Viacb eurer französischen Darstelluu^
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Die Generale Botha und Smuts, einst nach dem
Bnrenkriege in Deutschland gefeiert, waren nun die
gehässigsten Handlanger der englischen Regierung ge¬
worden. Vergessen schien alles, was damals Deutsche
für die Buren getan hatten. Botha, der Premierminister,
besetzte Deutsch-Südwest, Smuts führte ein Heer nach
Ostafrika. Viele Buren weigerten sich zwar, gegen die
Deutschen zu kämpfen, die sogenannten „Nationalisten",
Anhänger des Generals Hertzog, traten fast überall für
unsre Landsleute ein, ohne ihre Unterstützung wären auch
die Frauen und Kinder nicht in Freiheit geblieben.
Überhaupt war der größte Teil des Burenvolkes den
Deutschen nicht feindlich gesinnt, auch ihre Zeitungen be¬
teiligten sich nicht an dem sinnlosen Geschimpfe. Sie
äußerten auch nach den Brennereien und Schandtaten
offen ihren Abscheu. Die Regierung Bothas war die Seele
all der Drangsalierungen, [und alles, was englisch war,
leistete ihr Gefolgschaft. Leider gab es so manchen Ver¬
räter. Leute, die sich vor dem Kriege als Stützen des
Deutschtums aufgespielt hatten, sagten sich in öffentlichen
Blättern von ihren Volksgenossen los, legten ihren deut¬
schen Namen ab und kämpften sogar mit gegen Deutsch-
Südwest und in Ostafrika. Um so mehr muß man den
Mut, die Selbstverleugnung der Anderen anerkennen und
bewundern, die ihr Volkstum nicht verleugneten und
lieber alleFeindseligkeiten duldeten, allen Gef ehren trotzten.
Pastor Wageners Leiden waren noch nicht zu Ende.
Aus Lager 3, wo er abermals nach Möglichkeit sich der
Landsleute annahm und sie durch Zuspruch tröstete,
wurde er nach Lager 4 gebracht, nur weil er einem
schwerkranken Deutschen, den man ungerecht verurteilte,
beizustehen versuchte. Der Vater wurde jetzt von seinem
ebenfalls gefangenen Sohne getrennt, trotzdem er bei
feinern leidenden Zustande der Hilfe dringend bedurfte.
Eingaben seiner Frau wurden nicht beachtet. Das ent¬
behrungsreiche, ungesunde Lagerleben mit seinen Demüti¬
gungen machte viele krank, eine große Anzahl starben.
. Endlich,
int April
1916,
schlug die
Befrei¬
ungsstunde
fürWage-
ner. Nicht
etwa, daß
man il)it
seiner Fa¬
milie wie-
dergege-
ben hätte,
vielmehr
erhielt er
die Nach¬
richt, daß
er nach
Deutsch¬
land ent-
lassen wer¬
den solle.
Zwei sei¬
ner Kin¬
derbeglei¬
teten ihn.
EinigeTa-
ge durfte
Transport bulgarischer Verwundeter im Tragkorb im Gebirge.
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er noch bei den Seinen in Kapstadt weilen, dann ging
es aufs Schiff. Im Zollhause trat ein höherer Polizei¬
offizier auf ihn zu, reichte ihm die Hand nnd sagte:
„Gute Reife! Auf Wiedersehen, wenn bessere Zeiten
gekommen sind." Es war — ein Irländer.
Eine neue Zeit der Leiden begann in England.
Im Hafen Tilbury mußten die Männer an Land, die
Frauen und Kinder setzten allein die Reise fort. In Ber¬
lin wies ein Schutzmann die Tochter und beit Sohn
Wageners an ein christliches Hospiz, so daß sie geborgen
waren. Inzwischen wurde der Vater mit anderen zu¬
erst nach London gebracht, ins Gefangenenlager Alexandre
Palace, dann nach Stratford. Hier dasselbe Bild wie in
Südafrika. Bei ihrem Wege ins Lager wurden sie von
einer johlenden Menge von Weibern und Kindern, die
sie verspotteten und verhöhnten, begleitet. In Strat¬
ford traf Wagener auch mit Gefangenen zusammen, die
vorher auf der Insel Man gewesen waren. Bekanntlich
hatten die dortigen Lagerzustände zu einem Aufstande ge¬
führt. Die Leute trugen noch jetzt den Stempel der
Entbehrungen und Krankheiten auf den Gesichtern.
Im Juni endlich durfte Wagener, nach erfolgtem
Protest an die englische Regierung, mit anderen seiner
Leidensgenossen England verlassen. Auf dem „Prins
Hendrik" fuhren sie nach Vlissingen. Alle Papiere,
Bücher, Photographien mußten sie zurücklassen. Die
englische Wache von einem Offizier und 10 Mann, die
sie nach dem Schiffe gebracht hatte, betrug sich anständig,
allerdings waren die Leute zu jedem der Deutschen mit
der Bitte um ein Trinkgeld gekommen.
„Als wir über die holländische Grenze nach Deutsch¬
land kamen," erzählt Pastor Wagener in feinem Bericht,
„war uns zumute wie Kindern, die nach langer Zeit
aus der Fremde, aus der Irre, aus schwerem Elend ins
Vaterhaus zurückkehrten. Mit einem tief ans Herzens¬
gründe kommenden Heilruf auf Kaiser und Volk be¬
grüßten wir unser Vaterland, und dann erbrauste in den
deutschen
Abend
ein
,Deutsch¬
land,
Deutsch¬
land über
s,die
England
gesäethat,
wird so¬
bald nicht
vergehen.
Und man
im-
wie-
r daß:
dieserHaß
bei der uns-
feindlichen
Menge
geschürt
wird durch..
Lügenbe¬
richte über
Belgien..