Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Hygiene im Kriege 
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Der Jahreszugang an Kriegsseuchen oder sonstigen bemerkenswerten Krank 
heiten betrug, gleichfalls berechnet auf je tausend der Kopfstärke: 
im Kriegsj ahre I 
ii 
Pocken 
0,01 
— 
Unterleibstyphus . . . . 
5,6 
1,4 
Fleckfieber 
0,03 
0,08 
Ruhr 
2,8 
1,8 
Asiatische Cholera . . . . 
0,32 
0,24 
Wechselfieber 
0,17 
0,80 
Scharlach 
0,18 
0,15 
Masern 
0,07 
0,06 
Diphtherie 
0,24 
0,57 
Tuberkulose 
2,9 
1,7 
Lungenentzündung . . . 
6,8 
4,0 
Brustfellentzündung . . . 
7,7 
6,0 
Nervenkrankheiten . . . 
24,3 
21,5 
Also die meisten Krankheiten zeigen einen deutlichen, zum Teil erheblichen 
Rückgang. 
Die Kriegsseuchen Pocken, Cholera und Typhus sind dank der Schutzimpfungen 
und sonstigen hygienischen Maßnahmen teils ganz erloschen (Pocken), teils sehr 
vermindert, namentlich der Typhus. Das will um so mehr besagen, als das zweite 
Kriegsjahr die Truppen viel weiter in ungesunde, schlecht versorgte Gegenden 
nach Osten und Südosten geführt hat. Bei Ruhr, Typhus und Cholera spielt neben 
dem Trinkwasser auch die Güte und Sorgfalt der Ernährung eine Hauptrolle. Die 
Zahlen beweisen, wie auch sie sich vervollkommnet hat. Seit November 1915 sind 
an Cholera überhaupt nur noch vereinzelte Fälle vorgekommen. 
Eieckfieber und Wechselfieber, sowie Diphtherie haben etwas zugenommen. 
Bei letzterer Krankheit ist die gleiche Beobachtung auch für die Zivilbevölkerung 
gemacht worden; es handelt sich dabei um eine große epidemiologische Wellen 
bewegung, deren letzte Ursache noch strittig ist. Verlauf und Ausgang der Krank 
heit aber wird durch die sogleich überall einsetzende Heilserumbehandlung so 
günstig beeinflußt, daß Todesfälle nur noch selten sind. 
Fleckfieber und Wechselfieber sind fast ausschließlich auf dem östlichen 
und südöstlichen Kriegsschauplatz heimisch und werden dort, wie bereits oben 
erwähnt, durch Insekten verbreitet. Zu ihrer Vernichtung ist ein Kampf mit 
allen erfolgversprechenden Mitteln eingeleitet. Seine guten Wirkungen offenbaren 
sich bereits in einer großen Verminderung der Erkrankungsfälle während der 
letzten Monate. 
Manchmal wird die Besorgnis laut, daß der lange, anstrengende Krieg die 
Feldtruppen doch nachhaltig in ihrer körperlichen und geistigen Kraft und Leistung 
schädigen müsse. Wenn dem so wäre, so würde sich das besonders durch Ver 
mehrung der Lungen- und Nervenkrankheiten äußern. Statt dessen erfahren wir 
eine Abnahme dieser Krankheiten. Das ist für die Zukunft unseres ganzen Volkes 
von größtem Segen. Nicht geschwächte, anfällige, sondern an Leib und Seele 
gekräftigte, widerstandsfähige Männer werden aus dem Kriege heimkommen.
	        
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