dann legten sich Soldaten auf die Flöße und wurden
vom Lande abgestoßen. Stunde aus Stunde mußten
sie warten, bis endlich die Strömung sie ihrem Ziele,
den schottischen Regimentern, die das seindliche Ufer
besetzt hielten, allmählich zutrieb. Im geeigneten Augen¬
blick eröffneten die Soldaten auf die lagernden Schotten
aus der Nähe ein rasendes Schnellfeuer, das sie mit
dröhnendem Hurrageschrei begleiteten. Während der
so entstandenen Verwirrung näherten sich vom deutschen
Ufer drei gepanzerte Motorboote, die aus ihren Schnell¬
feuergeschützen und Maschinengewehren den Feind zur
Flucht zwangen und ihm starke Verluste beibrachten.
Klugheit und Zähigkeit hatten auch hier zum gewünschten
Ziele geführt. Es ist durchaus unrichtig, wenn man hin
und wieder gefagt hat, daß der moderne Krieg den
einzelnen zum Gliede einer Maschine mache, und daß
den Munitions- und Verpflegungskolonnen, noch be¬
wegungsfähig, daß die Pferde trotz der von ihnen gefor¬
derten ungewöhnlichen Anstrengungen und trotz des Man¬
gels an Nachtställen noch leistungsfähig sind, daß die
Truppe auch in den schwierigsten Lagen immer „zu essen
und zu schießen" hat, das verdanken wir der hervorragen¬
den Energie der Kolonnenführer und der zähen, echt deut¬
schen Pflichttreue aller Wagenführer bis zum letzten
Trainsoldaten. Ohne ihre Leistungen hätten wir kein
Tannenberg und Jwangorod, kein Wloclawek und Lodz
gehabt, ständen wir jetzt nicht siegreich im Herzen Polens!
Deutsche Kriegslist.
Wie Offenheit ein Grundzug des deutschen Cha¬
rakters ist, so liebt der deutsche Soldat im Kriege das
offene, ehrliche Losgehen gegen den Feind. Kavallerist
und Infanterist fühlen sich bei der Attacke und beim
Sturm am wohlsten. Aber selten wird es ihnen so gut;
was den modernen Krieg entscheidet, ist mehr noch
Ausdauer und Zähigkeit, über die der Deutsche wiederum,
kraft seiner Rasse und Eigenart, in hohem Maße verfügt.
Eher könnte man annehmen, daß ihm die Kriegslist
weniger liegt; hier kommt dem Deutschen jedoch wieder
seine Phantasie und vielleicht auch seine Belesenheit
und sein Humor zugute. Von feindlicher Seite wird
berichtet, daß die Deutschen in der Erfindung von Kriegs¬
listen geradezu unerschöpflich sind. An „Lederstrumpf"
und „Die große Schlange" erinnert eine Begebenheit,
die von der Londoner „Daily Ehronicle" berichtet wird.
Die Deutschen sahen nämlich aus dem Überschwem¬
mungsgebiet der Dser zahllose entwurzelte Bäume und
Sträucher treiben und beschlossen, unter dieser Maske
sich dem Feinde zu nähern. Sie stellten eine Anzahl
kleiner, schmaler Flöße her, die sie mit Laubwerk um¬
gaben, wodurch sie den entwurzelten Bäumen und
Sträuchern glichen. Die Strömung wurde beobachtet,
Die Farbenskala unserer Gegner.
Als 1870 die „Grrrande nation" zum erstenmal
ihre Turkos und Zuaven auf uns losließ, da betrach¬
teten unsere Streiter diese merkwürdigen Stützen der
Zivilisation Frankreichs mit einem Gemisch von Er¬
staunen, Unwillen, Ekel und Hohn. Später, als unsere
Tapferen sahen, wie die armen Teufel, diese so furchtbar