Volltext: 116. Heft 1914/17 (116. Heft 1914/17)

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Das Halbmondlager zu Wünsdorf: Die betenden Mohammedaner vor der Moschee. 
Phot. A. Grohs, Berlin. 
lichen Harren aus Osten ein Dampfer heransteuert. Er 
ist demnach auf der Heimreise begriffen, mithin leer, 
was sich schon in großer Entfernung an dem hochragen¬ 
den Rumpf erkennen läßt, und nach den über die ganze 
Länge des Oberdecks sich erstreckenden, mittschiffshohen 
Aufbauten zu schließen ein Passagierdampfer in regel¬ 
mäßiger Fahrt. An ihm hat unser U-Boot kein Interesse, 
das nur feindlichem Kriegsgut und Bannware gilt. 
Gelassen stehen der Kommandant und der wacht¬ 
habende Offizier auf dem Turm des U-Bootes an die 
Reeling gelehnt, um den großen Dampfer passieren zu 
lassen, an dessen Bug sie mit dem Glas in vergoldeten 
Buchstaben den Namen „Ealedouia" entziffern können. 
Im Innern des U-Bootes sind auf Signal von der 
Brücke alle Mann auf ihre Posten geeilt, denn man kann 
nie wissen, was die Dampfer bei einer Begegnung mit 
einem U-Boot beginnen werden, besonders wenn es 
englische sind. Auf telephonische Anfrage des Kom¬ 
mandanten kommt aus der Zentrale die gleiche Antwort, 
daß nach Lloyds Register die „Ealedonia" ein englisches 
Schiff, also höchst verdächtig ist. 
Sie nähert sich schnell, und da! — wahrhaftig — 
ändert den Kurs und kommt mit hochschäumender Bug¬ 
welle direkt auf das U-Boot zu mit der unverkennbaren 
Absicht, es zu rammen. Augenblicklich verlassen die 
messer zeigt zwar genügend Tauchtiefe an, aber der 
Dampfer scheint mitten über das Boot hinweggegangen 
zu sein und sein Boden das Periskop gestreift zu haben. 
In der Tat läßt sich dieses, weil verbogen, nur mit 
vieler Mühe einziehen und wieder geraderichten. Offen¬ 
bar also ist der Dampfer getroffen worden und schon im 
sinkenden Zustand über das Boot gefahren, sonst hätte 
er auch das Periskop nicht mehr treffen können. Eine 
geschlagene Stunde dauert die Reparatur des Periskops 
unter Wasser; dann kann das U-Boot wieder auftauchen 
und nach dem Dampfer Umschau halten. ■ • 
Er ist getroffen und bereits gesunken! Ein großer 
Olfleck und treibende Schiffstrümmer bezeichnen in 
einiger Entfernung die Untergangsstelle. Aber dort, an 
Steuerbord querab im Abstand von 4 bis 5 Seemeilen 
segeln mit halbem Winde der Küste zu, alle mit gleichem 
Kurs wie eine Regatta, ein halbes Dutzend, nein mehr, 
im ganzen zehn weiße, gleich große und gleich getakelte 
Boote. Fraglos die Rettungsboote des Dampfers. 
Ein grimmiges Lächeln huscht über die ehernen 
Züge des Kommandanten. Dich Bürschchen werden wir 
bald haben! Er meint den Kapitän des Dampfers damit, 
der zu seinem nicht geringen Schrecken ebenfalls das 
wiederaufgetauchte U-Boot sieht, das er vernichtet und 
die Prämie dafür schon verdient glaubt. 
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Wie eins unsrer II-Boote einen englischen 
General gefangennahm. 
(Der Untergang der „Caledonia".) 
An einem Dezembertag des dritten Kriegswinters 
lag eins unsrer U-Boote im Mittelmeer auf der Route 
der Dampfer, welche zwischen den französischen Mittel¬ 
meerhäfen und Saloniki verkehren. Reiche Beute warfchon 
oft unsern U-Booten auf diesen Linien ins Garn gelaufen, 
und lang und immer länger ist die Liste desKriegsmaterials 
aller Art geworden, welches die Saloniki-Armee Sarrails 
vergeblich erwartete. Es ruht auf dem Grunde des 
Meeres, unschädlich gemacht von unsern U-Booten. 
Aber heute will keine Rauchfahne am westlichen 
Horizont auftauchen, und unser U-Boot bleibt auch an 
der Meeresoberfläche, als endlich nach langem, vergeb- 
beiden Offiziere den Turm und, in der Zentrale ange¬ 
langt, gibt der Kommandant die Befehle zum sofortigen 
Tauchen, Anlassen der Motoren und die Riibcrtom* 
mandos, um dem Stoß auszuweichen. 
Bange Minuten vergehen! Endlich ist das Boot 
bis zum Deck untergetaucht. Riesengroß wächst, von 
unten gesehen, der schon bedrohlich nahe Dampfer empor. 
Jetzt taucht die Plattform des Turmes unter, und 
das Tiefenruder tut Wirkung. Kurz bevor auch das 
Periskop unter Wasser verschwindet, liegt das Boot in 
so günstiger Richtung zum Angreifer, daß ein Torpedo 
auf ihn abgefeuert werden kann. Ob er aber getroffen 
hat, kann nicht mehr festgestellt werden, denn inzwischen 
ist auch das Periskop untergetaucht. 
Da verspürt man im Boot einen schwachen Ruck, 
und es holt etwas nach der Seite über. Der Tiefen-
	        
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