Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Bakteriologie im Kriege 
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Schlachttieren gefunden und auf diese Weise auf den Menschen übertragen. Viel 
häufiger als B. typhi kam B. paratyphi schon im Frieden auch in der Außenwelt 
zur Beobachtung, wenngleich die Anschauungen über die Allgemeinheit der Ver 
breitung dieses Bakteriums in der Außenwelt noch durchaus nicht übereinstimmend 
sind. Näheres hierüber findet man bei Hübener, Fleischvergiftungen und Para 
typhusinfektionen . 
Auch im Kriege ist B. paratyphi B. erheblich häufiger zur Beobachtung 
gekommen, als B. paratyphi A. Genauere Angaben hierüber werden sich aber erst 
später machen lassen. 
B. dysenteriae und pseudodysenteriae. 
Die Ruhr ist ebenfalls eine Heeresseuche von besonders hoher Bedeutung. 
Als Erreger dieser klinisch ziemlich einheitlichen, wenn auch sehr verschieden 
schwer auftretenden Erkrankung kommen einmal, besonders in heißeren Ländern, 
Amöben in Frage, die aber hier nicht zu besprechen sind. In unseren Klimaten 
ist es in erster Linie eine Reihe einander sehr nahestehender Bakterienarten, von 
denen besonders 2 Typen hervortreten: B. dysenteriae und pseudodysenteriae. 
Die Ruhrbazillen sind kurze, plumpe, von B. coli morphologisch nicht sicher 
unterscheidbare Stäbchen, welche keine Geißeln haben, also bewegungslos sind. 
Sie kommen in größerer Menge ausschließlich im Darm des Menschen vor. Sie 
können also auch weder aus dem Blut noch aus dem Urin praktisch festgestellt 
werden, wenngleich einige Angaben über spärliches Vorkommen im Blute vor 
liegen. Zur Diagnose geht man demnach ähnlich vor, wie bei der Feststellung von 
B. typhi aus den Darmentleerungen. Auch die Ruhrbakterien unterscheiden sich 
von den Ooli-Bakterien durch die Unfähigkeit, Milchzucker zu vergären. Wenn man 
also Stuhl auf Drigalskiplatten, welche zur Ruhrdiagnose im Gegensatz zur Typhus 
diagnose in erster Linie in Frage kommen, ausstreicht, so wird man auch hier die 
Milchzucker nicht vergärenden als rühr verdächtig auf fassen. Der Verdacht gewinnt 
an Bedeutung, wenn man nach Abimpfung in Bouillon die Unbeweglichkeit fest 
stellen kann. Man schreitet dann zur Agglutination mit Ruhrserum. Man verwendet 
eine Reihe verschiedener Sera, Welche mit verschiedenen Ruhrbazillenstämmen her 
gestellt sind. Über diese Ruhrbazillenformen herrscht noch keine vollkommene'Einig 
keit. Über eine Form allerdings, die von Shiga ursprünglich mangelhaft beschriebene, 
2 Jahre später von Kruse einwandfrei festgestellte Form, die von beiden als B. dysen 
teriae bezeichnet wurde, und die sich sowohl serologisch als durch die Unfähigkeit, 
Mannit zu vergären, von den anderen Formen unterscheidet, herrscht wohl kaum 
noch ein Zweifel. Sie ist eine wohlcharakterisierte Art. Unter den Ruhrbakterien 
formen, welche Mannit zu vergären in der Lage sind, werden von den verschiedenen 
Autoren eine Reihe nicht immer übereinstimmender Formen beschrieben, 
die sich teils durch ihr agglutinatorisch.es Verhalten, teils durch die Gärfähigkeit 
verschiedener Kohlehydrate und Alkohole unterscheiden sollen. Hier werden noch 
weitere Untersuchungen einzusetzen haben, um übereinstimmende Klarheit zu 
stande zu bringen. Wir fassen diese Formen, unter welchen besonders die Flex- 
nerschen, die Y- und Strong-Formen bekannt sind, zu denen andererseits eine 
Anzahl von Kruse beschriebener Typen gehören, als B. pseudodysenteriae zusammen.
	        
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