Volltext: 118. Heft 1914/17 (118. Heft 1914/17)

Überwachung der männlichen Bevölkerung als dringend 
nötig, denn ttt den belgischen Gemeinden an der hollän¬ 
dischen Grenze war beispielsweise ein deutlich fühlbarer 
Abgang von Männern zu bemerken, auch wenn sie 
nicht mehr im dienstpflichtigen Alter standen. Wohin 
diese Leute verschwanden, hat sich bei vielbesprochenen 
großen Spionageprozessen in Belgien, die mit manchem 
Todesurteil endigten, in grellem Lichte gezeigt. Unsre 
Gegner brauchen Menschen, die die ungeheuren Lücken 
wieder ausfüllen. Dazu scheut man bei ihnen nicht 
Mittel noch Wege; mögen sie auch beim Mißlingen den 
sicheren Tod nach sich ziehen. 
Als Gegenmittel halten wir Kontrollversammlungen 
über die männliche Bevölkerung der besetzten Gebiete 
schlagen des Angriffs infolge verzögerten Eintreffens von 
Reserven und Munition unmöglich machen. Deshalb 
wird die wichtige Brücke scharf bewacht. Im weiten 
Umkreis um sie her muß der öffentliche Verkehr unter¬ 
bunden werden. Allmählich aber muß man fpäter in 
Einzelfällen ausnahmsweise den Verkehr über die 
Brücke erlauben. Die Bevorzugten, die unbedingt ver¬ 
trauenswürdig sein emüssen, erhalten einen besonderen 
Erlaubnisschein und weisen sich für ihre Person durch 
einen Paß mit Photographie aus. 
Sodann bestand bei anderen Leuten des Dorfes 
die wirtschaftliche Notwendigkeit, zu verreisen. Ein¬ 
und Verkauf, Familienangelegenheiten, wie Todesfälle, 
Mithilfe bei Erntearbeiten in der Verwandtschaft usw., 
Phot. Paul Wagner, Berlin. 
Paßaufnahme in -en besetzten Gebieten. 
Schulbesuch in einer Stadt sind derartige Gründe. Im 
Sperrgebiet einer Armeeabteilung kommen täglich bis 
zu 300 solcher schriftlichen, mündlichen oder telepho¬ 
nischen Gesuche an. Gewöhnlich sind es Fälle, die kein 
langes Aufschieben zulassen. Ein Stab von Offizieren, 
Unteroffizieren, Mannschaften und Beamten macht sich 
sofort an die Bearbeitung. Es sind das die Herren der 
„geheimen Feldpolizei". Gerade diese Überwachung muß 
äußerst pünktlich und gewissenhaft versehen werden, denn 
am gefährlichsten sind die „reisenden Spione", die die Reise 
benützen könnten, um ihrer Regierung oder Auftraggebern 
nach sehr kurzer Zeit und in unbeschränktem. Umfange 
mündliche Nachrichten zukommen zu lassen. Wie oft schon 
hat hierbei die Photographie zur Entdeckung der fälschlichen 
Benutzung eines Passes geführt, der an sich ordnungs¬ 
mäßig ausgestellt war, aber für eine ganz andere Person. 
Die Ausführungen dürften klar zeigen, wie nötig die 
Vervollkommnung der anfänglich von den Ortskomman¬ 
danten unterschriebenen und gestempelten Ausweis- und 
Erlaubnisscheine war und welch unentbehrliche Rolle dabei 
die Photographie spielte, die den früheren Trick unmöglich 
gemacht hat, durch Weiterveräußerung der Erlaubniskarte 
gerade solche Personen der Bevorzugung teilhaftig zu 
machen, die davon ausgeschlossen werden sollten. 
ab, wobei die Personalien des einzelnen genau auf¬ 
genommen werden. Um diese Angaben mit seiner 
Persönlichkeit möglichst unzweideutig in Einklang zu 
bringen, wird teilweise eine Photographie des Betref¬ 
fenden beigefügt, ein Verfahren, wie es unsre Polizei bei 
Steckbriefen u. dgl. schon im Frieden anzuwenden pflegte. 
Wenn schon die Ein- und Durchführung dieser Ma߬ 
nahmen in den Operations- und Etappengebieten viel 
Mühe und Arbeit bereitete, so konnte man den Anforde¬ 
rungen des sich langsam wieder einstellenden Alltags¬ 
lebens noch viel schwerer entsprechen, ohne vereinzelte 
Ungerechtigkeiten und Härten erstehen zu lassen. 
Es wurde beispielsweise ein Dorf durch eine 
Brückenüberführung über die Eisenbahnlinie in zwei 
Niederlassungen geteilt, die natürlich an ihrem seit¬ 
herigen besonders engen persönlichen und Handels¬ 
verkehr festhielten. Anderseits war vielleicht gerade diese 
Bahnlinie für taktische Maßnahmen, wie Heranführen 
von Ersatz oder schnelles Verschieben der Reserven, von 
besonderer Bedeutung. Eine Sprengung dieser Brücke 
durch Spione unter Opferung ihres eigenen Lebens 
würde bei einer feindlichen Offensive im vorn liegenden 
Frontabschnitt voraussichtlich unsre ganzen Abwehr¬ 
maßnahmen stundenlang hinauszögern und das Ab-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.