Volltext: 129. Heft 1914/17 (129. Heft 1914/17)

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wie kürzlich erwähnt wurde, schon Anfang September 
Angriffe der Russen zurückgewiesen hatte, außerdem aber 
gegen den Raum nördlich des zuletzt angegriffenen Ab¬ 
schnitts bei Swinjuchy. Hier stand das Korps des Generals 
von der Marwitz, das zu der Armee Tersztyauszki ge¬ 
hörte. Diese Truppen hatten den Hauptsturm auszu¬ 
halten. In 20 Kilometer Breite griff der Feind, dessen 
linker Flügel ungefähr von Zaturcy aus vorging, mit 
vier vollen Armeekorps unsre Truppen an. Unter den 
Angreifern waren wieder die beiden russischen Garde¬ 
korps. Schon am 16. wurde dieser Sturm dreimal 
wiederholt, morgens, mittags und abends, und jedesmal 
flutete die Masse der Feinde mit schweren Verlusten 
wieder zurück. Wieder war der gewaltige Einsatz von 
Menschen und Munition vergeblich gewesen. Bei Zborow 
Telephonabteilung in den Karpathen. 
hatten die Russen gegenüber den Truppen des Generals 
von Eben kein besseres Schicksal. An beiden Angriffs¬ 
stellen war auch diesmal die Wucht des Anpralls nach 
den Angriffen des ersten Tages erschöpft; am 17. kam 
der feindliche Plan fchon nicht mehr recht zur Entwicklung. 
Zum Teil wurde das Vorbrechen aus den Sturmstellungen 
durch unser Sperrfeuer niedergehalten. 
Nach solchen Erfahrungen hätte es nicht dem Geist 
unsrer Heerführung entsprochen, wenn wir derartige An¬ 
griffe der Russen immer uur abgewartet hätten. Früher 
ist bei der Schilderung der Kämpse am Stochod vielfach 
von dem Brückenkopf die Rebe gewesen, den sich die 
Russen bei ihrem glücklichen Vorstoß im Sommer 1916 
bei Zarecze geschaffen hatten. Es wurde beschlossen, 
diese russische Stellung durch einen Sturmangriff in 
unsre Gewalt zu bringen. Dieser Teil unsrer Front ge¬ 
hörte zu dem Befehlsbereich des Generals von Bernhard:, 
dem deutsche und österreichisch-ungarische Truppen unter¬ 
stellt waren. Am 18. September wurde der Angriff 
unter Führung des Generalleutnants Clausius ins Werk 
gesetzt. Die verbündeten Truppen erstürmten vier hinter¬ 
einanderliegende stark befestigte Linien des Feindes, 
gewannen so den Brückenkopf und verfolgten den Feind 
bis auf das Ostufer. 31 Offiziere, 2511 Mann und 17 Ma-' 
schinengewehre fielen in unsre Hand. Die glänzende 
Waffentat zeigte den Russen, daß sie die Initiative der 
Kriegführung an dieser Front nicht in der Hand hatten 
und das System ihrer unausgesetzten Massenangriffe 
jeden Augenblick unliebsam unterbrochen sehen konnten. 
Inzwischen hatte sich der Feind von den Folgen des 
Mißlingens seines großen Angriffs am 16. so weit erholt, 
daß er nach Heranziehung neuer Reserven die damals 
unterlassene Wiederholung der Angriffe nachholen konnte. 
Der Angriffspunkt war wieder der Frontabschnitt des 
, Generals von der Marwitz, nur in etwas größerer Aus¬ 
dehnung südwärts über Szelwow bis Korytnica bei 
Swinjuchy. Die Russen mußten diesmal wieder frische 
Munition zur Verfügung haben, denn fie eröffneten 
den Kampf am 19. mit einem Artilleriefeuer von unge¬ 
wöhnlicher Heftigkeit. Sie ließen aber erst den späten 
Abend herankommen, ehe sie 
ihre Infanterie in zahlreichen 
Wellen in Bewegung setzten; 
am Tage waren die Truppen 
nicht zum Verlassen ihrer Grä¬ 
ben zu bewegen gewesen,-vb- 
wohl die Führung das Feuer 
ihrer eigenen Artillerie auf sie 
richten ließ.'Es war ans vielen 
Anzeichen zu beobachten, daß 
die frühere Angriffskraft'.bei 
den Russen trotz des Einsatzes 
gleich großerMassennichtmehr 
vorhanden war. Die erwähn¬ 
ten Angriffe in später Abend¬ 
stunde scheiterten ebenso wie 
ihreWiederholnng in der Nacht 
und gegenMorgen. Die Russen 
fetzten noch gegen Morgen 
ihre besten Regimenter ein, 
die Garde, die „eiserne Divi¬ 
sion". Es glückte wohl, unsre 
Linie in der Gegend von 
Swinjuchy etwas einzudrücken, 
wobei das Regiment Keks- 
holm, eins der berühmtesten 
der russischen Armee, sein Bestes tat. Aber ein 
kühner Gegenstoß unsrer Truppen brachte alles wieder 
aus den früheren Stand. Trotzdem setzten jetzt die Russen 
mit großer Zähigkeit den Kamps fori. Besonders bei 
Korytnica versuchten sie immer aufs neue einzudringen, 
obwohl ihre Verluste furchtbar waren. Das Ergebnis 
dieses Tages war doch zuletzt, daß der wiederholte An¬ 
sturm des Feindes auch am 20. auf der ganzen Angriffs» 
front vollkommen und unter ben Blutigsten Verlusten 
gescheitert war. Ein letzter Versuch der Russen, am 21. 
den Kampf noch einmal aufzunehmen, erwies sich als 
ganz vergeblich; nur bei Korytnica wurde noch länger 
gekämpft, und das Gefecht endete hier erst, als auch neu 
eingesetzte Reserven am 22. zurückgeschlagen worben 
waren. Obwohl aus russischer Seite bieselben Angriffs» 
methoben wie früher beibehalten würben, so würbe boch 
jetzt häufiger von ben Beobachtern ber Kämpfe eine 
gewisse Unlust ber Russen festgestellt. Es war'in ben 
hier gefchilberten Tagen auch wieber vorgekommen, baß 
ein Regiment, weil es sich weigerte vorzugehen, zurück¬ 
genommen unb burch ein anberes ersetzt werben mußte. 
Nachbem ber neue Ansturm bei Swinjuchy ebenso 
wie bie früheren abgeschlagen worben war, verlegten 
bie Russen den Schwerpunkt ihrer Durchbruchsverfuche 
abermals auf ben Südflügel der Armee Böhm-Ermolli. 
Phot. A. Grohs, Berlin.
	        
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