Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

„Dem großen deutschen Volke, einem Geschlecht von Denkern und Kritikern, 
einem fremden, aber mit ihm vertrauten Publikum, tief im Urteil, aufrichtig im Tadel, 
großmütig in der Würdigung, widmet dieses Werk ein englischer Verfasser.“ 
D iese Worte setzt ein bekannter englischer Schriftsteller einem seiner be 
deutendsten Werke voran 1 ), es sind Worte, die keinen Zweifel lassen an der 
Aufrichtigkeit der Gesinnung. Freilich waren sie niedergeschrieben zu einer Zeit, 
da noch nicht Neid und Habsucht das Urteil trübte, wo in gerechter Würdigung 
der Bedeutung des deutschen Volkes die Hochachtung mit dem Wunsche sich ver 
band, seine Größe anzuerkennen. Und dieses Volk, die Träger der Kultur durch 
Jahrhunderte hindurch, auf deren Bildungsstätten die Kulturvölker aller Nationen 
ohne Ausnahme ihr Wissen bereicherten, die geistige Bildung sich erwarben, dieses 
Volk ist heute, im Kriege, ein Volk der Barbaren! 
Aber die Worte Bulwers sind wahr und sind wahr geblieben, und wenn sie 
noch eines Beweises bedürften, so ist er im gegenwärtigen Kriege erbracht. Neben 
den hervorragenden militärischen Leistungen verdankt Deutschland seine Erfolge, 
ja, seine Existenz jenen Fähigkeiten, die der englische Schriftsteller in den kurzen 
Worten so klar hervorhebt. Der Denkarbeit und der tiefen, gründlichen Forschung, 
die, namentlich auf dem Gebiete der Naturwissenschaften, ungeahnte, staunenswerte 
Ergebnisse zeitigten. Unsere Aufgabe soll es nun sein, im folgenden den Anteil, 
den die Physik an den Errungenschaften nimmt, in ihren Grundzügen zu verfolgen. 
Die Physik ist jene Wissenschaft, die die Naturvorgänge in bezug auf die 
Bewegung der Körper, auf die Kräfte, durch die diese hervorgerufen wird, und deren 
Ursachen erforscht, kurz alle Vorgänge, bei denen keine Änderungen in der Wesen 
heit der Körper eintreten. Unserem Zweck entsprechend behandeln wir nur die 
Vorgänge, die sich auf unserer Erde abspielen und fragen uns, welche Bedeutung 
ihnen im Kriege zukommt. 
Die Waffe des Fernkampfes. In sinnreicher Weise hatten schon die 
Griechen und Römer Kriegswerkzeuge konstruiert, die eine wesentliche Unter 
stützung des Nahkampfes bildeten. So entstanden die Wurfmaschinen (Katapulte), 
deren Zweck es war, schwere Massen in die feindlichen Reihen zu schleudern. 
Dazu reichte die menschliche oder tierische Kraft direkt nicht aus, sie mußte viel 
mehr in den Wurfmaschinen aufgespeichert werden, um dann mit einem Male 
zur Geltung zu kommen. Der Schleudermechanismus wurde durch Hebelübertragung 
nach und nach in die höchste Spannung versetzt und erhielt so einen Arbeitsvorrat 
(potentielle Energie), der durch Betätigung der Auslösevorrichtung der Schleuder 
masse als Bewegungsenergie (kinetische Energie) mitgeteilt wurde. Die dabei 
verrichtete Arbeit konnte beträchtlich sein, und doch verschwindet sie gänzlich 
1 ) Ernst Maltraverä, ein Roman von Eduard Lytton Bulwer, London 1837.
	        
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