Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Tiermedizin 
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Vertretern auch nur dem Namen nach je an geeigneter Stelle einen angemessenen 
Platz anzuweisen, um so weniger, als das Ziel des vorliegenden Werkes allein auf die 
Darstellung der wesentlichsten Neuerungen ausgeht, die der derzeitige Krieg in 
den Gebieten der deutschen Naturwissenschaft und Technik an neuen Erfindungen 
und Entdeckungen und deren Nutzanwendung bisher gebracht hat. Und auch in 
diesen erscheint eine weise Beschränkung mit Rücksicht auf den diesem Beitrag 
angewiesenen Raum geboten. Deshalb soll hier nur auf die hauptsächlichsten 
Ergebnisse der durch den Krieg gezeitigten Errungenschaften teils in allgemeinen 
Übersichten, teils unter Anführung einzelner Tatsachen eingegangen werden. 
Im Vordergrund der Leistungen der Veterinärmedizin im Weltkriege stehen 
die Maßnahmen zur Bekämpfung der besonders opferreichen Tierseuchen, 
voran des Rotzes, dann der Räude, der Brustseuche und sonstiger Seuchen der 
Brust- bzw. Atmungsorgane, der Piroplasmose und anderer Epizootien des Pferdes. 
Ihnen schließen sich solche zur Tilgung und Eernhaltung der Rinderpest, der Toll 
wut des Hundes usw. an. 
Die Rotzkrankheit, diese bisher wegen ihres zumeist chronischen Verlaufs 
und ihrer großen Anst^ckungsfähigkeit gefürchtetste Seuche der Einhufer, die, durch 
den Bazillus mallei (malleus das latinisierte [raXtc == schwerer Nasenkatarrh des 
Esels der griech. Sprache) hervorgerufen, zur Entwicklung meist eiterig zerfallender 
Knötchen und aus solchen entstandener größerer Geschwüre und auch Neubildungen 
im Gewebe der Schleimhäute, der Haut und der inneren Organe insbesondere der 
Lungen und Lymphdrüsen führt, hat in erster Linie die Tätigkeit der Veterinäre 
des Feldes und des Heimatlandes herausgefordert. Nachdem dank den sorgfältigen 
Impfversuchen Rayers (1837) und Leblancs (1838) und den jeden Zweifel aus 
schließenden Beweisen Gerlachs (1868) und Bollingers (1874) die Weiterverbreitung 
der Krankheit ausschließlich durch mittelbare oder unmittelbare Berührung mit 
kranken Tieren oder deren Krankheitserzeugnissen nachgewiesen worden war 
und nachdem schon vor der einwandfreien endgültigen Entdeckung ihres Erregers 
durch Löffler und Schütz (1882/86) das deutsche Tierseuchengesetz mittelst seines 
energischen Vorgehens gegen alle rotzkranken, rotzverdächtigen und rotz ansteckungs 
verdächtigen Tiere mit der Verbreitung der Krankheit innerhalb Deutschlands 
im allgemeinen aufgeräumt und die Seuche nur mehr auf die an die veterinärpolizei 
lich weniger überwachten Nachbarländer angrenzenden Gebiete .zurückgedrängt 
hatte, waren doch noch eine Anzahl von Fragen offen geblieben, deren Beantwortung 
schon mangels des erforderlichen Materials in unserem Vaterlande auf Schwierig 
keiten stieß. Darin hat die infolge der Einschleppung an der Ost- und auch an der 
Westfront aufgetretene ziemlich erhebliche Zahl von Rotzfällen auch unter den 
Pferden des eigenen Heeres Wandel geschafft. Von besonderer Wichtigkeit er 
scheinen unter ihnen solche aus dem Gebiete der anatomischen Veränderungen, 
der Heilbarkeit und des Verlaufs der Seuche, sowie der Diagnostik derselben. Wenn 
schon oben angedeutet wurde, daß die Rotzkrankheit vorzugsweise mit der Bildung 
eiterig zerfallender Knötchen und Granulome Hand in Hand gehe, die dann teils 
zur Entstehung eines eiterig-schleimigen Nasenausflusses, teils zur Allgemeininfektion 
des Körpers auf dem Wege der Blut- oder Lymphbahnen führen können, so hat 
die neueste Erfahrung gelehrt, daß diese Knötchen als die manchmal alleinigen
	        
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