Feuer einsetzte
und die paar Tapfern umlegte. Es war also nichts mit
dem Angriff.
Aus dieser Stellung sollten wir abgelöst werden.
Aber statt früh um 8 Uhr wurden wir nachts um 4 Uhr
abgelöst, weil es da ruhiger zu sein pflegt und man für
morgens 7 Uhr einen Angriff mutmaßte. Aber als ob es
der Englischmann gewußt hätte, genau um 4 Uhr legte er
los, Salve um Salve hinter unsrem Gefechtsstand und
auf die Höhe, über die wir hinweg mußten, wenn wir
nach hinten in unser Ruhequartier wollten. Es war
stockfinster, regnete in Strömen, die Gäule brachen sich
fast die Beine im Morast und in dem Schlamm und den
wassergefüllten Granattrichtern. Aber lieber den Hals
gebrochen, als von einer Granate erschlagen, dachten
wir, und so ging's in flottem Trab, den Gaul fest zu¬
sammenhaltend, die Augen scharf in die Finsternis
vorspähend, durch die etwa l1/? Kilometer breite Feuer¬
zone. Wir kamen auch glücklich durch, nur unsren Pack¬
wagen traf es.
die Anstrengung, naß von außen durch den Regen,
war die Stimmung anfangs nicht besonders, aber ein
heißes Glas Punsch und ein gutes Frühstück stellten die
Stimmung wieder her, und wir freuten uns, daß wir
uns nun einige Tage der wohlverdienten Ruhe hin¬
geben konnten. O. E.
Die Nachrichtentruppe.
Eine der vielen Neuerscheinungen des Weltkrieges
ist die Nachrichtentruppe. Hervorgegangen aus einer
kleinen Zahl von Telegraphen-Bataillonen, von denen die
ersten im Jahre 1899 aufgestellt wurden, hat diese junge
Waffe die große Aufgabe, die Heeresverbände auf allen
Kriegsschauplätzen miteinander, mit der Führung und
mit der Heimat schnell und sicher zu verbinden. Das
Nervensystem des Heereskörpers reicht bis in die vor¬
dersten Gräben. Am leistungsfähigsten sind Fernsprecher
und Telegraph. In den eroberten Gebieten wurde
das ganze Netz fester Linienzüge neu geschaffen, da der