Volltext: 125. Heft 1914/17 (125. Heft 1914/17)

Viacb eurer französischen Darstelluu^ 
986 
Die Generale Botha und Smuts, einst nach dem 
Bnrenkriege in Deutschland gefeiert, waren nun die 
gehässigsten Handlanger der englischen Regierung ge¬ 
worden. Vergessen schien alles, was damals Deutsche 
für die Buren getan hatten. Botha, der Premierminister, 
besetzte Deutsch-Südwest, Smuts führte ein Heer nach 
Ostafrika. Viele Buren weigerten sich zwar, gegen die 
Deutschen zu kämpfen, die sogenannten „Nationalisten", 
Anhänger des Generals Hertzog, traten fast überall für 
unsre Landsleute ein, ohne ihre Unterstützung wären auch 
die Frauen und Kinder nicht in Freiheit geblieben. 
Überhaupt war der größte Teil des Burenvolkes den 
Deutschen nicht feindlich gesinnt, auch ihre Zeitungen be¬ 
teiligten sich nicht an dem sinnlosen Geschimpfe. Sie 
äußerten auch nach den Brennereien und Schandtaten 
offen ihren Abscheu. Die Regierung Bothas war die Seele 
all der Drangsalierungen, [und alles, was englisch war, 
leistete ihr Gefolgschaft. Leider gab es so manchen Ver¬ 
räter. Leute, die sich vor dem Kriege als Stützen des 
Deutschtums aufgespielt hatten, sagten sich in öffentlichen 
Blättern von ihren Volksgenossen los, legten ihren deut¬ 
schen Namen ab und kämpften sogar mit gegen Deutsch- 
Südwest und in Ostafrika. Um so mehr muß man den 
Mut, die Selbstverleugnung der Anderen anerkennen und 
bewundern, die ihr Volkstum nicht verleugneten und 
lieber alleFeindseligkeiten duldeten, allen Gef ehren trotzten. 
Pastor Wageners Leiden waren noch nicht zu Ende. 
Aus Lager 3, wo er abermals nach Möglichkeit sich der 
Landsleute annahm und sie durch Zuspruch tröstete, 
wurde er nach Lager 4 gebracht, nur weil er einem 
schwerkranken Deutschen, den man ungerecht verurteilte, 
beizustehen versuchte. Der Vater wurde jetzt von seinem 
ebenfalls gefangenen Sohne getrennt, trotzdem er bei 
feinern leidenden Zustande der Hilfe dringend bedurfte. 
Eingaben seiner Frau wurden nicht beachtet. Das ent¬ 
behrungsreiche, ungesunde Lagerleben mit seinen Demüti¬ 
gungen machte viele krank, eine große Anzahl starben. 
. Endlich, 
int April 
1916, 
schlug die 
Befrei¬ 
ungsstunde 
fürWage- 
ner. Nicht 
etwa, daß 
man il)it 
seiner Fa¬ 
milie wie- 
dergege- 
ben hätte, 
vielmehr 
erhielt er 
die Nach¬ 
richt, daß 
er nach 
Deutsch¬ 
land ent- 
lassen wer¬ 
den solle. 
Zwei sei¬ 
ner Kin¬ 
derbeglei¬ 
teten ihn. 
EinigeTa- 
ge durfte 
Transport bulgarischer Verwundeter im Tragkorb im Gebirge. 
2 OOOQOOOOOOOOOOOQ000000003> 
er noch bei den Seinen in Kapstadt weilen, dann ging 
es aufs Schiff. Im Zollhause trat ein höherer Polizei¬ 
offizier auf ihn zu, reichte ihm die Hand nnd sagte: 
„Gute Reife! Auf Wiedersehen, wenn bessere Zeiten 
gekommen sind." Es war — ein Irländer. 
Eine neue Zeit der Leiden begann in England. 
Im Hafen Tilbury mußten die Männer an Land, die 
Frauen und Kinder setzten allein die Reise fort. In Ber¬ 
lin wies ein Schutzmann die Tochter und beit Sohn 
Wageners an ein christliches Hospiz, so daß sie geborgen 
waren. Inzwischen wurde der Vater mit anderen zu¬ 
erst nach London gebracht, ins Gefangenenlager Alexandre 
Palace, dann nach Stratford. Hier dasselbe Bild wie in 
Südafrika. Bei ihrem Wege ins Lager wurden sie von 
einer johlenden Menge von Weibern und Kindern, die 
sie verspotteten und verhöhnten, begleitet. In Strat¬ 
ford traf Wagener auch mit Gefangenen zusammen, die 
vorher auf der Insel Man gewesen waren. Bekanntlich 
hatten die dortigen Lagerzustände zu einem Aufstande ge¬ 
führt. Die Leute trugen noch jetzt den Stempel der 
Entbehrungen und Krankheiten auf den Gesichtern. 
Im Juni endlich durfte Wagener, nach erfolgtem 
Protest an die englische Regierung, mit anderen seiner 
Leidensgenossen England verlassen. Auf dem „Prins 
Hendrik" fuhren sie nach Vlissingen. Alle Papiere, 
Bücher, Photographien mußten sie zurücklassen. Die 
englische Wache von einem Offizier und 10 Mann, die 
sie nach dem Schiffe gebracht hatte, betrug sich anständig, 
allerdings waren die Leute zu jedem der Deutschen mit 
der Bitte um ein Trinkgeld gekommen. 
„Als wir über die holländische Grenze nach Deutsch¬ 
land kamen," erzählt Pastor Wagener in feinem Bericht, 
„war uns zumute wie Kindern, die nach langer Zeit 
aus der Fremde, aus der Irre, aus schwerem Elend ins 
Vaterhaus zurückkehrten. Mit einem tief ans Herzens¬ 
gründe kommenden Heilruf auf Kaiser und Volk be¬ 
grüßten wir unser Vaterland, und dann erbrauste in den 
deutschen 
Abend 
ein 
,Deutsch¬ 
land, 
Deutsch¬ 
land über 
s,die 
England 
gesäethat, 
wird so¬ 
bald nicht 
vergehen. 
Und man 
im- 
wie- 
r daß: 
dieserHaß 
bei der uns- 
feindlichen 
Menge 
geschürt 
wird durch.. 
Lügenbe¬ 
richte über 
Belgien..
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.