Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Bakteriologie im Kriege 
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Sporenbildende Stäbchen. 
Bei den nunmehr zu betrachtenden Stäbchen bilden die vegetativen Formen 
unter bestimmten Bedingungen Dauerformen oder Sporen. Es sondeit sich dann, 
sei es an einem Ende, in der Mitte oder irgendwo sonst eine Plasmamenge ab, welche 
besonders reich mit Reservestoffen versehen ist. Im Laufe der Weiterentwickelung 
umgibt sich das abgegrenzte Plasma mit einer Wandung und wird zur Spore. 
Solcher sporenbildender Bakterien kennen wir ebenfalls wieder eine große 
Menge, teils sind es harmlose Saprophyten, teils außerordentlich gefährliche und 
gerade im Krieg ungeheuer unangenehme Parasiten. 
Die Sporen lassen sich, je nach ihrer Stellung und Gestaltung, zur Diagnose 
heranziehen, genügen indessen allein noch nicht zur Einteilung dieser Bakterien 
gruppe. Biologische Merkmale, in erster Linie das Verhältnis zum Sauerstoff, 
sind hierfür von besonderer Wichtigkeit. Wir teilen die sporenbildenden Stäbchen 
am besten in aerobe und anaerobe Sporenbildner ein. 
Aerobe sporenbildende Bakterien. 
Bacillus subtilis. 
Wohl der verbreitetste und am längsten bekannte hierhergehörige Bazillus 
ist der von Cohn beschriebene Heubazillus oder B. subtilis. Er bildet kurze, kräftige 
Stäbchen mit abgerundeten Ecken, die oft zu langen Stäbchenketten verbunden 
sind, zahlreiche peritriche Geißeln ermöglichen eine lebhafte Beweglichkeit. Bei 
Luftzutritt werden leicht in der Mitte des Bazillus ovale Sporen gebildet, die bei 
geeigneter Färbung deutlich hervortreten. 
Der Heubazillus ist im Boden, im Heu, in anderen zusammengehäuften Pflanzen 
teilen sehr häufig. Für Menschen ist er nicht pathogen, und für den Krieg hat er 
keine besondere Bedeutung. Wir mußten ihn aber wegen seiner Ähnlichkeit und 
nahen Verwandtschaft mit einem anderen Bazillus, der in der Bakteriologie eine 
große Rolle gespielt hat und noch spielt, hier kurz betrachten, es ist das der Milz- 
brandbazillus. 
B. anthracis. 
Die bedeutsamen Arbeiten Kochs, welche am Anfänge der modernen Bak 
teriologie stehen, haben wir schon kurz gewürdigt. Hier wurde der Milzbrand 
bazillus besonders eingehend beschrieben. Es handelt sich bei ihm um ein Stäbchen, 
welches im Blute lebender Tiere infolge schnell aufeinanderfolgender Teilungen 
zumeist als Einzelstäbchen auf tritt, im Blute toter Tiere oder in anderen geeigneten 
Nährflüssigkeiten zu ungewöhnlich langen, unverzweigten Fäden auswachsen 
kann, wobei in der Regel zahlreiche Sporen gebildet werden. Der B. anthracis 
bringt besonders den gefürchteten Milzbrand bei Rindern, Schafen usw. hervor, 
ist aber auch für den Menschen hochgradig pathogen und wird gelegentlich auf ihn 
übertragen. Durch die sehr widerstandsfähigen Sporen erhält er sich mancher 
orts lange Zeit hindurch auf Weiden, von wo die Sporen dann in Wunden usw. 
gelangen und wieder neue Infektionen erzeugen können. Für den Krieg hat der
	        
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