Volltext: 102. Heft 1914/16 (102. Heft 1914/16)

806 OOOOOOOOOOOOÜOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOaOOOOOOOOOQOQOOQOOODOOOOa 
kein Fronthindernis. Die russische Heerführung machte 
sich diese Gunst des Geländes zunutze, um durch ihren 
Überfluß an Menschen auch hier zu einem Durchbruch 
anzusetzen. Hier bildet die Wasserscheide zwischen Bug 
und Stochod—Styr, also ungefähr die Linie Gorochow— 
Swinjuchy—Saturzy—Kiselin den Gegenstand des russi- 
scheu Angriffs. Die tapferen k.u.k. Truppen standen unter 
dem Befehl des Generalobersten von Tersztyanszky, der 
sich hier durch tapferste Gegenwehr und schneidige Gegen- 
stoße einen Namen gemacht hat. Auch hier wogte der 
Kampf zwischen dem 7. und 8. August.am heftigsten, 
ohne daß dem Angreifer der geringste Erfolg blieb. 
deren Mitte etwa Swinjuchy liegt. Vier russische Korps, 
darunter beide frisch ergänzte Gardekorps, sollten nach 
anhaltendem Trommelfeuer endlich die Entscheidung 
herbeiführen. Was rücksichtsloser Einsatz der Truppe 
und Tapferkeit des Mannes anlangt, so ließ der Angriff 
nichts zu wünschen übrig. Aber die mangelnde Ein- 
heitlichkeit der Führung und die unvollständige Aus- 
bildung zu früh in die Truppe gestellter Rekruten machten ' 
sich hier auffällig bemerkbar. Die am Morgen des 
16. September einsetzenden Stöße wurden mit großem 
Schneid geführt. Aber sie waren in sich zusammenhangt 
los. Die einzelnen, in die völlig zusammengeschossenen 
Nach einer englischen Darstellung. 
Belgische mit) deutsche Leuchtraketen über dem überschwemmten Gebiet von Npern. 
Hartnäckig verharrte er aber bei seinem Entschluß. 
Sowie die Bataillone neu aufgefüllt waren oder frische 
Divisionen zur Ablösung eintrafen, brach der Angriff 
sofort von neuem vor. Immer mit dem gleichen Ergebnis. 
Schließlich reichte selbst Knute und Pistole der russischen 
Offiziere nicht aus, um ihre Mannschaft zum Sturm 
zu veranlassen. Die Berge von Leichen wiesen zu deutlich 
auf das Schicksal der Vorgänger hin, und es fehlte der 
Erfolg, dieser unsichtbare, den Geist beflügelnde und 
zu Großtaten anspornende Begleiter des Sieges. Die 
Armee Linsingen stand Ende August fest in ihrer Stellung. 
Der Angreifer hatte schwer gelitten und suchte zunächst 
an anderen-Stellen den Lohn, den ihm hier die blutigsten 
Opfer nicht gebracht hatten. 
* * 
* 
Mitte September waren die in den Augustkämpfen 
schwer erschütterten Russen soweit erholt und aufgefüllt, 
daß sie sich zu einem neuen Durchbruchsversuch stark 
genug fühlten. Diesmal wurde der entscheidende Stoß 
in einer etwa 15 Kilometer breiten Front geführt, in 
Gräben eingedrungenen Abteilungen benahmen sich recht 
hilflos. Sie wurden eine willkommene Beute der un- 
gestüm mit Handgranaten auf sie eindringenden Reserven 
des Verteidigers, den nun das Aufhören des auf andere 
Stellen verlegten russischen Artilleriefeuers aufatmen 
ließ. Am Abend des 16. September konnte der General 
v. d. Marwitz melden, daß alle Stellungen fest in unsrer 
Hand waren. Auffallend war hier der schwere Zusammen- 
, bruch der Angriffstruppen. Er kennzeichnete sich in 
einer völligen Ruhe in der dem blutigen Tage folgenden 
Woche. Bei der Nähe der beiderseitigen Gräben — sie 
liegen an manchen Stellen kaum 150 Meter ausein- 
ander — konnte man die vor und in den Hindernissen 
aufgehäuften Leichen zählen. Es waren weit über 
10 000 tote Russen. Da ist es zu verstehen, wenn den 
Angreifer eine völlige Entmutigung überfällt. In der 
Tat zeigte sich deutlich mit der Dauer der Kämpfe bei 
den Russen ein Abnehmen der Angriffsfreudigkeit, bei 
dem Verteidiger ein stets wachsendes Vertrauen in die 
eigene Kraft. Incus.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.