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denen die Schornsteine.von Feldbäckereien herausragten,
Geschützrohre und Lafetten verborgen lagen. Dabei
hatten wir gründlich vorbereitet. Unsere Heeresleitung
wollte das ganze Massiv nehmen und bis zum Tölgyes-
Paß durchstoßen.
Täuschung und Angriff gelangen vollständig. Im
ersten Ansturm wurden die Russen von der Höhe Batca
Rotunda geworfen. Auf der anschließenden Höhe 1141
hatte sich ein ganzes rumänisches Regiment befestigt;
es wurde erledigt. Es folgten andere Höhen, alles stark
befestigte und schwer zu ersteigende Berge. Über Gyergyö
und Tölgyes war'der Vorstoß bis in den Tölgyes-Paß
gelangt. Da stellte sich uns der breite und kahle Rücken
des.Hegyes in deü Weg. Hatten wir ihn, so waren wir
den Tölgyes-Paß durch.
Der Hegyes lag unüberwindlich wie ein Riese quer
über unsern Weg. Die Russen kannten seinen Wert:
war er genommen, so war ihr Zentrum durchbrochen.
Nach dem Verluste der Batca Rotunda und der an-
schließenden Höchen hatten sie den Hegyes an der Straßen-
sperre von Prisacani durch verstärkte Artillerie und In¬
fanterie zu sichern gesucht. Befehl war gegeben, den
Kamm bis zum Äußersten zu halten. Wir trommelten
den Berg mit Ekrasitgranaten so hageldicht ab, daß selbst
das dünne Riedgras auf ihm in Flammen aufging, doch
die russischen Bataillone standen. Frontal war der Berg
daher nur unter großen Verlusten zu fassen. Unsere
Heeresleitung ließ ihn deshalb von Süden anpacken.
Österreichisch-ungarische Verbände gingen zunächst die
südliche Vorhöhe Foter an, und abgesessene Kavallerie
machte sich an das mächtige Massiv Zsedany Hagy.
Unsre Artillerie klammerte sich buchstäblich an den Berg
an und schoß alle Gegenstöße der Russen zusammen.
Daß ein wichtiger Stützpunkt „erstürmt" wurde, kann
man im Gebirgskrieg nicht sagen. Er wird erklommen
und wird Schritt vor Schritt im blutigen Nahkampf
genommen. Hier auf dem Hegyes verteidigten sich die
Russen wie die Löwen. Ihre Offiziere wußten, daß es
um eine wichtige Entscheidung gehe. Aber da wir sie
zu erzwingen hatten,, so half dem Feinde keine noch so
zähe Gegenwehr. Gegen deutsche Bataillone ist auf
den Äckern der Entente kein Kraut gewachsen.
Während deutsche und österreichisch-ungarische Trup-
Pen den Kernpunkt des Tölgyes-Passes mit festem Griff
anpackten, versuchten die Russen südlich des Hegyes, am
Balaß Nyaka, eine Entlastung. Sie scheiterte, so ver-
zweifelt sie ins Werk gesetzt wurde. Nördlich des Hegyes
aber hatte unser linker Flügel noch ein saures Stück
Arbeit durchzuführen. Er mußte die Bitca Arsurita
nehmen, einen Felskegel, der steil und rissig wie eine
Dolomitenwand aufsteigt. Auf ihr hatten sich in Wochen-
langen Mühen Kosaken heraufgearbeitet. Sie hatten
jeden Hang befestigt und jede Zerklüftung verschanzt.
Den ungarischen Honveds war die Überwindung des
Kegels aufgetragen. Es erschien nicht menschenmöglich,
den Befehl auszuführen. Die Geländeschwierigkeiten
waren unüberwindlich» Geübte und unerschrockene Hoch-
touristen hätten hier im Frieden eine Glanzleistung zu
bewältigen gehabt. Die weniger geübten ungarischen
Landsturmleute schafften es ebenfalls! Vor den un-
liebsamen Überraschungen des Geschützfeuers bewahrte
sie unsre ausgezeichnete Artillerie, die den Gipfel
reinfegte und jedes Nest, aus dem ein russisches
Kanonenrohr heraussah, auffliegen ließ. Ein blutiger
Nahkampf, in dem die Honveds die Oberhand be-
hielten, machte den Berg zu dem unsern.
Der Paß war frei, die russisch-rumänische Verbin-
duug durchbrochen. Einen Schritt weiter hatte das
unbarmherzige Schicksal der Rumänen getan. E. B.
# *
Fliegerleben.
(Aus einem Feldpostbrief.)
„... Heute war's bitter kalt oben, mit ganz ver-
klammten Gliedern bin ich heruntergekommen. Jeden
Tag geht es in die Lüfte, um die feindlichen Flieger
abzuwehren oder Bomben zu werfen, was wir einen
„Bombenfilm" nennen. Mit meinem „Franz" steh'
ich sehr gut, er hat Lust und Liebe, „späht eine saubere
Wimper" und versteht eine Sache mit Verständnis zu
drehen. Doch steh' ich keineswegs so mit ihm, daß ich
ihn beim Vornamen nenne. Alle Beobachter, die mit
dem Flugzeugführer aufsteigen, nennen wir „Franz".
Das hat seine historische Berechtigung, wie ihr sofort
hören werdet. Die Sache war die: Bei einem Manöver
fragte eine hohe Persönlichkeit einen Flieger: „Wie
heißt Ihr Beobachter?" — „Ich weiß es nicht", ant-
wortete der, „ich nenne ihn immer Franz." Von da an
hat sich diese Benennung eingebürgert. Dies ist also
„mein Franz". Und damit ihr gleich auch über mich
Bescheid wißt: ich bin „sein Emil", so heißen laut Über-
entkommen die Flugzeugführer.
Im übrigen Hab' ich es in jeder Beziehung gut
getroffen. Wir haben nette Wohnungen, gute Ver-
pflegung und Arbeit da draußen, daß es „man so kracht".
Oft geht es tief in feindliches Gebiet hinein. Bei dunklem
Boden sieht man schwer, aber aus Hellem heben sich die
Orte leicht ab und sind gut anzusteuern. Sowie man
einige Kilometer drüben ist, fangen die „Flags" an zu
schießen. („Flag" bedeutet Fliegerabwehrgeschütz, wie
„Bäk" Ballonabwehrkanone.) Nun gilt es, den Dinger-
chen, die da in der Luft platzen, gut auszuweichen, was
volle Aufmerksamkeit und Berechnung erfordert. Haben
die Flags aufgehört, so kommen die feindlichen Flieger.
Beide wollen uns ihr Luftgebiet streitig machen. An
einer Höhe vorbei geht es zur Erkundung der feindlichen
Truppenbewegungen oder zur Störung der gegnerischen
Absichten durch „Bombenfilm". Sind die feindlichen
Heuschrecken näher heran, so beginnt der Franz mit dem
Maschinengewehr zu arbeiten. Ich höre das Tak-tak
und stelle mir vor, wie die Schüsse sitzen. Treten Lade-
Hemmungen ein, so ist es meine Aufgabe, dem Gegner
das Zielen zu erschweren. Ich „drehe Kurven". Alles
kommt darauf an, einen „sauberen Propeller" zu fliegen.
Franz hat seine Besinnung wieder gefunden und haut
den Gegner ins Kreuz. Das kann der nicht vertragen.
Wenn ihm so die Kugeln um die Ohren flitzen, dreht er
ab, entweder nach unten oder seitwärts, wo er auf andere
Beute lauert. Am liebsten ist es ihm, wenn er ein ein-
zelnes Flugzeug antrifft, das nicht durch Kameraden
geschützt ist. — Ist der Auftrag erfüllt, und sind die er-
wünschten Photographien gemacht, so geht es zurück,
und man ist gespannt auf das, was während der Heim-
fahrt noch kommen mag. Die feindlichen Flieger haben
sich hochgeschraubt und wollen uns nicht zurücklassen. Da
gilt es, sie abzuwehren, dann noch einmal dem Flagfeuer
entgehen; schnell steuert man dem heimischen Hafen
zu, um „in sauberem Schwünge" zu landen.
Nicht alle kommem heil davon, das wißt ihr,, aber
doch können wir sagen, daß wir für gewöhnlich gut ab-
schneiden. Jeder gibt sein Äußerstes her, es ist aber auch
herrlich, eine gute Maschine zu lenken, die jedem Griff