Volltext: 11. Heft 1914 (11. Heft 1914)

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Zeltlager in -e« nördlichen Karpathen. Gezeichnet von K. Pippich. 
Das Zelt im Kriege. 
Es dürfte von allgemeinem Interesse sein, einen 
kurzen Überblick über die Bedeutung der Zelte für den 
Krieg in der Vergangenheit und in der Gegenwart zu 
geben. Sie spielten bei den alten Römern eine große 
Rolle, weil diese die Gewohnheit hatten, ihre Lager 
(castra) mit starker Umwallung zu versehen und die 
Truppen für lange Zeit darin unterzubringen. Das 
Zelt bestand aus gespannten Tüchern (tentorium) 
oder aus Fellen (pelles), die mehr geschätzt wurden, 
weil das Tuch aus jener Zeit nur geringen Schutz gegen 
Regen bot. Die Anlage und Verwendung der Lager 
ward zu einer technischen Wissenschaft (Castrametrie), 
die im 17. Jahrhundert wieder auftrat. Während des 
Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit behielten die 
Lager und mit ihnen die Zelte, in den Formen vielfach 
wechselnd, ihre Bedeutung bei. Diese ward erst ver¬ 
ringert, als die langsame methodische Kriegführung des 
18. Jahrhunderts durch die Strategie Napoleons mit 
ihrer großen Beweglichkeit abgelöst wurde. Die Heere 
lagerten nicht mehr so lange und bedurften der Zelte 
deshalb nicht mehr so dringend. Der Troß mußte ver¬ 
mindert werden und konnte nicht mehr so umfangreiche 
Zeltausrüstungen mitführen. Denn das Charakteristische 
früherer Zeiten war die Beförderung der Zelte auf den 
Fahrzeugen der Truppenbagage. In den Befreiungs¬ 
kriegen führten die deutschen Heere gar keine Zelte, 
mit. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts kamen 
bei den Franzosen die Kriegszelte (tentes d’abri) wieder 
auf, und zwar wurden sie zum erstenmal von den 
Mannschaften getragen. Die deutsche Heeresleitung 
führte nach dem Kriege 1870/71 ebenfalls die trag¬ 
bare Zeltausrüstung für die Fußtruppen und die 
Artillerie ein. 
Im gegenwärtigen Kriege, wo Millionen von 
Kämpfern zusammengezogen sind und die Ortschaften 
zur Unterbringung nicht ausreichen, wo der Stellungs¬ 
krieg erhöhte Bedeutung erlangt hat, ist die „Zeltbahn" 
eins der wichtigsten und unentbehrlichsten Ausrüstungs¬ 
stücke des Soldaten. Sie dient nicht nur dem Aufbau 
von Zelten im Biwak, sondern hat mannigfache Auf¬ 
gaben zu erfüllen. Den hohen Wert gibt ihr der wasser¬ 
dichte Stoff. Bei Regen benutzt der marschierende, 
der rastende und der auf Wache befindliche Soldat die 
Zeltbahn als Umhang, der ruhende Soldat als Decke. 
Sie schließt in den Schützengräben und Unterständen 
alle Öffnungen, ersetzt Türen, Vorhänge, Dächer, auch 
Bodenbretter und Tische, schützt vor allen Unbilden der 
Witterung, erhält eine erträgliche Temperatur in allen 
Erddeckungen, macht Heizung entbehrlich und ermöglicht 
allein, daß die Truppen bei jeder Witterung monate¬ 
lang mit guter Gesundheit im Schützengraben leben 
können. Mit Hilfe der Zeltbahnen wird häufig Ver¬ 
pflegung und Munition herangeschafft. Wenn hinter 
der Front Gebäude fehlen, werden durch Zusammen¬ 
knüpfen einer Anzahl von Bahnen große Zelte für die 
verschiedensten Zwecke errichtet: für Verwundete und 
Kranke, für Vorräte jeder Art, für den Bäckereibetrieb, 
für Pferde und Vieh. Selbst das Überschreiten von 
Der Krieg 1914. II.
	        
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