Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Zur Psychologie des Krieges und der Erfindungen 
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schiede, die darauf beruhen, daß der einzelne Mensch, vermöge zum Teil noch 
unaufgeklärter Eigenschaften der Bauart des Ohres oder der geistigen Anlage, 
Schallrichtungen besser taxieren kann als andere. Versuche über diese Fähigkeit 
zur Beurteilung von Schallrichtungen bei den einzelnen Menschen sind außerordent 
lich interessant und haben für eine ganze Reihe von militärischen Aufgaben die 
größte Bedeutung. So kann z. B. im Minenkrieg eine scharfe Wahrnehmung der 
Schallrichtung von einem oder mehreren Beobachtern in einem Horchstollen von 
der größten Bedeutung werden, um die Stelle einer vom Feinde drohenden Gefahr 
zu erkennen. So kann es besonders in dem Festungs- und Pionierkrieg geschehen, 
der gerade in diesem Krieg sich so außerordentlich entwickelt hat. Die Übung 
des Raumsinnes ist eine der wichtigsten militär-pädagogischen Aufgaben. 
II. Das Gedächtnis und Merkfähigkeit. 
Die sinnliche Wahrnehmung bietet das Material für das Gedächtnis. Dieses 
ist bei den verschiedenen Menschen nicht selten in den einzelnen Sinnessphären 
verschieden entwickelt, sodaß es ausgeprägte Gedächtnistypen von bestimmter, 
z.B. visueller oder akustischer Beschaffenheit gibt. Allerdings ist das Ge 
dächtnismaterial in der Regel nicht nach den Gruppen der Sinnesorgane geordnet, 
sondern in der menschlichen Erinnerung sind akustische, optische, räumliche und 
andere Elemente in sehr mannigfaltigen Kombinationen verknüpft. 
Gerade dadurch entsteht im Hinblick auf die verschiedene Stärke der Er 
innerungsfähigkeit in den einzelnen Sinnesgebieten die eigentümliche Folge, daß 
von einer komplizierten Wahrnehmung bei einzelnen Menschen bestimmte Teile 
leichter verloren gehen als andere. Eine möglichst gleichmäßige Beschaffen 
heit der einzelnen Wahrnehmungselemente ist für die Güte des Gedächt 
nisses ausschlaggebend und läßt sich, abgesehen von den natürlichen Unter 
schieden der Anlage, bis zu gewissem Grade üben. Neben der Schärfe der sinnlichen 
Wahrnehmung ist das Gedächtnis von grundlegender Bedeutung für militärische 
Leistungen, und die Übung des Gedächtnisses ist vom psychologischen 
Standpunkt ein Hauptfaktor bei der militärischen Erziehung. 
Dabei sind in der Praxis, z.B. bei Meldungen von Patrouillen, zwei Dinge 
eng miteinander verknüpft, nämlich 1. die Erinnerung an das Wahrgenommene; 
2. die Fähigkeit des Ausdruckes. 
Es kann Vorkommen, daß eine Person mit gutem Gedächtnis durch die 
Schwierigkeiten beim Ausdruck so gehemmt ist, daß ihre Meldung mangelhaft 
erscheint, während umgekehrt eine glatte Ausdrucksfähigkeit eine nicht vorhandene 
Schärfe des Gedächtnisses Vortäuschen kann. Die experimentelle Psychologie hat 
eine ganze Reihe von Methoden angegeben, um Gedächtnis und Merkfähigkeit zu 
prüfen. Vom Standpunkt der Militärpsychologie erscheint es notwendig, eine 
Reihe von solchen einfachen Methoden zur Prüfung und Ausbildung der Gedächtnis 
leistung zu verwenden. Untersucht man in dieser Weise eine größere Zahl von 
Menschen mit solchen einfachen Methoden, so tritt sehr bald in auffallender 
Weise eine gewisse Gesetzmäßigkeit der Leistungen hervor, sodaß man von 
einer Norm reden kann, von der aus der Einzelne Streuungen nach oben und
	        
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