Überwachung der männlichen Bevölkerung als dringend
nötig, denn ttt den belgischen Gemeinden an der hollän¬
dischen Grenze war beispielsweise ein deutlich fühlbarer
Abgang von Männern zu bemerken, auch wenn sie
nicht mehr im dienstpflichtigen Alter standen. Wohin
diese Leute verschwanden, hat sich bei vielbesprochenen
großen Spionageprozessen in Belgien, die mit manchem
Todesurteil endigten, in grellem Lichte gezeigt. Unsre
Gegner brauchen Menschen, die die ungeheuren Lücken
wieder ausfüllen. Dazu scheut man bei ihnen nicht
Mittel noch Wege; mögen sie auch beim Mißlingen den
sicheren Tod nach sich ziehen.
Als Gegenmittel halten wir Kontrollversammlungen
über die männliche Bevölkerung der besetzten Gebiete
schlagen des Angriffs infolge verzögerten Eintreffens von
Reserven und Munition unmöglich machen. Deshalb
wird die wichtige Brücke scharf bewacht. Im weiten
Umkreis um sie her muß der öffentliche Verkehr unter¬
bunden werden. Allmählich aber muß man fpäter in
Einzelfällen ausnahmsweise den Verkehr über die
Brücke erlauben. Die Bevorzugten, die unbedingt ver¬
trauenswürdig sein emüssen, erhalten einen besonderen
Erlaubnisschein und weisen sich für ihre Person durch
einen Paß mit Photographie aus.
Sodann bestand bei anderen Leuten des Dorfes
die wirtschaftliche Notwendigkeit, zu verreisen. Ein¬
und Verkauf, Familienangelegenheiten, wie Todesfälle,
Mithilfe bei Erntearbeiten in der Verwandtschaft usw.,
Phot. Paul Wagner, Berlin.
Paßaufnahme in -en besetzten Gebieten.
Schulbesuch in einer Stadt sind derartige Gründe. Im
Sperrgebiet einer Armeeabteilung kommen täglich bis
zu 300 solcher schriftlichen, mündlichen oder telepho¬
nischen Gesuche an. Gewöhnlich sind es Fälle, die kein
langes Aufschieben zulassen. Ein Stab von Offizieren,
Unteroffizieren, Mannschaften und Beamten macht sich
sofort an die Bearbeitung. Es sind das die Herren der
„geheimen Feldpolizei". Gerade diese Überwachung muß
äußerst pünktlich und gewissenhaft versehen werden, denn
am gefährlichsten sind die „reisenden Spione", die die Reise
benützen könnten, um ihrer Regierung oder Auftraggebern
nach sehr kurzer Zeit und in unbeschränktem. Umfange
mündliche Nachrichten zukommen zu lassen. Wie oft schon
hat hierbei die Photographie zur Entdeckung der fälschlichen
Benutzung eines Passes geführt, der an sich ordnungs¬
mäßig ausgestellt war, aber für eine ganz andere Person.
Die Ausführungen dürften klar zeigen, wie nötig die
Vervollkommnung der anfänglich von den Ortskomman¬
danten unterschriebenen und gestempelten Ausweis- und
Erlaubnisscheine war und welch unentbehrliche Rolle dabei
die Photographie spielte, die den früheren Trick unmöglich
gemacht hat, durch Weiterveräußerung der Erlaubniskarte
gerade solche Personen der Bevorzugung teilhaftig zu
machen, die davon ausgeschlossen werden sollten.
ab, wobei die Personalien des einzelnen genau auf¬
genommen werden. Um diese Angaben mit seiner
Persönlichkeit möglichst unzweideutig in Einklang zu
bringen, wird teilweise eine Photographie des Betref¬
fenden beigefügt, ein Verfahren, wie es unsre Polizei bei
Steckbriefen u. dgl. schon im Frieden anzuwenden pflegte.
Wenn schon die Ein- und Durchführung dieser Ma߬
nahmen in den Operations- und Etappengebieten viel
Mühe und Arbeit bereitete, so konnte man den Anforde¬
rungen des sich langsam wieder einstellenden Alltags¬
lebens noch viel schwerer entsprechen, ohne vereinzelte
Ungerechtigkeiten und Härten erstehen zu lassen.
Es wurde beispielsweise ein Dorf durch eine
Brückenüberführung über die Eisenbahnlinie in zwei
Niederlassungen geteilt, die natürlich an ihrem seit¬
herigen besonders engen persönlichen und Handels¬
verkehr festhielten. Anderseits war vielleicht gerade diese
Bahnlinie für taktische Maßnahmen, wie Heranführen
von Ersatz oder schnelles Verschieben der Reserven, von
besonderer Bedeutung. Eine Sprengung dieser Brücke
durch Spione unter Opferung ihres eigenen Lebens
würde bei einer feindlichen Offensive im vorn liegenden
Frontabschnitt voraussichtlich unsre ganzen Abwehr¬
maßnahmen stundenlang hinauszögern und das Ab-