Volltext: 117. Heft 1914/17 (117. Heft 1914/17)

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Pfeife der fahrenden Züge, gleich einem Gruß aus der 
Heimat, die dern Feldheer mit tausend Händen alles 
reicht, was es braucht, und alles Entbehrliche zurück¬ 
führt. Es ist nicht zufällig, daß der verdiente frühere 
Feldeisenbahnchef Leiter des neuen Kriegsamtes ge¬ 
worden ist. Die Eisenbahnen sind die Adern, durch 
die das belebende Blut der Volksarbeit rollt, — 
ihnen wird einst ein großes Ehrenblatt der Geschichte 
dieses Krieges gehören. 
All das von der Eisenbahn Herangeführte muß 
den Bestimmungsorten, den Lazaretten, den Etappen" 
formationen, den fechtenden Truppen im Schützen¬ 
graben, zugeführt werden. Die Wegeverhältnisse sind je 
nach der Kultur und Bodenbeschaffenheit des Land¬ 
striches sehr verschieden, aber auch die besten Straßen 
werden durch Dauerbenutzung namentlich in Verbindung 
mit den Einflüs¬ 
sen schlechter Wit¬ 
terung unbenutz¬ 
bar. Unablässig 
muß daher daran 
gearbeitet wer¬ 
den, vorhandene 
Wegeverbindungen 
zu erhalten, neue 
Verbindungen zu 
schaffen. So ent¬ 
stehen Wegenetze 
in bisher wege- 
armen Bezirken, 
um noch in spä¬ 
ten Zeiten vom 
Kriege zu künden. 
Auf den Stra¬ 
ßen selbst ist ein 
ewiges Vor und 
Zurückvonschwer- 
beladenen Kolon¬ 
nen, von Kraft- 
wagen und pferdebespannten Fahrzeugen, von marschie¬ 
renden Truppenteilen aller Arten, von rasch dahin¬ 
sausenden Autos der oberen Kommandobehörden. Nur 
eiserne Ordnung kann hier Stockungen verhüten. Weg¬ 
weisende Tafeln führen durch die Ortschaften und regeln 
die richtige An- und Abfahrt zu den Entladestellen. 
Gendarmen und Posten halten auf gute Straßendisziplin. 
Das genaue Halten der rechten Straßenseite wird von 
den Truppen- und Kolonnenführern scharf überwacht. 
Wenn auch diese Ordnung schon im Frieden jedem 
Soldaten etwas Selbstverständliches geworden ist, so 
bedarf sie doch der steten Erziehung, lim namentlich in 
schweren Stunden erhalten zu bleiben. Hinter der 
Front wandelt sich der Soldat zum Landwirt. Noch 
unter dem Pfeifen der Geschosse pflügt er den eben er¬ 
oberten Boden, um die für Heimat und Heer sowie für 
die Bewohner der besetzten Gebiete verfügbare Acker¬ 
fläche täglich zu vergrößern und damit auch ohne Waffen 
dem Feinde und seinem Hungerkriege entscheidenden 
Widerstand zu leisten. Handel und Industrie leben 
unter einer sofort wirksam werdenden Verwaltung- auch 
in solchen Gebieten rasch wieder auf, durch die der Weg 
soeben noch verheerend gestampft ist. Das ist der Unter¬ 
schied gegen die Kriege früherer Jahrhunderte, die nur 
zerstörten und nicht wieder aufbauten. Der heutige 
Krieg lebt von dem Lande, in dem er haust, aber er be¬ 
fähigt durch seine friedliche Arbeit auch das Land, ihn 
zu erhalten. Ohne diesen Dienst hinter der Front wäre 
das schwerste wirtschaftliche Problem, die Ernäh¬ 
rungsfrage, gar nicht zu lösen. 
Welch ein unablässig flutendes Leben 
ist in dem Bereich hinter den Kampflinien. Die zur 
Ruhe zurückgezogenen Truppen werden immer wieder 
der Einzelausbildung zugeführt, um die Leistungen der 
Gesamtheit durch die erneut gefestigte Leistungsfähig¬ 
keit des einzelnen zu sichern. Unendliches ist in den 
Tagen der Ruhe in Ordnung zu bringen oder zu er¬ 
setzen. Überall müssen Depots sein, die das Erforder¬ 
liche rechtzeitig und in der nötigen Menge bereit halten. 
Zum Ausbau der endlosen befestigten Fronten muß 
das Material vorhanden sein. Man vergegenwärtige 
sich allein die Tausende von Kilometern von Stachel¬ 
draht. Der Kraftwagenverkehr verschlingt täglich Be¬ 
triebsstoff und Er¬ 
satzteile. Der Luft¬ 
krieg hat Parks 
von großem Um¬ 
fang geschaffen. 
Ganze Fabrik¬ 
betriebe müssen 
entstehen, um all 
diesen Bedürfnissen 
zu genügen. Die 
Industrie der Hei¬ 
mat muß gleich¬ 
sam ihreVorposten 
bis unter das Feuer 
der Geschütze vor¬ 
schieben. Die Tä¬ 
tigkeit der Feld¬ 
post muß im Ver¬ 
gleich zu früheren 
Kriegen Unge- 
heuresleisten.Der 
Briefverkehr und 
das Zeitungswesen 
haben in den letzten Jahrzehnten sich vervielfacht. Der 
Krieg hat an den bestehenden Verhältnissen nichts ge¬ 
ändert. Die Portofreiheit und die lange Trennung der 
Krieger von ihren Familien haben eher eine Steigerung 
der aufgelieferten Postsachen bewirkt. Trotz ihrer Über¬ 
lastung leistet die Feldpost das von ihr Erhoffte mit 
meist großer Pünktlichkeit und Schnelligkeit, aber immer¬ 
hin könnte ihr die schwere Aufgabe durch weises Ma߬ 
halten erleichtert werden. Ein Ruhmesblatt ist die 
Tätigkeit der Ärzte. Sie stehen an schwerer Stelle, 
Leben und Gesundheit preisgebend, um den Verwun¬ 
deten zu helfen, Krankheiten zu heilen und Epidemien 
zu verhüten. Die überwiegende Zahl der wieder kriegs¬ 
verwendungsfähig gewordenen Verwundeten, das Aus¬ 
bleiben großer Kriegsseuchen zeigt den Umfang und den 
Erfolg des ärztlichen Wirkens. 
Das alles ist der Dienst hinter der Front. Aber 
nicht nur pflichttreue Arbeit wird mit aufreibendem 
Einsatz aller Kräfte geleistet, auch Heldenmut und Kalt¬ 
blütigkeit werden Hinte? der Front bewiesen. Der Luft¬ 
krieg hat in raschem Fortschreiten zu regelmäßigen An¬ 
griffen feindlicher Flieger geführt. Ihre Ab wurfbomben 
suchen die Eisenbahnen und Bahnhöfe, sie gefährden die 
Unterkunftsorte hinter der Front und sogar friedliche 
Städte außerhalb des Kampfgebietes, sie ehren nicht das 
weithin sichtbar leuchtende Zeichen des Roten Kreuzes, das 
die Lazarette schirmt. Mancherlei Schutz- und Trutzmittel 
$l)uul tieiMiger Presse-Büro. 
Schneeschuhpatrouille rastet im verschneiten Dogesenwalde.
	        
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