Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Die Zoologie im Kriege 
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Anlagen deutlicher werden läßt, wird durch den Deckelapparat Luft in das Eiinnere 
auf genommen; durch Saugbewegung vom Vorderdarme aus kommen die Luft 
blasen in rhythmische Bewegung, die unmittelbar das Leben des Eies beweist. 
Der völlig entwickelte Embryo des sechsten Tages zeigt alle Einzelheiten des 
äußeren Baues; der ganze Körper erscheint gelblich-grün, die Klauen braungelb, 
das Auge braunrot. Die pumpenden Atembewegungen dauern fort; wahrscheinlich 
durch gesteigerte Luftaufnahme ins Eiinnere wird der kunstvolle kleine Deckel 
des Eies (Mikropylapparat), der mit 12—17 kleinen, Luftkanäle enthaltenden Pris 
men besetzt ist, abgesprengt, worauf die Larve ausschlüpft (Abb. 4). Die junge, 
etwa 1 Millimeter große Larve gleicht dem reifen Tier; nur sind die Fühler noch 
dreigliederig und die Geschlechtsunterschiede nicht ausgebildet. Die Larven 
machen erst eine dreimalige Häutung 
durch, die je nach Temperatur und Er 
nährung acht Tage oder länger bean 
sprucht; erst dann sind die Geschlechter 
äußerlich zu unterscheiden und fort 
pflanzungsfähig . 
Die Fundorte der Läuse und 
ihrer Eier am menschlichen Körper und 
außerhalb desselben sind je nach dem 
Grade der Verlausung verschieden. Wäh 
rend sie bei geringer Verlausung in den 
Wäschestücken und inneren Kleidern sitzen 
und nur zum Blutsaugen den Körper be 
fallen, verbreiten sie sich bei zahlreichem 
Auftreten über alle Kleidungsstücke und finden sich auch häufig an den behaarten 
Körper st eilen, auch an Kopf- und Schamhaaren. Bei stark verlausten Soldaten 
sitzen sie außer in der Leibwäsche namentlich in den Halsbinden, Strümpfen, Fuß 
lappen und Schuhwerk, unter den Achselstücken, Rockkragen und Taschenklappen, 
an Pelzwerk, Lederriemen und allen Ausrüstungsstücken, bei Verwundeten in 
und auf den Verbänden. In der Umgebung des Menschen halten sie sich namentlich 
in wollenen Decken, Federbetten, Bettwäsche, ferner an den Fußböden, Wänden 
und Möbeln stark verlauster Räume, in von Verlausten benutzten Eisenbahnwagen 
usw. auf. Die Tiere selbst bleiben allerdings nur bei öfterem Blutsaugen länger 
am Leben, während die Nissen in verlassenen Quartieren eventuell erst nach 
mehreren Wochen absterben. Für die Eiablage (Abb. 5 u. 6) werden hervor 
springende Stellen bevorzugt, namentlich werden die Nissen mit dem Hinterende 
an Wollfasern, Haaren, Kleiderfalten und Nähten angekittet. Hase beschreibt 
die regelmäßige Anordnung der Nissen entsprechend den Druck- und Zugrich 
tungen der Kleider in einem Russenhemd, das 3800 lebende Läuse enthielt. Auch 
auf der Außenseite von Kleidungs- und Ausrüstungsstücken finden sie sich überall 
da, wo sie nicht leicht abgerieben werden können, z. B. an den Knopflöchern der 
Kleider oder am Schloß und den Ösen eines Ledergürtels. Rauhe, faserige Stoffe 
werden bevorzugt (Wolle, Filz, Flanell), glatte (Seide, Metall) ungern aufgesucht. 
Der angebliche Läuseschutz durch seidene Unterkleidung beruht wohl auf der 
Abb. 4. Deckel des Läuseeies mit Mikropyl 
apparat (nach Hase 1916)
	        
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